Auszüge:
"Die Frage, was «Bauer sein» bedeutet, beschwert jede Kritik an der Landwirtschaft. Für meinen Cousin bedeutet es: Milch produzieren. Dafür steht er sonntags, wenn «wenig» Arbeit ist, um viertel vor sechs im Stall. Mein Cousin richtet das Leben nach der Arbeit – so wie Philomena, wie fast alle Bauern der Schweiz. Darum sind die Bauern von der Kritik an ihrer Arbeit so verletzt. Sie kann formuliert sein als Kritik an einer Praxis, an einer Arbeitsweise. Sie wird verstanden als Kritik an Leben und Identität.
Bundesrat
 Guy Parmelin beklagte vergangene Woche im «Blick», die Gesellschaft 
habe sich von den Bauern entfremdet. Früher habe jeder einen Landwirt 
gekannt, einen Grossvater, einen Onkel. «Heute haben die Leute diesen 
Bezug verloren.»
Ich
 glaube, das stimmt. Die Bauern sind der Gesellschaft fremd geworden, 
ihre Arbeit, die Zwänge der Natur, die Tatsache, dass Natur und Kultur 
sich unterscheiden. Aber zu jeder Entfremdung in einer Beziehung gehören
 zwei.
Hätte
 mein Freund Philipp einen Grossvater beim Gewässerschutz, könnte er die
 Kritik am Pestizideinsatz eher nachvollziehen. Hätte in meiner Familie 
jemand Biologie studiert, würde mein Cousin vielleicht weniger düngen. 
Viele Bauern unterschätzen die Gefahren der intensiven Landwirtschaft. 
Viele Konsumenten unterschätzen ihren Nutzen.
Beides
 – Nutzen und Gefahr – ist wissenschaftlich belegt. Darum wäre der 
grosse Krach, würde er leise geführt, eine grosse Chance."

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