BODENSEEKREIS: Klimawandel und Plastik belasten See
Erderwärmung, Mikroplastik und die Quagga-Muschel setzen dem Bodensee zu. Diese und weitere Erkenntnisse sind bei einer Veranstaltung des Langenargener Fördervereins Seenforschung zum Thema „Herausforderungen und Perspektiven für den Bodensee im Klimawandel“ dargelegt worden. In Sachen Mikroplastik wurden Handlungs- und Lösungsansätze gefordert. Zudem ging es um die Frage, wie viel thermische Nutzung der See verträgt.
Der Bodensee gilt als eines der bestuntersuchten Ökosysteme der Welt......
Klar wird: Die Erderwärmung setzt dem See zu. Noch schneller als die Lufttemperatur geht die Wassertemperatur nach oben – und das nicht nur an der Oberfläche. Lag die Temperatur im Schnitt der vergangenen 30 Jahre in einem halben Meter Tiefe bei etwa 12 Grad Celsius, wurden 2020 bereits 14 Grad Celsius gemessen. In 250 Metern Tiefe stieg sie von 4 Grad Celsius in den 60er Jahren auf 5,3 Grad Celsius im Jahr 2020.
Warme Winter verhindern das Abkühlen des Oberflächenwassers, das im Spätwinter normalerweise nach unten sinkt, sodass das Wasser zirkulieren kann. Jetzt wird das Tiefenwasser mit immer weniger Sauerstoff aus den oberen Schichten versorgt, weshalb die Phosphorkonzentration konstant niedrig gehalten werden muss. Denn mehr Phosphor bedeutet mehr Algen, deren bakterieller Abbau zusätzlich Sauerstoff verbraucht. Warme Winter ohne Schnee führen zu höheren Wasserständen als der zwischen 1850 und 2021 errechnete Mittelwert. Trockene Sommer lassen die Wasserstände dagegen unter diesen Wert sinken. Kommt es dann wie in den vergangenen Jahren zu Starkregenereignissen, werden vermehrt Nährstoffe über die trockenliegenden Uferzonen ins Wasser gespült und die Reduktion des Sauerstoffs durch Zersetzung von Algen schreitet voran.
„Vermutlich sind wir erst am Anfang einer dramatischen Entwicklung“, sagt Harald Hetzenauer. In einer Tiefe von 20 bis 30 Metern sei der Seegrund bereits flächendeckend mit mehr als 10 000 Quagga-Muscheln pro Quadratmeter bedeckt, berichtet der Leiter des Instituts für Seenforschung. Seit ihrem ersten Fund 2016 verbreitet sich die Muschel mit rasender Geschwindigkeit. ...
In keinem anderen europäischen Land wird so viel Plastikmüll produziert wie in der Bundesrepublik. ...Auch in Fischen und Vögeln am und im Bodensee wurden sie bereits nachgewiesen. Doch wie aus einem Faktenblatt der IGKB aus dem Jahr 2020 hervorgeht, stelle die aktuelle Konzentration noch keine relevante Beeinträchtigung der Trinkwasserqualität dar. Welchen Beitrag können die Gemeinden leisten, um zukünftig Plastik einzusparen? Hier fordert Gattenlöhner ein Seenpapier mit konkreten Handlungs- und Lösungsansätzen.
Wie viel thermische Nutzung verträgt der See? War sie bis 2014 verboten, so ist sie jetzt unter strikten Auflagen erlaubt. Das Potenzial sei riesengroß. Gemäß einer theoretischen Abschätzung, und Harald Hetzenauer betont, dass sie wirklich theoretisch sei, ließe sich mit einer Temperaturdifferenz von 0,2 Grad Celsius ein Gigawatt Energie erzeugen. Angeblich ausreichend für die Wärmeversorgung aller Einwohner um den See. Wie soll das funktionieren? Robert Scherer, Bürgermeister in Meersburg, erklärt, was dort seit 2019 in Planung ist. Durch etwa 60 Meter lange Rohre soll aus dem See Wasser mit einer Temperatur von 5 Grad Celsius entnommen werden, das in einen Wärmetauscher an Land geleitet wird. Dieser entzieht dem Wasser Energie, die in ein Nahwärmenetz eingeleitet und von dort an die angeschlossenen Objekte verteilt werden soll. Das auf 3 Grad abgekühlte Wasser geht zurück in den See....
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