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RND hier Christian Rath 20.02.2023
Martin Eifert am Bundesverfassungsgericht
Richterwechsel am Bundesverfassungsgericht: Prof. Martin Eifert kommt neu hinzu.
Der renommierte Rechtsprofessor Martin Eifert wurde ans Bundesverfassungsgericht berufen – auf Vorschlag der Grünen. Der parteilose Jurist wird unter anderem für öffentliches Umweltrecht zuständig sein. In Zeiten des Klimawandels ruhen viele Hoffnungen auf ihm.
An diesem Montag hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Berliner Rechtsprofessor Martin Eifert zum neuen Verfassungsrichter ernannt. Die Personalie ist von besonderem Interesse, denn Eifert wird künftig in Karlsruhe die Urteile zum Klimaschutz vorbereiten.
Eiferts Wahl erfolgte im Bundestag bereits Mitte Dezember. Vorgeschlagen wurde der parteilose Jurist von den Grünen, die in jedem der beiden achtköpfigen Senate ein Vorschlagsrecht haben. CDU/CSU und SPD haben jeweils drei Vorschlagsrechte, die FDP eines. Schon vor zweieinhalb Jahren war Eifert als neuer Verfassungsrichter im Gespräch, damals aber als Kandidat der SPD. Eifert galt zwar als fachlich stärkster Vorschlag, letztlich setzte dann aber der Brandenburger SPD-Ministerpräsident Dietmar Woidke die bis dahin unbekannte Rechtsprofessorin Ines Härtel durch – als erste Verfassungsrichterin mit ostdeutscher Sozialisation.
Erwartungen an Karlsruhe zum Thema Klima haben sich abgekühlt
Eifert blieb aber in der Diskussion. Ende 2022 nutzten die Grünen die Chance, nun ihrerseits den renommierten Rechtsprofessor vorzuschlagen. Sie konnten sich damit in Juristenkreisen Respekt und Anerkennung verschaffen. Was die Grünen noch nicht wissen konnten: Eine Woche nach Eiferts Wahl änderte der Erste Senat die Geschäftsverteilung und verschob das öffentliche Umweltrecht vom Dezernat der ebenfalls ausscheidenden Richterin Gabriele Britz ins Dezernat des kommenden Richters Martin Eifert. Damit ist Eifert nun auch federführender Richter für den verfassungsrechtlichen Klimaschutz.
Insgesamt ist Eifert in Karlsruhe für 16 Themen zuständig, vom Arbeitsrecht über die Wissenschaftsfreiheit bis zum Umweltrecht. Am spannendsten ist aber der Klimaschutz. Im Frühjahr 2021 hatte das Bundesverfassungsgericht ja überraschend klimapolitische Verfassungsbeschwerden zugelassen und den Klimaschutz als Staatsziel proklamiert. Weitere Klagen lehnte Karlsruhe dann aber ab, sodass sich die Erwartungen an eine aktive klimapolitische Rolle der Verfassungsrichter wieder etwas gesenkt haben. Dennoch werden die nächsten Jahre entscheidend sein. Die Politik ist wohl nicht in der Lage, die selbstgesteckten Klimaziele einzuhalten. Die Erderwärmung nähert sich möglichen Kipppunkten. Kann und wird sich das Bundesverfassungsgericht hier mit gelegentlichen Impulsen begnügen?
Eifert hat zwar keinen grünen Stallgeruch, ist aber schon seit seiner Jugend sensibel für ökologische Fragen. Aufgewachsen in Oberursel bei Frankfurt war der junge Eifert in der evangelischen Jugend aktiv, verkaufte fair gehandelte Dritte-Welt-Produkte. Mit einer Umweltinitiative setzte er sich für mehr Altpapiercontainer ein und erhielt dafür den Umweltpreis von Oberursel. Studiert hat Eifert in Hamburg. Dort hat er auch promoviert und sich habilitiert. Als Professor lehrte er seit 2012 an der Berliner Humboldt-Universität. Ein großes Thema war für ihn die Modernisierung des öffentlichen Sektors. Der Staat müsse nicht alles selbst machen, sondern nur „gewährleisten“, dass die Grundversorgung mit öffentlichen Gütern wie Energie, Bahnverkehr oder Telekommunikation funktioniert.
Der 57‑jährige Martin Eifert ist verheiratet und hat zwei Kinder, heute 15 und 18 Jahre alt. Seine Frau ist auch Juristin und war immer berufstätig. Das Paar hat sich die Kinderbetreuung daher hälftig aufgeteilt. Beide haben also zum Beispiel gleich viele Nachmittage pro Woche mit den Kindern verbracht. 2009 hat Eifert sogar einen Ruf an die Uni Freiburg abgelehnt, weil seine Frau, die damals bei der Bundesnetzagentur in Bonn arbeitete, im Breisgau keine adäquate Stelle gefunden hatte. Nun wird Martin Eifert dennoch Richter am Bundesverfassungsgericht. Gute Männer machen also auch dann Karriere, wenn sie sich adäquat an der Kinderbetreuung beteiligen.
Eifert ersetzt am Ersten Senat des Bundesverfassungsgerichts die ebenfalls Berliner Rechtsprofessorin Susanne Baer. Diese war die erste offen homosexuelle Verfassungsrichterin.
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