Dienstag, 20. September 2022

Wassermangel auf dem Friedhof

Friedhöfe - nicht besonders interessant nach heutigen Maßstäben, aber trotzdem bedeutungsvoll in ihrer Funktion, wie uns das Beispiel aus der TAZ vor Augen führt.

Dazu hab ich auch eine kleine Geschichte aus dem nahen Hegau. Dort gibt es nämlich eine bei uns in Süddeutschland außerordentlich seltene Wildbiene, die Hosenbiene. Die gräbt ihre Nester in Sandböden und sammelt für den Nachwuchs im August Pollen vom gelb blühenden Ferkelkraut. Bei uns sind Sandböden sehr selten, daher kommt sie im großen Umkreis nur noch an dieser einen Stelle vor. Dort konnte sie aufgrund von 2 besonderen Gegebenheiten tatsächlich bis heute überleben, obwohl die Sandfläche vor Jahren als Acker umgepflügt wurde. Sie grub ihre Nester in den schmalen Feldweg und sie fand den Ferkelkraut Pollen auf  einer unbelegten Rasenfläche auf dem nahe gelegenen Friedhof.

Inzwischen hat der BUND dafür gesorgt, dass die Ackerfläche still gelegt wurde, um den Bestand zu sichern. Der Bestand der Hosenbiene stabilisierte sich wunderbar - und dann kam der trockene Sommer 2018. Der im Vorjahr gezählte Bestand von  800 Nestern brach auf ca.100 ein. Und ein Naturschützer sagte: "es ist mir ein Rätsel, wo sie überhaupt noch Pollen gefunden haben - als sie flogen blühte nichts mehr, weil es so trocken war".  Irgendwo war gegossen worden, auf dem Friedhof war das nicht.

Glück gehabt also, aber ob die geschwächte Population diesen Sommer überstanden hat?


taz-Serie Nah am Wasser  hier

Nun muss es nur noch regnen 

Der Evangelische Friedhofsverband macht einen Friedrichshainer Friedhof (in Berlin) fit für den Klimawandel. Eine riesige Regenwasserzisterne ist das Kernstück

....Ernüchternd fällt seit einigen Dürrejahren der Blick auf die Vegetation aus, die immer mehr mit der Trockenheit zu kämpfen hat. Zahlreiche Bäume und Sträucher sind bereits verschwunden, mussten gefällt oder gerodet werden, zuletzt zwei alte Birken – deren Stämme aber als Lebensraum für Insekten oder Baumpilze stehen blieben. Eine alte Thuja-Allee ist schon halb abgestorben.

Vor ein paar Wochen klaffte plötzlich am Rand des Friedhofs ein riesiges Loch – dort, wo sich ein kleiner Parkplatz und zwei neue Gebäudekomplexe befinden. Viele Meter tief und breit, gab es Rätsel auf. Mittlerweile ist es wieder verschwunden, auch wenn in der Ecke immer noch gewerkelt wird. Dafür informiert nun ein Plakat am Eingangstor über die „Klimaanpassung auf unserem Friedhof“. ...

Die Regenwasserzisterne auf dem „Friedhof Georgen-Parochial II“, wie er offiziell heißt, ist Teil eines Pilotprojekts des Evangelischen Friedhofverbandes Berlin-Stadtmitte zur Klimaanpassung auf Friedhöfen im Rahmen des Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms. In Zusammenarbeit mit dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg werden seit März letzten Jahres umfassende Untersuchungen zur Klimaanpassung durchgeführt, die dann in konkrete Maßnahmen münden.

Grüne Oasen der Großstadt

Eine dringend nötige Investition: Sind doch Friedhöfe neben ihrer Funktion als Bestattungs- und Gedenkorte wichtige grüne Oasen in der Großstadt – und kühle Schattenorte. „Rund 14 Prozent der Fläche Friedrichshains sind Friedhöfe“, sagt Bettina Neff, die beim Friedhofsverband das Projekt „Ökologische und soziale Nachnutzung“ leitet. Und auch das: „Friedhöfe sind krass unterfinanziert und sehr auf Fördermittel angewiesen.“ Für Klimaanpassungen auf den Friedhöfen im Bezirk stehen nun fast eine halbe Million Euro zur Verfügung.

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