Donnerstag, 2. Februar 2023

Weingarten: Kiesabbau im Altdorfer Wald spaltet Gemeinderat

Schwäbische Zeitung hier  Von Stefanie Rebhan

Jugendgemeinderat fordert, dass sich Weingarten gegen den Kiesabbau positioniert

Der Kiesabbau im Altdorfer Wald beschäftigt mehr Weingartener Gemeinderäte als die Stadtverwaltung wohl angenommen hat. 

Der Jugendgemeinderat hatte in einem Antrag gefordert, dass sich Weingarten gegen den Kiesabbau positioniert. Diesen Antrag wollte die Stadt ablehnen, doch die Abstimmung im Rat ging unentschieden aus. 

Bei vier Enthaltungen wurde die Stadt stattdessen beauftragt, eine Informationsveranstaltung zum Thema zu organisieren. Zudem haben die Grünen einen neuen Antrag im Sinne des Jugendgemeinderates gestellt.

Oberbürgermeister Clemens Moll erklärte, weshalb die Stadt dem Wunsch des Jugendgemeinderates nicht entsprechen kann: „Es ist leider so, dass die Gemeinde Weingarten für das Thema Kiesabbau weder örtlich noch sachlich zuständig ist und daher auch nicht eingreifen kann.“ Moll ist mit dem Thema Kiesabbau von seiner Zeit als Bürgermeister von Amtzell vertraut. Denn die Asphaltmischanlage, die Teil der Debatte ist, steht unter anderem auf Amtzeller Gemarkung.

Hinzu komme, dass die Stadt ihre Stellungnahme bereits für den Regionalplan abgegeben habe. (Die Planung ist abgeschlossen, der Plan liegt gerade in Stuttgart zur Genehmigung bei der Landesregierung. Da nochmal einzugreifen, sei nicht möglich.

Für Moll persönlich sei die Gefährdung des Trinkwassers die rote Linie, bei der er sich Gedanken machen würde. Nach seinem Kenntnisstand sei diese jedoch nicht überschritten. Tatsächlich bestätigte dies ein Gutachten, das die Gemeinden Baienfurt und Baindt in Auftrag gegeben haben. Zudem brauche die Region den Kies - unter anderem für den Wohnungsbau und die Straßen. Damit wird der Kiesabbau auch vom Regionalverband begründet.

Jugendgemeinderat-Sprecher Tim-Lucas Leidig versuchte die Emotionen der Gemeinderäte zu wecken, unterstützt von einem Dutzend Zuhörer im Raum. Er höre immer, dass Weingarten nichts mit dem Problem im Altdorfer Wald zu tun habe, doch immerhin sei Weingarten - das früher Altdorf hieß - Namensgeberin des Waldes.

Für viele, vor allem ältere Menschen, gehöre der Wald zu Weingarten wie das Münster zu Ulm. Dass sich Weingarten gegen den Kiesabbau ausspricht, würde diesen zwar erst einmal nicht verhindern, „aber es sendet ein starkes Zeichen für andere Kommunen, dasselbe zu tun.
Es sendet ein Zeichen an das Land Baden-Würtemberg, dass wir eben nicht damit einverstanden sind, unseren Wald zu opfern“, so Leidig. Viele Kommunen um den Altdorfer Wald haben ein solches Zeichen schon vor Jahren gesendet.

Dass es einen starken Bezug zwischen Weingarten und dem Altdorfer Wald gibt, sieht auch Hermine Städele von den Grünen so. Die Fraktion habe bereits früher einen entsprechenden Antrag gestellt, der jedoch nie zu einem Abschluss gekommen war. „Das geht uns direkt etwas an, auch wenn wir keinen direkten Einfluss haben. Der Altdorfer Wald ist ein Naherholungsgebiet für viele Weingartener“, sagt sie.

Noch in der Sitzung stellten die Grünen den Antrag, die Stadt möge sich für den Schutz des Altdorfer Waldes einsetzen. Außerdem solle sie den Antrag der Fraktionen des Kreistags des Landkreises Ravensburg unterstützen, in dem es darum geht, die Einrichtung eines Naturparks zu prüfen.

Auch die SPD sprach sich für die Forderung des Jugendgemeinderates aus. „Wir sollten der Jugend Mut machen, mit legalen Mitteln für eine bessere Welt zu kämpfen“, sagte Fraktionsvorsitzende Doris Spieß. Es sei unter anderem ein Unding, dass seit Jahren viel Kies nach Österreich exportiert werde, damit der Rohstoff dort gespart werden kann. Die SPD plädierte darum dafür, die Resolution zu unterstützen, „im Sinne unseres Waldes, unserer Heimat und der Zukunft von uns und unserer Kinder“.

Anders sah das Horst Wiest, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler Weingarten..........

Tim-Lucas Leidig verbucht keinen Erfolg für den Jugendgemeinderat. Das Ergebnis sei ernüchternd, es passiere „wieder“ nichts. Er dankte den Grünen sowie der SPD und teilte mit: „Kein Dank geht raus an OB Moll, die Verwaltung und einen großen Teil der anderen drei Fraktionen, die den Wald zwar irgendwie auch schützen wollen, irgendwie aber halt auch nicht“.

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