Donnerstag, 1. September 2022

Lemke: Vorstellung Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz

dpa in t-online hier  31.08.2022

Vier Milliarden schwer

Wälder und Moore sollen besser geschützt werden. Naturschützer freut das, Bauernverband und die Union kritisieren die Umweltministerin dagegen.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat in Oranienburg das Aktionsprogramm der Bundesregierung zum natürlichen Klimaschutz vorgestellt. "Wir wollen als Bundesregierung in den nächsten vier Jahren vier Milliarden Euro in den natürlichen Klimaschutz investieren", sagte Lemke am Mittwoch beim Besuch des Moorprojekts Möllmer Seewiesen bei Oranienburg. Das Aktionsprogramm zielt darauf ab, natürliche Ökosysteme wie Wälder, Auen, Böden und Moore so zu schützen und wiederherzustellen, dass sie Treibhausgase binden und so einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Natürlicher Klimaschutz solle in Zukunft die Brücke sein zwischen Naturschutz und Klimaschutz, sagte die Ministerin. "Das heißt wir speichern damit CO2 oder Kohlenstoff in die Landschaft ein und haben damit einen Klimaschutzeffekt." Derzeit würden 53 Millionen Tonnen CO2 aus den Böden ausgasen. Dieser Prozess müsse gestoppt und gleichzeitig Wasser in der Landschaft zurückgehalten werden.

"Das werden wir auf Moorböden machen und das werden wir in alten Wäldern machen", kündigte Lemke an. "Das heißt, die Bäume älter werden lassen, damit mehr CO2 gespeichert werden und der Boden auch mehr Wasser aufnehmen kann." Am 5. September solle die Öffentlichkeitsbeteiligung starten und das Aktionsprogramm dann Anfang des Jahres im Kabinett beschlossen werden.

Union und Bauernverband kritisieren Programm

Die Union im Bundestag kritisierte das Programm. Lemkes Entwurf entschärfe nicht den Zielkonflikt zwischen immer mehr Flächenschutz einerseits und Flächen zur Nahrungsmittelproduktion andererseits, sagte die umweltpolitische Fraktionssprecherin Anja Weisgerber (CSU) der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Weisgerber warnte davor, dass wegen stillgelegter Flächen künftig mehr Nahrungsmittel importiert werden müssten.

Auch der Deutsche Bauernverband (DBV) kritisierte die Pläne. Es sei der falsche Ansatz, Wälder stillzulegen und die landwirtschaftliche Nutzung bei einer Wiedervernässung von Mooren zu verdrängen, sagte der stellvertretende Geschäftsführer des Verbands, Udo Hemmerling. "Wir brauchen mehr Photosynthese auf den Flächen, um zusätzlich Kohlenstoff binden zu können", sagte er. "Mehr Stilllegungen in der Land- und Forstwirtschaft sind also kontraproduktiv."

(Anmerkung: dieses Argument mutet etwas seltsam hausbacken an. Eher aus der Luft gegriffen als wissenschaftlich untermauert..... Es ist unter Fachleuten  unstrittig dass Kohlenstoffsenken wiedervernäßt werden müssen, um den CO2-Abbau zu stoppen. Außerdem wird mit solchen Aussagen die große Krise bezüglich der Biodiversität völlig ignoriert, ebenso wie die Notwendigkeit zur Klimaanpassung.)

Dagegen begrüßten die Deutsche Umwelthilfe und der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) das Programm. "Die Wiederherstellung natürlicher Lebensräume reduziert nicht nur Treibhausgasemissionen und erhöht die Artenvielfalt", sagte Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger. "Das Programm kann auch gegen Hitze und Hochwasser helfen und die Gesundheit und regionale Wertschöpfung vor Ort sichern."

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