Mittwoch, 9. April 2025

Mikroplastik im Mittelmeer und in den Flüssen

Peter Jelinek

Klima- & Biodiversitätskrise lösen | European Green Deal verstehen | The Goodforces

Das Mittelmeer wird zur gigantischen Müllkippe

wie eine neue Studie zeigt "Kein einziger Zentimeter davon ist sauber," wie der Professor für marine Geowissenschaften, Miquel Canals jetzt mit Blick auf den Calypsograben erklärt. Jener Graben, der die tiefste Stelle im Mittelmeer darstellt. 

Doch nicht nur das Mittelmeer ist betroffen. Wir versinken weltweit regelrecht im Plastik – oder eben Mikroplastik. Eine weitere Studie zeigt: Die Verschmutzung durch Mikroplastik schränkt die Nahrungsmittelversorgung erheblich ein, weil die Fähigkeit der Pflanzen zur Photosynthese beeinträchtigt wird. Anders gesagt: Mikroplastik zerstört für Pflanzen überlebenswichtige Mechanismen, die uns den Sauerstoff zum Atmen liefern. 

Beide Studien in der Übersicht zeigen auf:

▪️ Zwischen 4 % und 14 % der weltweiten Grundnahrungsmittel Weizen, Reis und Mais gehen aufgrund der allgegenwärtigen Mikroplastikpartikel verloren.

▪️ Die Forscher*innen schätzen, dass die Verschmutzung durch Mikroplastik die Zahl der vom Hungertod bedrohten Menschen in den nächsten 2 Jahrzehnten um weitere 400 Millionen erhöhen könnte.

▪️ Die Tauchvideos zeigen den Boden der Calypso-Tiefe, der mit anthropogenen Abfällen übersät ist, mit Abfallkonzentrationen, die zu den höchsten gehören, die jemals in einer Tiefseeumgebung gemessen wurden. Die dominierende Abfallkategorie nach Materialart ist Kunststoff, der 88 % ausmacht.


Reden wir nicht um den heißen Brei herum:

👉🏼 Ohne Produktionsstopp von Plastik werden wir weiter im Müll versinken. Doch bis 2040 wird sich die Kunststoffproduktion voraussichtlich verdoppeln und die Verschmutzung durch Kunststoffe verdreifachen.

👉🏼 Im letzten Jahr haben wir am 5. September die Plastikmenge übersteigen, die die Abfallsysteme bewältigen können. D.h. alle andere Abfälle landen definitiv in den Meeren und sonst wo.


Was sich ändern muss:

✅ Die Produktion muss perspektivisch enden – Punkt. Doch die OPEC-Staaten verhindern ein weltweites Abkommen.

✅ Die Kreislaufwirtschaft muss angekurbelt werden. Je nach Lösungen können die jährlichen Mengen an Plastikmüll bis 2040 um mindestens 80 % im Vergleich zum Business-as-usual-Szenario reduziert werden.

✅ Verbote funktionieren: Einwegplastik ist einer der Hauptabfallsorten, die an Ständen oder in den Meeren zu finden sind. Ein Verbot wie auf EU-Ebene ist ein erster Schritt, muss aber weiter gedacht werden. Das fördert die Innovationskraft, weil Alternativen gebraucht werden.

✅ Finanzielle Korrekturen vornehmen: Das EU-Parlament hat bereits 2020 eine Abgabe auf nicht recycelte Altverpackungen aus Kunststoff (Plastik­steuer) beschlossen – und damit EU-Eigenmittel geschaffen, auch zur Rückzahlung der 750 Milliarden Euro (RRF), was seit 2021 auf die Länder umgelegt wird. Länder, die weniger recyceln, zahlen mehr.

✅ Kein Greenwashing mehr: Unternehmen sollten nicht schreiben dürfen: "100 % unserer Kunststoffe sind recycelbar", sondern klar: "27 % unserer Kunststoffe werden falsch entsorgt und landen in der Umwelt


ZDF hier  07.04.2025 Quelle: AFP

Untersuchungen zu Mikroplastik: Europas Flüsse: Verschmutzung "alarmierend"

Die Belastung von Mikroplastik in europäischen Flüssen sei "alarmierend". Zu diesem Ergebnis kommen neuen Untersuchungen. Auch der Rhein und die Elbe wurden untersucht.

Mikroplastik-Kleinstpartikel in Flüssen sind den Forschern zufolge besonders gefährlich.

Sie sind winzig, aber schädlich für Mensch und Umwelt: Mikroplastik-Partikel verschmutzen neuen Untersuchungen zufolge große europäische Flüsse wie den Rhein, die Elbe und die Seine in einem besorgniserregenden Ausmaß.

Plastik boomt: Mehr als 400 Millionen Tonnen werden weltweit pro Jahr produziert. Und immer mehr Plastikmüll treibt in Flüssen Richtung Ozeane.

24.11.2024 | 28:45 min

Die Belastung mit Mikroplastik sei "alarmierend", heißt es in 14 Studien der Tara Foundation, die zeitgleich in der Zeitschrift "Environmental Science and Pollution Research" veröffentlicht wurden. Das Mikroplastik gerät unter anderem durch die Nutzung von Plastikflaschen und das Waschen von Kunstfaser-Kleidung in die Gewässer.

Grundlage für die Studien waren Wasserproben aus neun europäischen Flüssen von deren Mündung bis zurück zur ersten großen Stadt am Flussufer. Zu den untersuchten Gewässern gehörten:

die durch Deutschland fließenden Flüsse Elbe und Rhein,

der spanische Fluss Ebro,

die französischen Flüsse Garonne, Loire, Rhône und die durch Paris fließende Seine

sowie die Themse in Großbritannien

und der Tiber in Italien.

 

Mit einem neuen Plastikabkommen wollen die Vereinten Nationen die globale Plastikflut eindämmen. Das UN-Plastikabkommen wird genauso wichtig angesehen wie das UN-Klimaabkommen.

25.11.2024 | 1:44 min

 siehe auch hier

 

Expertin: Mikroplastik kleiner als ein Reiskorn

"Die Verschmutzung findet sich in allen europäischen Flüssen", bilanzierte der Forschungsleiter für Ökotoxikologie für Wasserlebewesen des französischen Forschungsinstituts CNRS, Jean-François Ghiglione.

"Mikroplastikteile sind kleiner als ein Reiskorn", erläutert die CNRS-Physikochemikerin Alexendra Ter Halle. Sie sind kleiner als fünf Millimeter, die kleinsten sind mit bloßem Auge nicht erkennbar. In den Wasserkreislauf gelangen sie etwa durch das Waschen von Kleidung aus synthetischen Materialien, durch den Abrieb von Autoreifen auf der Straße, aber auch durch Kosmetik oder die Nutzung von Plastikgranulat durch die Industrie.

Textilindustrie: Mikroplastik aus der Waschmaschine hier

Jede Minute landen weltweit zwei Lkw-Ladungen Plastik in unseren Meeren, Flüssen und Bächen. Eine gigantische Müllflut mit katastrophalen Auswirkungen auf Natur und Mensch.

10.08.2024 | 29:51 min

 

Mikroplastik-Belastung niedriger als in anderen Flüssen der Welt

Insgesamt beträgt die Mikroplastik-Belastung in den neun untersuchten Flüssen laut den Messungen durchschnittlich drei Partikel pro Kubikmeter Wasser. Damit ist die Mikroplastik-Belastung in diesen Flüssen weitaus niedriger als in den zehn am stärksten verschmutzten Flüssen der Welt wie Mekong, Nil und Ganges. Dort liegt die Verschmutzung bei 40 Mikroplastik-Partikeln pro Kubikmeter.

Wenn aber die Durchflussmengen berücksichtigt würden, werde das Ausmaß der jeweiligen Verschmutzung deutlich, hob Ghiglione hervor. So gebe es "in Valence in der Rhône eine Durchflussmenge von 1.000 Kubikmetern pro Sekunde" und dies bedeute "3.000 Plastikpartikel pro Sekunde". In der Seine seien es immerhin 900 Partikel pro Sekunde.

Gel gegen Mikroplastik im Wasser: "Wir verklumpen und schöpfen ab"  hier

 

Verhandlung über UN-Abkommen bisher nicht erfolgreich

Die Wissenschaftler stießen bei ihren Untersuchungen zudem auf ein "überraschendes" Ergebnis: Größer als die Masse an sichtbaren Mikroplastik-Partikeln sei die Masse der Kleinstpartikel. Insbesondere diese mikroskopisch kleinen Partikel seien aber besonders gefährlich: Denn während die größeren Plastikpartikel an der Oberfläche schwömmen, verteilten sich die winzigen Partikel über alle Wasserschichten des Flusses und würden von vielen Tieren und Organismen aufgenommen.

Mikroplastik und steigende Wassertemperaturen bedrohen die Meere. Der Zustand von Nord- und Ostsee zeigt: die Ziele, die sich die EU gesetzt hat, sind noch lange nicht erreicht.

08.06.2024 | 2:59 min

Plastikverschmutzung ist ein immer drängenderes Problem. Verhandlungen über ein erstes UN-Abkommen zur Reduzierung von Plastikmüll waren bislang nicht erfolgreich. In Brüssel laufen derzeit Verhandlungen für ein EU-Gesetz, das Unternehmen strengere Regeln für den Umgang mit Mikroplastik vorschreiben soll.


TAZ hier  8.4.2025  Paula Schurbohm

Europäische Flüsse sind massiv mit Mikroplastik verseucht

Autoreifen, Kunstrasen und Ackergifte

Forschende haben Tausende Wasserproben in Europa genommen, alle waren mit kleinen Kunststoffpartikeln belastet. Helfen würde etwa ein Tempolimit.

 „Alarmierend“ sei die Belastung durch Mikroplastik in europäischen Gewässern, heißt es in der Fachzeitschrift Environmental Science and Pollution Research, in der am Montag zeitgleich 14 Studien der Tara Ocean Foundation veröffentlicht wurden. Die Stiftung hat in ihrer „Mission Mikroplastik 2019“ insgesamt 2.700 Wasserproben aus neun großen europäischen Flüssen wie der Elbe in Deutschland und der Themse in Großbritannien entnommen. Diese wurden nun auf Mikroplastik untersucht. Das Ergebnis: Mikroplastik war in 100 Prozent der entnommenen Wasserproben enthalten.

Bei Mikroplastik handelt es sich um feste, nicht biologisch abbaubare Plastikteile, die kleiner als 5 Millimeter sind. Sie gelangen auf diversen Wegen in die Gewässer. Die größten Quellen sind der Abrieb von Autoreifen, Kunstrasen sowie die Nutzung von Dünger und Pestiziden in der Landwirtschaft, sagte Janine Korduan, Referentin für Kreislaufwirtschaft beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, der taz.

Das Gefährliche an Mikroplastik sei, dass die Teilchen wie ein Magnet für Umweltchemikalien sind. Auf Plastik seien bis zu hundertmal höhere Konzentrationen von Schadstoffen zu finden als im Meerwasser darum.

Kleinstpartikel besonders gefährlich

Die aktuellen Studien zeigen, dass die Masse der Kleinstpartikel größer ist als die Masse an sichtbaren Mikroplastik-Partikeln. Kleinstpartikel sind besonders gefährlich, denn sie verteilen sich über den gesamten Flussverlauf und werden von vielen Tieren und Organismen aufgenommen.

Durch beispielsweise den Verzehr von Fisch nimmt auch der Mensch das Plastik und die Schadstoffe auf. „Es ist so wahnsinnig. Der Zustand der Meeresumwelt ist besorgniserregend und die Auswirkungen kaum abschätzbar“, so Korduan. Mikroplastik müsse in der Umwelt überall vermieden werden, wo es geht.

Die Politik könne zum Beispiel mit einem Tempolimit helfen, denn je schneller die Reifen sich drehen, desto mehr Kunststoff reibt sich ab. Auch etwa die Mikroplastik-Beschränkung der EU sei ein Schritt in die richtige Richtung, sagte Korduan. Um gegen Mikroplastik anzukommen, müsse aber an der Quelle angesetzt, die Plastikproduktion weltweit reguliert werden.

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