ZDF hier von Elisa Miebach 25.02.2025
Verhandlungen der UN in Rom
Während in Berlin Koalitionsverhandlungen bevorstehen, verhandelt die Welt in Rom fast unbemerkt weiter über eine Krise, die über unser Überleben entscheidet.
Es ist die Fortsetzung der abrupt beendeten Weltklimakonferenz COP16 in Kolumbien.
Mehr als die Hälfte des weltweiten Bruttoinlandsproduktes hängt an ihr - an einer intakten Biodiversität. Doch es fehlt an Geld, um die Lebensgrundlagen weltweit intakt zu halten.
Gerade zur Finanzierung konnte sich die Weltgemeinschaft auf der vergangenen Biodiversitätskonferenz in Kolumbien im November nicht einigen.
Gerade zur Finanzierung konnte sich die Weltgemeinschaft auf der vergangenen Biodiversitätskonferenz in Kolumbien im November nicht einigen.
In Rom geht es jetzt in die Verlängerung: Drei Tage lang versuchen Delegierte aus aller Welt noch einmal, einen Kompromiss zu erzielen. Dabei gehe es auch darum, ein Zeichen zu setzen, dass die Welt selbst in geopolitisch schwierigen Zeiten doch noch zusammenarbeiten kann, so Beobachter. Jannes Stoppel von Greenpeace sagt etwa:
Erfolgreiche Verhandlungen in Rom
müssen der internationalen Zusammenarbeit
zur Bekämpfung der Umweltkrisen
neuen Rückenwind geben.
müssen der internationalen Zusammenarbeit
zur Bekämpfung der Umweltkrisen
neuen Rückenwind geben.
„
Jannes Stoppel, Greenpeace
UN-Biodiversitätskonferenz - worum geht es?
Das erste Übereinkommen über die biologische Vielfalt wurde 1993 unterzeichnet. Auf den UN-Konferenzen verhandelt die Welt darüber, wie funktionierende Ökosysteme als Grundlage etwa für sauberes Wasser, saubere Luft, Bestäubung von Pflanzen und gesunde Böden erhalten werden können. Doch damit Gebiete nicht abgebaggert, abgeholzt oder in Monokulturen umgewandelt werden, fehlt es gerade im globalen Süden an Geld.
700 Milliarden Dollar nötig für den weltweiten Naturschutz
Weltweit klafft eine Lücke von 700 Milliarden US-Dollar - 500 Milliarden sollen aus dem Abbau von umweltschädlichen Subventionen kommen, die momentan etwa noch für Pestizide oder fossile Brennstoffe eingesetzt werden. 200 Milliarden Dollar sollen aus öffentlichen und privaten Quellen stammen.
Die bisher umfangreichste Studie zur Artenvielfalt zeigt, dass die Artenvielfalt im Höchsttempo abnimmt. Ein Grund sei die Einschränkung der Lebensräume.02.02.2025 | 0:22 min
Es geht darum, dass die reichen Industrieländer, die bereits viel ihrer Natur zerstört haben, die ärmeren Länder dabei unterstützen, die noch intakten Ökosysteme der Welt zu erhalten.
20 Milliarden Dollar sollen die Industrieländer eigentlich ab 2025 an den globalen Süden zahlen.
20 Milliarden Dollar sollen die Industrieländer eigentlich ab 2025 an den globalen Süden zahlen.
Streit um die Finanzierung
Die Finanzierungsfrage hatte die Weltgemeinschaft in Kolumbien um den Schlaf gebracht.
Dabei ging es noch gar nicht darum, wer wie viel Geld bezahlen sollte, sondern erst einmal darum, wie Finanzmittel dort ankommen, wo sie gebraucht werden.
Dabei ging es noch gar nicht darum, wer wie viel Geld bezahlen sollte, sondern erst einmal darum, wie Finanzmittel dort ankommen, wo sie gebraucht werden.
Die Industrieländer hatten einen Fonds bevorzugt, der schon 1991 eingerichtet wurde, die sogenannte Globale Umweltfaszilität (GEF). Doch die Entwicklungsländer kritisierten die Machtstrukturen und Ineffizienz dieses alten Fonds und forderten einen neuen.
Abbruch in Kolumbien
Nach zwei Wochen hätte die Konferenz in Kolumbien eigentlich am ersten November zu Ende gehen sollen, doch das Plenum wurde weiter und weiter verlängert. In der Nacht mussten immer mehr Verhandler abreisen. Gerade die ärmsten Delegationen, deren Teilnahme teils überhaupt nur durch das Budget der Konferenz ermöglicht wird, hatten oft keine Mittel, ihre Flüge zu verschieben.
Die UNO-Artenschutzkonferenz ist ohne Einigung bei der Finanzierung zentraler Schutzmaßnahmen zu Ende gegangen. Zuvor war zumindest noch eine Teileinigung erreicht worden.02.11.2024 | 0:24 min
Nach einer Verlängerung um fast 12 Stunden durchgehender Verhandlungen stellte Brasilien am nächsten Morgen die Frage, ob überhaupt noch genug Länder im Raum wären, um eine Entscheidung zu fällen. Nach der Zählung war klar: Die Konferenz war nicht mehr beschlussfähig, Abbruch der Verhandlungen.
COP16 in Kolumbien: Bitteres Ende der Weltnaturkonferenz
Kolumbien nicht völlig ergebnislos
Bis dahin konnten in Kolumbien zumindest kleinere Durchbrüche erzielt werden, etwa
- für die Rechte der Indigenen, die nun ein offizielles Teilorgan der Biodiversitätskonvention gründen.
- Auch die Stärkung des Meeresschutzes und
- eine bessere Verzahnung von Natur- und Klimaschutz stehen im Abschlusspapier.
- Und ein neuer Fonds konnte beschlossen werden.
Dort soll Geld von Unternehmen einfließen, die Gensequenzen von Pflanzen, etwa aus dem Regenwald, für Medikamente, Kosmetik oder Geschmacksverstärker verwenden und damit hohe Gewinne einfahren. Für die Nutzung dieser Sequenzen soll jetzt Geld an die Herkunftsländer der Pflanzen fließen. "Der Fonds ist allerdings sehr schwach", sagt Beobachter Jannes Stoppel. Denn die Einzahlung bleibt freiwillig.
"Es wird schwierig, die gesteckten Ziele zu erreichen", sagte ZDF-Experte Andreas Stamm zur UN-Artenschutz-Konferenz.02.11.2024 | 3:26 min
Kann Rom die internationalen Umweltverhandlungen retten?
Nun sollen die Verhandlungen in Rom die sogenannte COP16 zu Ende bringen und damit der Erfüllung des Kunming-Montreal-Abkommens von 2022 einen Schritt näher kommen.
Das große Ziel: 30 Prozent der Erde unter Schutz zu stellen.
Das große Ziel: 30 Prozent der Erde unter Schutz zu stellen.
In Rom geht es unter anderem auch darum, globale Standards zu entwickeln, wie Biodiversität überhaupt gemessen werden kann.
Bericht zu Biodiversität: WWF sieht "katastrophalen" Artenschwund hier
Die Nachverhandlungen finden auf dem Gelände der Welternährungsorganisation FAO statt.
Werden die grundlegenden Fragen dort nicht gelöst, bleibt nur eine Vertagung auf die nächste offizielle Biodiversitätskonferenz 2026 in Armenien. Für die Wissenschaft ist derweil klar, die Biodiversität ist nicht nur die Grundlage der Wirtschaft weltweit:
Werden die grundlegenden Fragen dort nicht gelöst, bleibt nur eine Vertagung auf die nächste offizielle Biodiversitätskonferenz 2026 in Armenien. Für die Wissenschaft ist derweil klar, die Biodiversität ist nicht nur die Grundlage der Wirtschaft weltweit:
Die Klimakrise bestimmt, wie wir leben werden.
Die Biodiversitätskrise bestimmt, ob wir überleben werden.
Die Biodiversitätskrise bestimmt, ob wir überleben werden.
Johannes Vogel, Professor für Biodiversität
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