Mittwoch, 19. Mai 2021

Offener Brief der Parents For Future Ravensburg

an

die Verwaltung und den Gemeinderat der Stadt Ravensburg,
die Schwäbische Zeitung,
die Einsatzkräfte,
den Regionalverband Bodensee-Oberschwaben
die regionalen Vertreter*innen der CDU und Freie Wähler

Vorbemerkung

Als Parents For Future Ravensburg sehen wir uns in der Verantwortung, die vielfach an uns herangetragenen Solidaritätsbekundungen und Fragen zu den Ereignissen vom 14. und 15. Mai in Ravensburg in Form eines Offenen Briefes zu bündeln und in die Öffentlichkeit zu tragen.

Die notwendige Auseinandersetzung und Aufarbeitung der Ereignisse rund um die friedlichen Klima-Proteste der vergangenen Tage nutzen wir, um weitere Aufmerksamkeit für die Themen und zentralen Anliegen für mehr Klimagerechtigkeit zu erzeugen. 
Auf eine Strategie, die auf Ablenkung oder weg von den Inhalten zielt, lassen wir uns ungeachtet der nachfolgenden Richtigstellungen und Forderungen zu einem fairen und respektvollen Umgang mit zivilen Formen des Protestes nicht ein.

Stattdessen stellen wir die Forderungen des in der Schussenstraße als Beweismittel konfiszierten Aktionsbanners voran:
1. Einhaltung des CO2-Budgets für 1,5°-Grenze
2. Soziale Verkehrswende
a) Autofreie Innenstadt
b) Ambitionierter Ausbau der Radinfrastruktur
c) Kostenloser und ausgebauter ÖPNV
d) Spielplätze, Grünflächen und Bänke
e) Politik der kurzen Wege
3. Altdorfer Wald erhalten
4. Regionalplan an wissenschaftliche Gegebenheiten anpassen
a) Klimagerechte Verkehrswende
b) Lokaler Wald- und Trinkwasserschutz
c) Zukunftsgerechter Umgang mit Ressourcen
d) Bodenentsiegelung
e) Konsequenter Artenschutz
f) Naturschutzgerechte Landwirtschaft
5. Öffentliche Positionierung zur Verschärfung des Klimaschutzgesetzes von BaWü


Solidaritätsbekundung
Wir Eltern, Familien, Freund*innen, Nachbar- und Anwohner*innen, zusammen mit vielen weiteren Unterstützer*innen, bringen unsere Solidarität mit unseren Kindern und den Bewohner*innen der Waldbesetzung bei Grund zum Ausdruck!
Dies schließt ausdrücklich die friedlichen Protestaktionen zur Umsetzung des Grundrechts auf Klimagerechtigkeit in Ravensburg am 14. und 15. Mai 2021 mit ein.

Wir sind stolz darauf, dass unsere Kinder gelernt haben, für sich und andere einzutreten. Wir bewundern ihr monate- mitunter jahrelanges Engagement, welches sie nicht nur mutig, sondern mit großer Ernsthaftigkeit und fundiertem Wissen für unsere Gesellschaft erbringen. Teilweise leben sie seit Dezember in Baumhäusern, seit Februar im Altdorfer Wald - bei Regen, Schnee und Kälte.
Mit Nachdruck treten wir daher allen gewollten oder unbedachten Verunglimpfungen, Kriminalisierungsversuchen und Schikanen entgegen!

Wir bitten und fordern Sie auf, die derzeit angespannte Situation nicht weiter anzuheizen, sondern Ihren Teil zu einem gewaltfreien und konstruktiven Diskurs beizutragen.
Uns Eltern ist bewusst, dass die Form des Protestes teilweise ungewohnt, fordernd und neu für unsere Region ist. Die wissenschaftlich untermauerte Dringlichkeit eines entschlossenen und sofortigen Handelns, wie auch das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts geben den unmissverständlich vorgetragenen Forderungen der Klimaschützer*innen jedoch recht.

In Anbetracht des immer bedrohlicher fortschreitenden Klimawandels haben wir volles Verständnis für die Vehemenz, mit der die junge Generation wirksame Sofortmaßnahmen und ihr verbrieftes Recht zur eigenen Zukunftssicherung einfordert. Das vom Bundesverfassungsgericht eindeutig bestätigte Recht auf Klimagerechtigkeit unter den Generationen muss endlich auch von den Verantwortlichen auf lokaler Ebene respektiert, wahrgenommen und umgesetzt werden.
Nicht die Aktivist*innen von heute sind zu laut, sondern die Generationen davor waren zu leise!

Der ungebremste Klimawandel macht deutlich, dass wir uns nicht länger mit wohlfeilen  Ankündigungen und einer zögerlichen Symbolpolitik zurückliegender Jahre zufrieden geben können und dürfen. Wir verwehren uns dagegen, besorgte Aktivist*innen, die das erkennen und sich dabei auf die Wissenschaft berufen, in die Nähe von Krawallmachern, Kriminellen oder politischen Wirrköpfen zu rücken.

dieser offene Brief ist sehr lang, daher wurden an dieser Stelle Teile herausgeschnitten. Der Text ist vollständig als PDF abrufbar  hier. Er richtet sich im Folgenden an spezielle Gruppen
  • die Stadt Ravensburg
  • An die Schwäbische Zeitung
  • An die  Einsatzkräfte
  • An  große Teile der Lokalvertreter*innen der CDU und Freie Wähler in den Landkreisen Bodensee, Ravensburg und Sigmaringen

Schlussbemerkung
Ungeachtet unserer Empörung und des Unverständnisses bezüglich oben genannter Vorgänge, bauen wir weiter auf einen ernsthaften Dialog, der den Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel gerecht werden muss.
Mit Dialog allein werden wir den Temperaturanstieg allerdings nicht stoppen können!
Als Teil des Aktionsbündnisses für einen zukunftsfähigen Regionalplan fordern wir daher im
Schulterschluss mit unseren Kindern und der Baumbesetzung im Altdorfer Wald leidenschaftlich und mit der nötigen Schärfe tatkräftiges und wirksames Handeln von den politisch Verantwortlichen ein.


Auch in Ravensburg, der liebevollen Stadt der Spiele, können wir uns keine politisch motivierten Spielchen oder ein weiteres Kräftemessen gegeneinander leisten.
Der Klimawandel lässt nicht mit sich spielen!
Uns allen muss doch klar sein, dass wir gegen den Klimawandel nur gemeinsam mit Tatkraft und Schläue bestehen, oder gemeinsam verlieren werden.
Solange nicht alle wichtigen Protagonist*innen in Ravensburg und darüber hinaus dazu bereit oder in der Lage sind, selbst umzudenken und die Dringlichkeit, die uns die Natur vorgibt, zu verstehen, wird es dazu weiterhin symbolhafte Protestaktionen geben.

Ravensburg, 19. Mai 2021
gez. Parents For Future Ravensburg

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