Nicht nur EnBW verspricht weniger Kosten durch Begrenzung bei den Erneuerbaren (auch hier).
Bei EnBW wiederum finde ich es besonders suspekt, denn EnBW gehört zu über 90 Prozent der öffentlichen Hand. Der Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) und das Land sind die Hauptaktionäre mit 46,75 Prozent der Anteile.. Was soll diese Studie also bezwecken wenn sie den Gasverbrauch ankurbeln will?
Tim Meyer auf LinkedIn hier
Die jüngste Studie der EnBW hat medial große Aufmerksamkeit erhalten.(hier)
Deren „Systemkostenreduzierter Pfad zur Klimaneutralität im Stromsektor 2040“ wurde zeitlich geschickt im Umfeld der Koalitionsverhandlungen und als relevanter Diskussionsbeitrag zu einer „Neuausrichtung“ der Energiepolitik platziert.
Das Problem: Weder lässt die Studie diesen Schluss methodisch zu, noch legt sie die entscheidenden Prämissen offen, mit denen sie gerechnet wurde. Damit erscheinen ihre zentralen Schlussfolgerungen in der vorliegenden Form eher als Postulate, denn als tatsächliche Diskussionsbeiträge.
Fünf zentrale Kritikpunkte zu der Studie habe ich vor einigen Tagen in einem Gastbeitrag für die Zeitschrift für Kommunalwirtschaft (ZfK) begründet. Seit gestern ist er hier frei zugänglich: https://lnkd.in/e_mSpxvE
Die Kritikpunkte zeigen
a) dass die postulierten 700 Mrd. EUR Einsparmöglichkeiten gegenüber dem Referenzszenario durch die Studie nicht belegt werden. Im Gegenteil scheinen die Strompreisprognosen, die für das Referenzszenario ermittelt wurden, nicht im Gleichgewicht mit zu erwartendem Zubau an Flexibilitäten und Batterien.
b) dass das Studienszenario nicht nur Innovation bei Technologie und Geschäftsmodellen, sondern bereits erreichte Marktentwicklungen bei Batteriespeichern zu ignorieren scheint. So soll der Batteriezubau von 4 GW in den letzten 12 Monaten auf im Mittel 3 GW/Jahr bis 2045 zurückfallen. Warum, wird nicht klar.
c) dass im Gegenzug offenbar mit Prämissen gearbeitet wird, die fossiler Stromerzeugung erhebliche Kostenvorteile verschaffen. Demnach sollen im Jahr 2045 u.a. 20 GW neue thermische Kraftwerke günstiger als 70 GW Batteriespeicher mit 6h Speichertiefe sein.
Jedes Unternehmen, dass eine Studie mit spezifischem Design auf den Markt wirft, verfolgt damit natürlich seine Interessen. Das ist unvermeidlich und per se kein Problem. Denn auch dann können solche Studien wichtige Diskussionsbeiträge sein – wenn sie ausreichend nachvollziehbar und transparent sind, ihre Prämissen offenlegen etc.. Das ist bei dieser Studie leider nicht der Fall. Nachvollziehbar scheint hingegen das verfolgte Geschäftsinteresse: neue Gaskraftwerke müssten über Kapazitätsmärkte abgesichert werden, was den großen Kraftwerksbetreibern zugute kommen dürfte. Anders als lebendige Märkte für dezentrale Flexibilitäten.
Natürlich muss und kann die Energiewende effizienter werden. Turbo bei Flexibilität und Speichern zur Entlastung von Markt und Netz, Digitalisierung und "Defragmentierung" von Netzplanung und Betrieb, massive Vereinfachung und Digitalisierung von Verfahren und vor allem: mehr Stromnachfrage und Flexibilität durch konsequente Wärmewende und Elektrisierung der Mobilität....ohne all das wirds unnötig teuer und langsam. Dass mehr Gaskraftwerke die Kosten stärker senken, wage ich aber zu bezweifeln.
Die Studie kann man sich hier besorgen: https://lnkd.in/erj_2Ek4
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen