Mittwoch, 30. April 2025

Welchen Einfluss haben Wirtschaftslobbyisten und Reiche auf Diskussionen rund um Wirtschaft und Wohlstand?

 CORRECTIV auf LinkedIn  28.4.25

Warum müssen wir uns gerade hier die Diskurshoheit im Sinne des Gemeinwohls zurückerobern?

Darüber spricht der Unternehmer und Autor Sebastian Klein im Denkanstoß der neuen Spotlight-Ausgabe. Er kritisiert, wie einzelne Unternehmer und #Lobbyverbände in Talkshows #Wirtschaft und #Wohlstand viel zu einseitig darstellen und sich damit vermeintlich für den breiten #Mittelstand und das #Gemeinwohl einsetzen.

In Deutschland gibt es 3,5 Millionen Unternehmen. Doch wenn öffentlich von „den Unternehmen“ oder gleich „der Wirtschaft“ gesprochen wird, tauchen meist Menschen auf, die für ihre Minderheiten-Interessen lobbyieren. Sie verstecken sich allerdings meist hinter Verbänden (wie Stiftung Familienunternehmer oder Die Familienunternehmer e.V.), die mit irreführenden Namen den Anschein erwecken, es ginge ihnen um den breiten Mittelstand und das Gemeinwohl.

Ich saß vor Kurzem innerhalb einer Woche zweimal im Fernsehen, um die Frage zu diskutieren, ob Reiche in Deutschland stärker an den Kosten fürs Gemeinwohl beteiligt werden sollen. Beide Male war ich konfrontiert mit Gesprächspartnerinnen, die für die Interessen reicher Erben lobbyieren, sich aber als Wirtschaftsexpertinnen und Vertreterinnen „der Wirtschaft“ darstellen. 

Wer die Lobby der reichen Erben ins Fernsehen einlädt und fragt, was sie von der Erbschaftsteuer hält, kann auch gleich die Erdöl-Lobby einladen und fragen, was sie vom Verbrenner-Aus hält. Genau das passiert aber gerade bei Wirtschaftsfragen: Die Lobby der reichen Erben dominiert den Diskurs und täuscht den Rest der Gesellschaft darüber hinweg, was im Sinne des Gemeinwohls wäre. 

Nur so lässt sich auch verstehen, wieso heute die Steuerlast vor allem bei Menschen liegt, die von Arbeit leben und nicht von Erbschaft und vorhandenem Vermögen. Das ist eine schreiende Ungerechtigkeit, und betrachtet man die Wirtschaft wirklich als Ganzes, zeigt sich: Wir haben einen massiv unfairen Wettbewerb zu Lasten derer, die nicht das Glück haben, ein Unternehmen oder Anteile an einem geschenkt zu bekommen. 

Ich glaube, wenn wir unsere Wirtschaft weiterentwickeln und unseren Wohlstand erhalten wollen, dann müssen wir uns dringend die Diskurshoheit zurückerobern. Die liegt im Moment nämlich bei einer kleinen Minderheit, die sehr aggressiv für ihre Privilegien kämpft. 


Sebastian Klein ist Unternehmer, Psychologe und Autor. Er gründete die Firma Blinkist und die Zeitschrift Neue Narrative.


Sebastian Klein auf LinkedIn

Montag habe ich mich bei hart aber fair mit der Besitzstandswahrungslobby gestritten, heute geht es weiter bei Stern-TV 😱 

Am Montag saß ich bei hart aber fair und musste mir viele Märchen anhören: 

Unter anderem das Märchen, dass Steuergeschenke für Überreiche auf magische Weise unsere Wirtschaft ankurbeln würden. 

Von der CDU-Vertreterin kam die Aussage, statt Reiche zu besteuern, müssten wir einfach Anreize schaffen, dass diese Reichen freiwillig ins Gemeinwohl investieren. Das ist wirklich ein starkes Stück. Sollen wir die Einkommens- und Mehrwertsteuer dann künftig auch abschaffen und auf freiwillige Zahlungen aller Bürger*innen hoffen?

Ich finde es wirklich dreist, wenn man uns solche Märchen auftischt:

Denn wir sehen ja, was passiert, wenn man die Reichsten jahrzehntelang immer weiter aus der Verantwortung nimmt, ihren fairen Beitrag in Form von Steuern zu leisten. Genau das haben wir jetzt 30 Jahre lang getan. Was passiert? Die Reichsten werden immer reicher, die Ungleichheit nimmt zu. End of story.

Natürlich steckt ein Teil des Vermögens der Reichsten auch in Betriebsvermögen und sichert Arbeitsplätze. Aber es ist schlicht ein Märchen, dass das ganze Vermögen dieser Menschen wirklich produktiv investiert sei. 

Ganz viel steckt in Immobilien, im Finanzmarkt, es werden Agrarflächen, Wälder und alles mögliche gekauft. Das hat überhaupt keinen positiven Effekt auf die deutsche Wirtschaft. Würde man dieses Vermögen besteuern, würde das Geld wiederum zurück in den Wirtschaftskreislauf kommen, und Menschen, die nicht reich geboren wurden, könnten Vermögen aufbauen. Dann würden sicher auch mehr Innovationen entstehen. Dass Erben die besten Treiber von Innovationen und Unternehmertum sein, ist nämlich auch so ein Märchen, das uns in dieser Diskussion aufgetischt wird.

Ich bin dafür, dass wir diese Märchen endlich mal hinter uns lassen. Heute Abend bei Stern-TV versuche ich, ein bisschen was dazu beizutragen. 🤝

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