Eckart von Hirschhausen: "Wir müssen nicht das Klima retten – sondern uns"
Hintergrund-Artikel in GEO hier
Die Klimakrise bedroht nicht nur die Erde, sondern auch unsere Gesundheit. Die Hitzewelle 2003 beispielsweise kostete 70.000 Europäerinnen und Europäer das Leben ...
Die Klimakrise bedroht unsere Gesundheit existentiell. Es sprechen zum Beispiel immer noch zu wenige Menschen darüber, aber Luftverschmutzung ist weltweit das Schlimmste, killt mehr Menschen als das Rauchen, und verkürzt auch unser Leben in Deutschland massiv. Der Dreck in der Luft hängt maßgeblich an der Verbrennung von fossiler Energie: Kohle, Diesel, Öl.
Dabei entsteht Feinstaub, der für Viren eine Art Taxi in die vorgeschädigte Lunge ist. Dort, wo die Luft am dreckigsten ist, verläuft auch eine Covid-19-Infektion besonders schwer. Man erkennt: Die Krisen hängen zusammen. Wir diskutieren die Energiewende aber immer noch so, als wäre es primär ein Thema für Ingenieurinnen und Ingenieure und nicht für uns alle. Die nächsten zehn Jahre entscheiden darüber, wie die nächsten 10.000 Jahre für unsere Zivilisation werden. Wir müssen nicht das Klima retten – sondern uns.
Und was hilft unserer Gesundheit und dem Klimaschutz gleichermaßen?
Reden, den Mund aufmachen, Fakten vermitteln, sich schlau machen, vernetzen und auf politische Veränderung drängen. Das haben wir vor lauter Mülltrennen und Jutebeutel-Auftragen etwas vergessen. Die großen Hebel sind in neuen Rahmenbedingungen, nicht im persönlichen Verhalten. Die allermeisten denken bei Klimaschutz an Verzicht, und das ist falsch. Wir müssen viel mehr betonen, welche Vorteile wir selbst haben, wenn wir für den Klimaschutz handeln: Radfahren statt Auto, Zug statt Flugzeug und Gemüse statt Fleisch. Als Arzt interessiert mich der gesundheitliche Vorteil dieser Maßnahmen. Ich atme lieber die Abgase von zehn Radfahrern ein als von einem SUV.
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