Donnerstag, 3. März 2022

Krieg in der Ukraine beschleunigt Habecks Energiewende

 01.03.2022  |  VON CHRISTIAN GRIMM WIRTSCHAFT@SUEDKURIER.DE   hier

Der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat Deutschland seine Energieabhängigkeit vor Augen geführt. Ohne Gas, Öl und Kohle aus Russland stünde Deutschland still und Millionen müssten frieren. Gäbe es hierzulande schon mehr Windräder und Solarfelder, wäre Deutschland weniger durch Russland erpressbar und gleichzeitig klimafreundlicher. Wind und Sonne sind „die einzige Energieform, die niemandem gehört, wo auch keiner sagen kann, alles meins und damit erpresse ich euch“, sagt Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).

Deshalb hat er ein neues Ziel ausgerufen: Bis 2035 soll der hierzulande erzeugte Strom vollständig aus grünen Quellen stammen. Damit werden, so der Plan, dann auch Millionen Autos fahren und Wohnungen geheizt. Derzeit sind rund 45 Prozent des Stroms nachhaltig, wofür 20 Jahre gebraucht wurde. Nach einer Hochlaufphase soll ab 2027 der jährliche Zubau von Windrädern im Vergleich zu heute verdreifacht werden. Gleiches gilt für die Photovoltaik. Rasant zulegen wird nach Habecks Vorstellungen auch die Zahl der Windparks, die vor den Küsten aufgestellt werden. Damit sich mehr Hausbesitzer Solarmodule auf das Dach schrauben lassen, will der Minister schon in diesem Jahr die Einspeisevergütung für den damit erzeugten Strom erhöhen.

Habeck erfüllt damit seinen ersten Arbeitsauftrag aus dem Koalitionsvertrag. Kurzfristig nützt es Deutschland angesichts des Krieges in der Ukraine und möglicher Engpässe bei der Versorgung mit Brennstoffen natürlich nichts. Im Gegenteil: Die Verringerung der Abhängigkeit von Russlands Exporten wird Jahre dauern. Deshalb muss der Politiker der Grünen eine Debatte führen, die er nicht führen wollte. Forderungen werden laut, die verbliebenen drei Kernkraftwerke länger laufen zu lassen und den Kohleausstieg zu verzögern. Während letzteres für die Grünen eine Kröte ist, rüttelt ersteres an den Grundfesten der Partei. Habeck versucht, Zeit zu gewinnen und hat deshalb eine Prüfung angekündigt. .

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