Samstag, 22. Mai 2021

Klimafreundlicher Beton gesucht

Beton ist der erfolgreichste Baustoff der Menschheit. Weil die Herstellung aber das Klima belastet, braucht es dringend einen Ersatz. Immerhin: Ein paar Ansätze sind vielversprechend.

aus der Süddeutschen Zeitung  hier

In Deutschland werden Gebäude dank strenger Gesetze so gut gedämmt wie nie zuvor, aber der Energieverbrauch bei der Betonherstellung, die "Graue Energie", ist weiterhin nicht eingepreist.
Im Sommer 2020 verabschiedete der Bundestag ein neues Gebäudeenergiegesetz, aber Instrumente zum Betonsparen enthält es nicht. Dabei könnten Gradientenbeton und neue Zementtypen den immensen CO₂-Fußabdruck der Betonindustrie bei gleich bleibender Bauaktivität um 60 bis 70 Prozent senken, Recyclingbeton dazu die Nachfrage nach knapper werdenden Rohstoffen.

Die globale Zukunft des Betons wird aber ohnehin nicht auf Baustellen in Tübingen, Stuttgart oder Brüssel entschieden. Europa verbaut heute nur etwa fünf Prozent des weltweiten Zements. 90 Prozent entfallen auf ärmere Länder. Umweltfreundlich hergestellte Baustoffe können den Bedarf derzeit lediglich ergänzen. Würde man nur 25 Prozent der jährlich verbauten Betonmenge durch Holz ersetzen wollen, müsste man jedes Jahr einen neuen Wald pflanzen, der anderthalb mal so groß ist wie die Fläche Indiens. "Das ist einfach unmöglich", sagt Karen Scrivener. Hinzu kommt, dass die Bevölkerung in Afrika und Teilen Asiens weiter wächst. Der Bedarf für neue Wohnhäuser, Schulen und Klärwerke ist ungebrochen. Ohne einen Betonwandel, ohne einen effizienteren Einsatz des erfolgreichsten Materials der Menschheit, sind die gesteckten Ziele für den globalen Klimaschutz kaum zu erreichen.

in der Süddeutschen Zeitung gibt es noch mehr Artikel zu Baustoff-Alternativen

hier zur Erforschung von Bakterien-Beton, der sich als Alternative zumindest für Straßenpflaster oder Fassadensteine eignet

hier  zu anderen Betonalternativen und Recyclingbeton
Vor einigen Jahren wurde ein anderes Verfahren hochgelobt, das Wissenschaftler am Imperial College in London entwickelt hatten. Bei diesem Verfahren wird für die Betonherstellung statt des klassischen Zements Magnesiumoxid verwendet. Die Forscher stellten fest, dass die Mischung beim Aushärten sogar Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufnahm. Sie rechneten den Effekt hoch und kamen zu dem Schluss, dass dieses Verfahren pro Tonne Beton 100 Kilogramm Kohlendioxid schlucken würde. Zum Vergleich: Bei der Produktion von einer Tonne Portlandzement werden je nach Zementwerk zwischen 650 und 920 Kilogramm Kohlendioxid frei.

Recyclingbeton: In den Niederlanden und in der Schweiz verbaut man diesen R-Beton schon seit vielen Jahren in größerem Stil. In Deutschland ist man zögerlich. "R-Beton wird hierzulande noch sehr häufig mit Abfall und deshalb schlechter Qualität in Verbindung gebracht", sagt Wolfgang Breit, Leiter des Fachgebiets Werkstoffe im Bauwesen an der Technischen Universität Kaiserslautern. "Aufbereitetes Material aus dem Abbruch von Häusern wird bislang vor allem als Gesteinsschüttung im Straßenbau eingesetzt" - und damit weit unter seinem Wert. Downcycling nennen Fachleute diese Wiederverwertung von Stoffen in minderwertigen Produkten. "Im Grunde steht das im Widerspruch zum deutschen Kreislaufwirtschaftsgesetz, nach dem Stoffe eigentlich wieder ihrem ursprünglichen Kreislauf zuzuführen sind", sagt Breit.


und noch einArtikel aus Heise online hier 

Japanischer Baukonzern entwickelt nachhaltigen Stahlbeton

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