Burcu Arslan, MBA auf LinkedIn
Account Director @LinkedIn - Public Sector & Healthcare │ Speaker & Moderator
Ich werde #Bundeskanzlerin!
Ich habe es schon oft gesagt – auf LinkedIn, im echten Leben, bei Begegnungen mit Menschen, die mir diesen Gedanken selbst mitgeben oder erstaunt nicken, wenn ich ihn laut ausspreche.
Ich sage das nicht, weil ich kandidiere. Ich sage das, weil ich in einem freiheitlich-demokratischen Land lebe – und in so einem Land sollte ich das dürfen, ohne dass mein Leben danach in Gefahr ist.
Diesmal habe ich es auf TikTok gesagt.
Mit einem Trend. Mit Bildern. Mit einem Lächeln. Mit Hoffnung.
Und dann kam das Internet.
Dann kamen die über 2 Tausend Kommentare.
Dann kamen die, die Angst vor Veränderung haben – und die, die sich nicht eingestehen wollen, dass Veränderung längst da ist.
Was dann geschah, hat wenig mit Demokratie zu tun – sondern sehr viel mit Rassismus: Recherchen. Beleidigungen. Morddrohungen.
Nicht, weil ich Gewalt gefordert habe.
Nicht, weil ich Hass verbreitet habe.
Sondern, weil ich gesagt habe: Ich werde Bundeskanzlerin!
Allein dieser Satz hat gereicht, um meine Herkunft infrage zu stellen, meine Adresse zu suchen, mir das Lebensrecht abzusprechen.
Und das geschieht nicht nur durch „Rechtsextreme“.
Es wäre zu einfach, sie alle so zu nennen. Aber sie sind keine Randgruppe. Sie sind unsere Kollegen. Unsere Lehrer. Unsere Ärzte. Unsere Sitznachbarn im Kino. Die Menschen, die uns im Supermarkt begegnen.
Und genau das ist das Beunruhigende.
Es geht nicht mehr nur um Meinung. Es geht darum, ob wir uns wirklich als Einwanderungsland verstehen – oder ob wir weiter so tun, als würden Fachkräfte hier auf Bäumen wachsen.
Die Mitte trägt hier eine Verantwortung. Für das, was sie sagt. Und für das, was sie geschehen lässt, denn..
Es reicht nicht, die AfD nicht zu wählen. Wer antimigrantische Politik unterstützt, ist Teil des Problems.
Es reicht nicht, zu schweigen, wenn andere laut entmenschlichen.
Ich bin in einem Elternhaus groß geworden, das mir nie gesagt hat, was ich nicht sein darf. Ich habe Theater gespielt. Ich habe Politiker*innen imitiert. Mein Vater fragte mich oft: „Wie redet denn ein Kanzler?“ Und ich habe losgelegt.
Ich wurde gefördert, gesehen, ernst genommen.
Aber heute – im Land der Dichter und Denker – wird mein Körper zur Projektionsfläche und meine Träume werden als Bedrohung empfunden.
Ich habe keine Ambitionen zu kandidieren – aber ich will dürfen!
Und sollte ich je gewählt werden, würde ich meinen Job machen.
Und wenn ich ihn schlecht mache, sollte ich zurücktreten.
So einfach – so demokratisch – so normal sollte es sein.
Ich habe in meinem TED-Talk darüber gesprochen, dass man falsche Glaubenssätze loslassen muss, bevor man neue leben kann.
Und Deutschland – wir haben so viele falsche Glaubenssätze gelernt. Es ist Zeit, endlich aufzuräumen.
Migranten sind und waren nie das Problem.
Und genau deshalb sage ich diesen Satz weiterhin – Laut. Unbeirrbar. Mit Hoffnung:
Ich werde Bundeskanzlerin!
Nicht aus Trotz. Nicht zur Provokation. Weil ich an unsere Demokratie glaube.
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