Mittwoch, 8. Februar 2023

Update: Darum brauchen wir den Biber

Update: ein aktueller Anlass für das Update ist der Artikel in der Schwäbischen Zeitung  hier, in dem Klaus Hoher als "naturschutzpolitischer Sprecher der Landtags-FDP" den Abschuss der Biber fordert. 

links: ohne Biber hat es hier im Sommer immer sehr mau ausgesehen: Jedes Jahr war das ganze Bachbett trocken gefallen. Im letzten Sommer gab es hinter dem Biberdamm wenigstens noch ein kleines Rinnsal, da der Damm nicht vollständig dicht ist.

Biber findet man bei uns inzwischen ziemlich viele. Zumindest die Fraßspuren von Ihnen. Das stimmt.
Die Landwirte sind alles andere als begeistert, auch das ist wahr. Doch zurecht?

Einen Artikel aus dem letzten heißen Sommer, in dem die Dreisam in Freiburg streckenweise verschwand, ist für mich ziemlich aufschlussreich. Denn die Schweiz gibt eine gute und natürliche Lösung vor. hier
Und damit zurück zum Biber, der ähnliches schafft: der ist in der Lage, uns bei der Lösung einiger unserer akuten Probleme zu helfen. Erst kürzlich in Markdorf wurde das kommuniziert  hier. Grund genug genauer hinzusehen!

Quarks  hier  Aktualisiert: 10. April 2019

Er war fast ausgerottet, jetzt kehrt er zurück – und viele schimpfen auf den Biber.
Wir nicht, wir feiern ihn.

#1 Artenvielfalt

Der Biber schafft Lebensräume, die durch zunehmende Landwirtschaft seltener werden. Laut dem Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland ist er ein Ökosystemingenieur und ein „Motor“ der biologischen Vielfalt.

Denn er baut Dämme und gestaltet so neue Ökosysteme. Zum Beispiel entstehen durch die Dämme stille Gewässer inmitten von Fließgewässern. Abgesehen davon fällt er Bäume – dunkle Waldbereiche werden so zu offenen Lichtungen.
Die Folgen: An den Ufern der Gewässerlandschaften siedeln sich Pappeln an. Vögel finden in den toten Bäumen sicheren Unterschlupf und die Artenvielfalt von Libellen, Heuschrecken und Lurchen nimmt zu.

#2 Hochwasserschutz

Biberdämme stauen das Wasser und verringern die Fließgeschwindigkeit. Auf diese Weise fließt das Wasser langsamer ab – je nach Gelände um bis zu 160 Mal langsamer als in Gebieten ohne Biberdämme.

Dort fließt Wasser innerhalb von drei bis vier Stunden ab, während es in Gebieten mit Biberdämmen bis zu 19 Tage zurückgehalten wird. Schon im Oberlauf von Bächen versickert mehr Wasser und der Wasserstand sinkt. Dadurch unterstützt der Baumeister den natürlichen Hochwasserschutz.

#3 Klimaschutz

Mit seinen Aktivitäten trägt der Biber zu Artenvielfalt und funktionierenden Ökosystemen bei. Beides ist grundsätzlich wichtig für den Klimaschutz. Außerdem binden Biberteiche eine Menge CO2 aus der Luft. Das Thema „Biber und Klimaschutz“ ist aber sehr komplex....


BUND hier

 Biber fördern Artenvielfalt und verbessern Wasserqualität!


In einem Artikel vom August „Hegefischer schlagen Alarm: Biber zerstören Fischgewässer“ wird der Biber verantwortlich dafür gemacht, dass in den Oberläufen der Lohr und ihrer Nebenflüsse den Fischen der Lebensraum genommen wird. Eine Ausbreitung des Bibers führe man auf das Fehlen natürlicher Feinde zurück. Gleichzeitig vermisse man ein Konzept zur „Biber-Problematik“.


Der BUND Naturschutz (dieses Mal aus Bayern)  nimmt dazu wie folgt Stellung:

Der Biber, ein urbayrisches Tier, das seit bereits vor über 15 Mio Jahren hier gelebt hat, war Ende des 19. Jahrhunderts ausgerottet. Mittlerweile ist der Biber wieder in Bayern heimisch und hat sich viele Reviere zurück erobert. Ein ausgeklügeltes Reviersystem beschränkt Biberfamilien dabei auf ein bestimmtes Terrain und macht eine Übervermehrung biologisch unmöglich. Auch das Fehlen natürlicher Feinde spielt bei Bibern so gut wie keine Rolle, vielmehr regulieren Biber ihre Bestandsdichte selbst.

Seit seiner Wiedereinbürgerung hat sich der Biber als Landschaftsgestalter schlechthin bewiesen: dort wo er tätig wird sorgen seine Aktivitäten für eine Strukturbereicherung und Auenrevitalisierung, was sich positiv auf  die Entwicklung der Artenvielfalt auswirkt. Biberreviere zählen zu den artenreichsten Biotopen im Freistaat. Auch Fische profitieren enorm von der Umtriebigkeit des Bibers. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass in den Biberrevieren nicht nur mehr verschiedene Fischarten leben, sondern auch das Gewicht der einzelnen Tiere zunimmt. Auch die Fischdichte kann dort bis zu 80-mal höher sein als in biberfreien Gewässern. Biberdämme verwandelten reine Fließgewässer in ein System aus unterschiedlich großen Teichen und dazwischen liegenden Fließgewässerstrecken, auf denen Fische Biberdämme umwandern können. Im Gegensatz zu vielen von Menschen gemachten Barrieren beeinträchtigen Biberdämme die Durchgängigkeit der Gewässer nicht.

Durch das stehende und langsamer fließende Wasser werden Sedimente und Nährstoffe in den Biberteichen zurückgehalten und bilden so den Anfang eines reichhaltigen Nahrungsnetzwerkes im Biberteich und in dessen Umgebung. Der Sedimentrückhalt führt dazu, dass unterhalb des Biberdamms das Wasser klarer ist und Kieslücken im Bach wieder freigespült werden. Dies schafft Laichgründe für Fischarten wie Äsche und Forelle.

Der Mensch dagegen hat dem Bach 99% seines „ursprünglichen“ Raums genommen, ihn begradigt, den Fischen Versteck- und Rückzugsräume genommen. Zudem wirken stoffliche und andere Belastungen auf die Bäche. Deswegen verpflichtet uns die Wasserrahmen-Richtlinie, das Wassergesetz und auch Naturschutzgesetze und die bayerische Biodiversitätsstrategie zur Renaturierung und ökologischen Verbesserung der Gewässer, was bereits in vielen sehr guten Projekten auch auf der kommunalen Ebene umgesetzt wird. Kombiniert man nun eine Nutzungsaufgabe der Uferrandstreifen mit der Duldung von Biberaktivitäten ist der Wert für den Naturschutz erheblich.

Aber auch für den Hochwasserschutz leistet der Biber wichtige Arbeit: während in einem Gebiet ohne Biberdämme ankommendes Wasser innerhalb von drei bis vier Stunden wieder abfließt, dauert es in gestauten Bereichen bis zu 19 Tage. Dadurch versickert und verdunstet bereits im Oberlauf von Bächen mehr Wasser und Hochwasserspitzen werden gekappt. Umgekehrt profitieren in trockenen Jahren Natur und Landwirtschaft vom „Wasserrückhaltesystem“ des Bibers.

Trotz all dieser Leistungen des Bibers für Mensch und Natur gibt es in unserer dicht besiedelten und intensiv bewirtschafteten Landschaft  Konflikte: zum Beispiel wenn der Biber mit einem seiner Dämme eine Wiese unter Wasser setzt oder ein Traktor im unterhöhlten Uferbereich einbricht. Deshalb gibt es bereits seit 1996 ein Bibermanagement des Freistaates Bayern. (das gibt es auch bei uns!)


Mehr Info dazu: 

Projekt Biber und natürlicher Rückhalt  hier

Projekt "Die Wirkung des Europäischen Bibers (Castor fiber) auf den natürlichen Wasserrückhalt an ausgewählten Fließgewässern Bayerns".


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