Und jetzt? Monate später stehen wir genauso da wie vorher, ohne ausreichende Maßnahmen.
Nachdem sich bereits die Regierung selbst in den Klima- Himmel gelobt hatte (hier). Nachdem schon dieses unzureichende Register hart umkämpft war - wo soll der Konsens für mehr herkommen?
Es wäre schön wenn das Drumrum-Gerede endlich mal aufhören würde und man mit ernsthaften Maßnahmen beginnen würde!
Auch in Baden-Württemberg.
Update:
Nach massiver Kritik: BW-Landesregierung verteidigt Klimaregister
14.2.2023 SWR hier
Bei der Vorstellung des neuen Klimamaßnahmenregisters betonte Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) den "lernenden" Charakter des Systems. Aus Sicht der Kritiker reicht das nicht.
Die baden-württembergische Landesregierung hat ihr neues Klimamaßnahmenregister gegen teils massive Kritik verteidigt. "Der Klimaschutz ist die bedeutendste Herausforderung unserer Zeit", sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bei der Vorstellung des Registers am Dienstag in Stuttgart. "Es braucht aber noch mehr Tempo und wirksame Maßnahmen, um unsere Klimaziele zu erreichen", so Kretschmann.
Umweltministerin: "Startschuss für Steuerung von Klimaschutzmaßnahmen"
Landesumweltministerin Thekla Walker (Grüne) sprach von einem "Startschuss" für die Steuerung aller Klimaschutzmaßnahmen in Baden-Württemberg und einem "fundierten Paket". "Und klar ist, wir werden in den kommenden Jahren noch umfassendere und wirksamere Maßnahmen brauchen", sagte die Ministerin am Dienstag. "Es ist wichtig zu verstehen, dass es kein Zielkonzept ist, sondern dass es jährlich weiterentwickelt wird."
Gegnerinnen und Gegner aus Umweltschutzverbänden und Opposition halten dennoch weiter an ihrer Kritik fest. Selbst aus Sicht des Klimasachverständigenrats ist das Register noch zu unzureichend und unkonkret. "Der erhoffte Doppelwumms für's Klima ist es nicht", sagte die Vorsitzende Maike Schmidt.
Für den Rat forderte sie Nachbesserungen, vieles von dem, was die Landesregierung jetzt vorgebe, sei bekannt und werde bereits angewendet. Es gebe noch erhebliche strukturelle und inhaltliche Lücken, außerdem seien viele Fragen zur Finanzierung und zum Zeitplan ungeklärt.
"Wir vermissen zudem die klare Priorisierung des Klimaschutzes im Handeln ebenso wie in der Kommunikation der Landesregierung", watschte Schmidt die Koalition ab. "Energiesparen, Energieeffizienz und nachhaltigen Konsum gilt es fest und dauerhaft in der Gesellschaft zu verankern", forderte die Ratsvorsitzende.
Kretschmann: "Tun viel für den Klimaschutz"
Ministerpräsident Kretschmann entgegnete dem, die Klimapolitik der Landesregierung könne niemals den Anforderungen der Wissenschaft entsprechen. Zum einen schränkten der Fachkräftemangel und die Verfügbarkeit von Geldmitteln die Möglichkeiten zur Umsetzung der Ratschläge ein, zum anderen müssten auch wirtschafts- und sozialpolitische Aspekte berücksichtigt werden.
"Wir tun schon seit Jahrzehnten viel für den Klimaschutz - wir sind nur nicht schnell genug", sagte Kretschmann. Kommunikativ sei das ungünstig: "An dem Tag, an dem wir die Maßnahmen verkünden, sind sie schon veraltet - das ist gar nicht zu ändern." Aber in der Sache sei das neue Klimaregister ein richtiges Konzept, so der Ministerpräsident.
hier in SWR 14.2.2023 HENNING OTTE + CHRISTIAN SUSANKA
Sachverständigenrat BW: Die oberste Regierungsberaterin in Klimafragen hat den Maßnahmenkatalog für Baden-Württemberg als zu lasch kritisiert. Der Ministerpräsident will ihn heute der Öffentlichkeit präsentieren.
Am heutigen Dienstag wollen Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Umweltministerin Thekla Walker (beide Grüne) das geplante Klima-Maßnahmenregister der grün-schwarzen Landesregierung vorstellen. Bereits im Vorfeld gab es daran rege Kritik. Noch vor der Veröffentlichung hat nun selbst die oberste Regierungsberaterin in Klimafragen den geplanten Maßnahmenkatalog der grün-schwarzen Landesregierung als zu lasch kritisiert.
"Ich erwarte, dass das Maßnahmenregister so noch nicht ausreicht", sagte Maike Schmidt, Vorsitzende des Klima-Sachverständigenrats, dem SWR.
Aus meiner Sicht ist das ein Zusammenstellen von dem,
was man ohnehin schon macht."
In dem Register ist zum Beispiel die längst eingeführte Solarpflicht auf Neubauten oder das Jugendticket im ÖPNV aufgeführt, das zum 1. März kommt. Das sei nicht genug, um die ehrgeizigen Klimaziele bis 2030 zu erreichen, so Schmidt. Der Maßnahmenkatalog spiegele nicht wider, dass Baden-Württemberg seine Klimaschutzziele bereits in sieben Jahren 65 Prozent des Ausstoßes an Kohlendioxid (CO2) im Vergleich mit 1990 einsparen wolle.
Expertin moniert das Fehlen von Fristen und Budgets
Darüber hinaus sind die Maßnahmen im Register aus ihrer Sicht zu unkonkret. Schmidt vermisst zum Beispiel eine Positionierung der Landesregierung, wie sie den Kohleausstieg flankieren will. "Dafür bräuchte es zum Beispiel eine konkrete Unterstützung der Erdgasbetreiber oder Maßnahmen für die Wasserstoff-Infrastruktur."
Viele Dinge in dem Katalog seien zwar richtig benannt, ob die Intensität der Maßnahme ausreicht, sei aber nicht erkennbar. Das liege auch daran, dass die Maßnahmen zum großen Teil keinen zeitlichen Rahmen haben und auch nicht budgetiert sind. "In vielen Fällen braucht es eben auch Geld, um Dinge erst anzustoßen", sagte die Expertin vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg.
Keine Sanktionsmöglichkeit bei Nichterreichen der Klimaziele
Schmidt beklagte außerdem, dass es keine Sanktionen gibt, wenn die Ministerien ihre Ziele nicht erreichen.
Zwar soll der vom Land eingesetzte Expertenrat jedes Jahr die Einhaltung überprüfen, doch durchsetzen kann er die Ziele nicht. "Wir können als Sachverständigenrat nur die Probleme benennen, ein scharfes Schwert haben wir nicht. Nur das scharfe Schwert des Wortes", sagte die Wissenschaftlerin.
Kretschmann und Walker wollen an diesem Dienstag das Register mit seinen über 250 Maßnahmen der Öffentlichkeit vorstellen. Auch Schmidt wird mit auf dem Podium sitzen. Für die Fortschritte in den einzelnen Bereichen sollen laut Gesetz die jeweiligen Ministerien zuständig sein. In dem Register ist zum Beispiel die längst eingeführte Solarpflicht auf Neubauten oder das Jugendticket im ÖPNV, das zum 1. März kommt, aufgeführt.
Opposition und Umweltverbände hatten das Register bereits heftig kritisiert. Die Landesregierung hatte aber auch selbst stets betont, das Register sei erst der Anfang, es müsse ausgebaut und abgearbeitet werden.
Fridays for Future enttäuscht: "Register weitgehend wertlos"
Die Umweltbewegung Fridays for Future zeigte sich enttäuscht:
"Wir sind ziemlich überrascht, dass dieses Register,
das so groß angekündigt wurde,
für die Klimapolitik in Baden-Württemberg am Ende
weitestgehend wertlos ist.
In seiner jetzigen Form ist das Register ein weiteres Beispiel
für die schlechte, verfehlte Klimapolitik der Landesregierung",
sagte ein Sprecher dem SWR. In dem Register würden keine Maßnahmen genannt, die tatsächlich eine Klimawende bedeuteten. "Stattdessen verliert man sich im Klein-Klein."
Laut Fridays for Future soll die Regierung endlich die heißen Eisen anfassen, etwa eine landesweit verpflichtende ÖPNV-Mindesttaktung oder Temporeduzierungen im Autoverkehr.
Das Maßnahmenregister: hier Quelle: dpa Baden-Württemberg
Die Zeit hier 13. Februar 2023
Umweltschützer zerpflücken Klima-Maßnahmen-Register
Mit einem Bündel von 254 Maßnahmen soll Baden-Württemberg seine Klimaziele erreichen, allerdings lassen Umweltverbände kaum ein gutes Haar am sogenannten Klima-Maßnahmen-Register. Das offiziell noch unter Verschluss gehaltene Register mit den konkreten Vorgaben für die Ministerien werde in keiner Weise der Herausforderung gerecht, vor der Baden-Württemberg im Klimaschutz stehe, kritisierte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) am Montag. «Es ist erstaunlich, dass die Landesregierung ein so dürftiges und fantasieloses Papier vorlegt», erklärt die BUND-Landesvorsitzende Sylvia Pilarsky-Grosch.
In dem Register, das am Dienstag vom Kabinett beschlossen werden soll, will die Landesregierung zentrale Maßnahmen, die sie selbst ergreift, sammeln und laufend aktualisieren. Wie in einer Art öffentlich einsehbarem Werkzeugkasten soll vor allem festgehalten werden, mit welchen Anschaffungen, Umbauten oder Reformen Kohlendioxid (CO2) eingespart werden soll. Das Land hat sich zum Ziel gesetzt, seinen Treibhausgasausstoß bis 2030 um 65 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren und bis 2040 klimaneutral zu werden - fünf Jahre früher, als es der Bund für Deutschland beschlossen hat.
Die Maßnahmen haben die jeweiligen Ministerien entwickelt. Der Fortschritt der Maßnahmen soll jedes Jahr durch den vom Land eingesetzten Klimasachverständigenrat überprüft werden. Sanktionsmöglichkeiten sind aber nicht vorgesehen. Neben der bereits bekannten Solarpflicht auf Neubauten und dem schon beschlossenen Investment in grüne Finanzanlagen gehört auch das Jugendticket zu den Maßnahmen, ebenso der Ausbau der Videotechnik bei Gerichtsprozessen und die Aufstellung eines Landesentwicklungsplans. Andere Vorhaben sind konkreter, darunter der Bau von 20 Radschnellwegen bis 2030, Vorhaben zur Kompostierung oder auch zum Biomüll und Recycling.
«Wir können keine innovativen Maßnahmen erkennen», bemängelte Pilarsky-Grosch.
Sie habe es weder geschafft, wirksame Kernmaßnahmen zu identifizieren und festzuschreiben, noch sei der Katalog in die Maßnahmen auf Bundes- oder EU-Ebene eingebettet. «Einzelne Maßnahmen, wie die Anschaffung schaltbarer Steckerleisten, wirken eher hilflos, als dass sie den Herausforderungen im Klimaschutz gerecht werden», sagte Pilarsky-Grosch.
Die wichtigen Bereiche Mobilität und Wärme würden zudem «stiefmütterlich behandelt».
Auch der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, winkt bereits vor Veröffentlichung des Registers ab: «Das ist das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben ist», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Es reiche nicht, 250 Aufgaben als Fleißarbeit untereinanderzuschreiben, solange diese unverbindlich und bereits geplant, teils sogar schon umgesetzt seien. «Die Landesregierung hat mit diesem Register die Chance verpasst, sich im Kampf für den Klimaschutz an die Spitze der Länder zu setzen.»
Die Grünen forderten hingegen dazu auf, dem Register eine Chance zu geben: «Wir sollten hier nicht vorschnell urteilen, sondern das Register erst einmal seine Wirkung entfalten lassen», sagte Jutta Niemann, die Sprecherin für Energie- und Klimapolitik der Grünen-Fraktion. Das Klimamaßnahmenregister sei ein lebendiges und lernendes Instrument. «Es wird fortlaufend überprüft und mit Maßnahmen kontinuierlich weiterentwickelt. Und es lebt von seiner Transparenz», sagte Niemann.
Für die FDP ist das Register dennoch «wohl ein Rohrkrepierer», mit dem keine relevanten Maßnahmen vorgeschlagen würden. Wichtige Maßnahmen wie CO2-Speicherung, Geothermie, Aufbau von Wasserstoffinfrastrukturen und Speichern fehlten, sagte der FDP-Klimaexperte Daniel Karrais.
Die SPD schlägt in dieselbe Kerbe: Für SPD-Fraktionschef Andreas Stoch ist das Register «ein wirkungsloser Papiertiger». «Konkrete und gar neue Maßnahmen muss man mit der Lupe suchen», sagte er. Es würden fast nie Zielmarken zu einem Zielzeitpunkt genannt oder konkrete Summen, die investiert werden sollen.
Der Naturschutzbund Deutschland lobt zwar die Initiative, bemängelt aber die fehlenden Sanktionsmöglichkeiten. Der Landesvorsitzende Johannes Enssle erwartet zudem sehr bald weitere Anpassungen, weil mit dem derzeitigen Katalog die ambitionierten Ziele nicht erreicht werden könnten. «Viele Maßnahmen sind recht unkonkrete «Eh-da-Maßnahmen» der jeweiligen Ministerien», sagte Enssle. «Offenbar wird der Klimaschutz noch nicht in allen Ministerien wirklich ernst genommen.» Als Folge müsse das Register schon am Tag seiner Verabschiedung fortgeschrieben werden.Auf das Register hatte sich die grün-schwarze Koalition nach langem Ringen geeinigt. Mit seiner bereits beschlossenen Novelle zum Klimaschutzgesetz ist Baden-Württemberg das erste Bundesland, das konkrete Ziele für die Reduzierung von CO2 für Verkehr, Gebäude und Wirtschaft gesetzlich verankert.
© dpa-infocom, dpa:230213-99-577731/5
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