Samstag, 22. Mai 2021

"Internationale Energieagentur: Keine neuen Öl- und Gasfelder"

Brisante Kehrtwende: Die Energieexperten der IEA fordern, keine weiteren Vorkommen mehr zu erschließen. Und sie machen eine dramatische Vorhersage für den Ölpreis. 

Die Internationale Energieagentur (IEA) ruft den Abschied vom Erdölzeitalter aus: Ab sofort sollen keine Investitionen in die Erschließung neuer Öl- und Gasvorkommen mehr erfolgen, fordern die Energieexperten aus Paris in einem neuen Bericht, der beschreibt, wie die Welt bis zur Mitte des Jahrhunderts ihre Emissionen an klimaschädlichem CO2 netto auf Null senken kann. Darin empfiehlt die IEA auch, ab dem Jahr 2035 den Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotor auf der ganzen Welt zu stoppen und den Bau weiterer konventioneller Kohlekraftwerke unmittelbar einzustellen.

Die Energieagentur ist eine dem Industriestaatenverbund OECD angegliederte multinationale Organisation und genießt wegen ihrer Expertise im Energiesektor großes Ansehen. Der rund 220 Seiten starke Bericht ist nach ihren Angaben die erste umfassende Studie, wie der globale Übergang zu einem klimaneutralen Energiesektor gelingen kann. Das Papier dient als Vorbereitung auf die Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen im November im schottischen Glasgow.

Die Forderung der Energieagentur nach einem Investitionsstopp für neue Öl- und Gasvorkommen hat Signalwirkung: sie liefert den Gegnern der Ölindustrie, aber auch kritischen Aktionären, die auf eine entschlossenere Neuausrichtung der Energieunternehmen dringen, Argumente an die Hand. Zugleich ist der Kurswechsel der IEA symbolträchtig: Gegründet worden ist die Energieagentur vor knapp einem halben Jahrhundert als Reaktion auf die Knappheit fossiler Brennstoffe infolge der ersten Ölkrise 1973. Noch vor wenigen Jahren haben die IEA-Fachleute mit Nachdruck auf höhere Investitionen in neue Öl- und Gasfelder gedrungen, weil sonst Versorgungsengpässe drohten.

hier geht`s zum ganzen Artikel in der FAZ


auch in der Süddeutschen Zeitung wird berichtet hier
unter dem Text steht: (Dieser Text stammt aus dem wöchentlichen Newsletter Klimafreitag, den Sie hier kostenfrei bestellen können.)

Die IEA und der Weg zur Null
Wie sich Dinge doch verändern können: Die internationale Energieagentur wurde lange dafür kritisiert, zu fossil-orientiert zu sein. Dafür gibt es nicht mehr viel Anlass.

Aber wie dem auch sei, die Gegenwart verändert sich, und mit ihr die Zukunft - oder ist es andersherum? Jedenfalls hat die internationale Energieagentur (die noch 2007 empfahl, mehr Öl zu fördern, um eine drohende Knappheit abzuwenden) in den vergangenen Jahren immer deutlicher darauf hingewiesen, welche drastischen und schnellen Veränderungen im Energiesektor nötig sind, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden.
In dieser Woche hat sie nun einen Fahrplan veröffentlicht, wie der weltweite Energiesektor bis zur Mitte des Jahrhunderts klimaneutral werden kann.
Das Fazit, wie es mein Kollege Michael Bauchmüller hier beschreibt, kann man etwa so zusammenfassen: "Ambitioniert, aber machbar".
Solche Einschätzungen hat man in letzter Zeit irgendwie schon öfter gehört. (Möge daraus niemals ein "Es wäre ambitioniert, aber machbar gewesen" werden.) Besonders gut gefallen mir in dem Bericht aber Grafiken wie diese hier: Sie zeigt Schritt für Schritt, was passieren muss, um die enorme Lücke zwischen Klimaneutralitäts-Ankündigungen und tatsächlichem Emissionsrückgang zu schließen.

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