Dienstag, 15. April 2025

Allianz-Versicherung: “Es gibt keine Möglichkeit, sich an Temperaturen anzupassen, die außerhalb der menschlichen Toleranz liegen.”

 

Tilmann Vahle auf Linkedin  15.4.25

“Es gibt keine Möglichkeit, sich an Temperaturen anzupassen, die außerhalb der menschlichen Toleranz liegen.” Nein, das sagt keine Klimawissenschaftlerin, sondern der CEO der Allianz-Versicherung, Günther Thallinger.

Thallinger warnt vor einer Zunahme der Klimakrise durch stetig weiter steigende Emissionen, deren Folgen bereits heute fatal sind

“Wir nähern uns schnell Temperaturwerten, bei denen Versicherer für viele dieser Risiken keinen Versicherungsschutz mehr anbieten können. Die Rechnung geht nicht mehr auf: Die erforderlichen Prämien übersteigen das, was Menschen oder Unternehmen zahlen können. Dies ist bereits der Fall. Ganze Regionen werden unversicherbar.”

Man könnte auch sagen: Ganze Regionen werden für den Menschen unbewohnbar. 

Der Effekt: Milliarden Flüchtlinge; Hungersnöte epischen Ausmaßes; Verteilungskriege; Zerbrechen der globalen Wirtschaftsprozesse, gefolgt von einer Spirale des Verfalls.

Klingt dramatisierend? Die Studienlage ist eindeutig. An einer plausiblen Argumentation zum Gegenteil bin ich sehr interessiert!

Das wunderbare: alle nötigen Technologien, alles Wissen liegen vor. Das Geld ist ebenfalls (eigentlich) vorhanden, nicht zuletzt, da Klimaschutz in der Regel profitabel ist. 

Beispiele: PV, Windkraft, Wärmepumpen, Elektroautos - über die Lebenszeit allesamt wirtschaftlich ihren fossilen Gegenstücken überlegen.

Es gibt keine Ausreden mehr. Anpacken!


Merkur hier  Stand:15.04.2025, Von: Max Schäfer, Mark Simon Wolf

Allianz-Vorstand warnt eindringlich: „Welt in Flammen ist nicht versicherbar“

Mit der Zunahme von Krisen sehen sich Versicherer verstärkt belastet. Ein Vorstandsmitglied der Allianz mahnt: Dominoeffekte für die gesamte Wirtschaft drohen.

Während die Weltpolitik im Chaos versinkt, wie etwa durch den von Donald Trump angezettelten Handelskonflikt, könnten sich Naturkatastrophen und extreme Wetterereignisse durch die Klimakrise mehren. Günther Tallinger, Vorstandsmitglied der Allianz, hat in einem Linkedin-Beitrag eindringlich vor einem möglichen wirtschaftlichen und zivilisatorischen Kollaps in Folge dieser Folgen gewarnt. Steigende Temperaturen könnten dazu führen, dass viele Klimarisiken bald nicht mehr versicherbar seien.

Krise setzt Wirtschaft unter Druck: Klimafolgen mit Dominoeffekt auf ganze Wirtschaft

In manchen Regionen der Welt sei diese Entwicklung schon eingetreten. In Kalifornien ziehen sich Versicherer bereits aus bestimmten Gebieten zurück, da die Waldbrandgefahr zunimmt. Nach Angaben von Moody’s haben einige Unternehmen nach den Bränden von 2017 und 2018 keine neuen Policen mehr angeboten oder bestehende Verträge nicht verlängert. Die Bank JPMorgan schätzt die Kosten der aktuellen Brände auf 20 Milliarden US-Dollar, die hauptsächlich von den großen US-Versicherern Allstate, Travelers und Chubb getragen werden. Laut Munich Re verursachten Naturkatastrophen im Jahr 2024 weltweit Schäden in Höhe von etwa 320 Milliarden US-Dollar, von denen rund 140 Milliarden versichert waren.

Allianz-Vorstandsmitglied Günther Thallinger.

Sven Thallinger warnt vor den Folgen der Klimakrise. Versicherer müssten sich zurückziehen, was Dominoeffekte auf andere Wirtschaftsbereiche habe. 

„Wir nähern uns schnell Temperaturniveaus – 1,5 °C, 2 °C, 3 °C –, bei denen Versicherer viele Risiken nicht mehr abdecken können“, lautet Thallingers Warnung. Er beobachtet einen Dominoeffekt für die gesamte Wirtschaft: Ohne Versicherungsschutz könnten langfristig auch Finanzdienstleistungen wie Hypotheken und Investitionen untragbar werden. Laut Berkeley Earth war 2024 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, mit einer globalen Durchschnittstemperatur von etwa 1,62 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau.


Allianz-Vorstand Thallinger:


„Kann keine Versicherung für eine Welt anbieten,
die in Flammen steht“


Diese Entwicklungen betreffen auch die Landwirtschaft, Infrastruktur, Bauwirtschaft und Industrie. Thallinger prognostiziert „klimabedingte Kreditklemmen“. Der wirtschaftliche Wert ganzer Regionen an Küsten oder in Trockengebieten könnte allmählich aus den Finanzbüchern verschwinden. „Man kann keine Versicherung für eine Welt anbieten, die in Flammen steht“, erklärt Thallinger und kritisiert die weltpolitische Lage. Der Temperaturanstieg auf Werte zwischen 2,2 und 3,4 Grad werde immer wahrscheinlicher.

Ab einem Anstieg von drei Grad könnten die Schäden allein von Staaten und Versicherungen nicht mehr bewältigt werden. In Australien haben sich die staatlichen Ausgaben für Katastrophenschutz zwischen 2017 und 2023 versiebenfacht. Im Jahr 2024 investierte Australien umgerechnet rund 549 Millionen Euro in den Katastrophenschutz, während Deutschland etwa 570 Millionen Euro bereitstellte.

Folgen der Klimakrise vor allem im globalen Süden mit Folgen

Nick Robins, Vorsitzender des Just Transition Finance Lab an der London School of Economics, stimmt Thallinger zu. Er betont: „Diese verheerende Analyse eines der größten Versicherer der Welt muss die Grundlage für erneutes Handeln sein – insbesondere zum Schutz der verletzlichen Menschen im globalen Süden.“

Dort sind die Folgen besonders spürbar: Der Klima-Risiko-Index von Germanwatch zeigt, dass

  • zwischen 1993 und 2022 etwa 800.000 Menschen durch Naturkatastrophen ums Leben kamen 
  • und die wirtschaftlichen Schäden weltweit etwa 4,2 Billionen US-Dollar betrugen. Bis 2050 könnte sich dieser Betrag mehr als verzehnfachen.

Obwohl auch Industrienationen betroffen sind, haben Länder im globalen Süden deutlich weniger Möglichkeiten, sich auf Klimarisiken vorzubereiten. Vera Künzel von Germanwatch erklärt: „Diese Länder haben eben sehr wenig zur Klimakrise beigetragen.“ Dennoch könnte sich die Situation weiter verschärfen.

Allianz-Vorstandsmitglied Thallinger: „Kosten der Untätigkeit sind höher als die der Transformation“

Unter Präsident Donald Trump haben die USA den entgegengesetzten Weg eingeschlagen und sich aus dem Pariser Klimaabkommen zurückgezogen. Trump und viele seiner Parteikollegen leugnen den menschengemachten Klimawandel. Klimaforscher des New Climate Institute schätzen, dass Trumps Politik den Temperaturanstieg bis 2100 um bis zu 0,1 Grad Celsius erhöhen könnte, was langfristig schwerwiegende Folgen haben könnte.

Thallinger warnt abschließend: „Die Kosten der Untätigkeit sind höher als die der Transformation und Anpassung. Gelingt uns der Wandel, werden wir eine effizientere, wettbewerbsfähigere Wirtschaft und eine höhere Lebensqualität genießen.“


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