Samstag, 22. Februar 2025

Enormes Wachstum an Wärmepumpen durch billigen Strom möglich - auch die EU arbeitet daran

Billigerer Strom ist das Stichwort für eine Wärmepumpen-Wende. Nicht nur in Deutschland, auch in der EU hat man diese Notwendigkeit erkannt und versucht in die richtige Richtung zu steuern (siehe den Text unten). Ich finde, das hört sich umsetzbar an.

RND hier  Frank-Thomas Wenzel  20.02.2025,

Europaweite KfW-Studie

Bei billigem Strom und teurem Gas:
Wie Wärmepumpen zum Liebling der Hausbesitzer werden

Deutschland hinkt in Europa beim Absatz der klimafreundlichen Heizungen weit hinterher. Eine Studie der KfW zeigt, dass die Kosten für Energie hierbei mitentscheidend sind. Bei einer Halbierung des Strompreises könnte sich der Absatz von Wärmepumpen verdoppeln.

Das Verhältnis von Strompreis zu Gaspreis spielt eine maßgebliche Rolle für die Zahl der klimafreundlichen Wärmepumpen, die in einem Land verkauft werden. Dies geht aus einer aktuellen Studie der staatlichen KfW-Bank hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.

Für Johannes Rode, Energieexperte bei KfW Research, gibt es verschiedene Ansätze, um Wärmepumpen attraktiver zu machen. „Einer davon ist ein verlässlich ansteigender CO₂-Preis, der zu einem höheren Gaspreis führt“, sagte Rode dem RND. 

Auch attraktive Wärmepumpenstromtarife seien eine Option. Dabei müsse aber berücksichtigt werden, dass häufig gerade einkommensschwache Haushalte in energetisch ineffizienten Gebäuden wohnen. „Daher sind flankierende Maßnahmen nötig, etwa Zuschüsse oder zinsgünstige Kredite, um die Energiewende gesellschaftlich fair zu gestalten“, so Rode.

Enormes Wachstum durch billigen Strom

Das KfW-Autorenteam weist mit seinen statistischen Berechnungen nach, dass es einen engen Zusammenhang zwischen dem Absatz von Wärmepumpen und der Differenz zwischen Strom- und Gaspreis gibt. Bestes Beispiel ist Schweden. Wegen einer hohen CO₂-Steuer ist dort elektrische Energie im Vergleich zu Öl und Erdgas in etwa gleich teuer. Und dort wurden 2023 je 1000 Haushalte 36 Wärmepumpen verkauft. In Deutschland mit seinen enorm hohen Kosten für elektrische Energie, die maßgeblich durch Steuern, Abgaben und Netzentgelte bestimmt werden, waren es nur elf.

Die Schlussfolgerung: Durch eine Halbierung der Strompreise oder eine Verdopplung des Gaspreises sei „nahezu eine Verdopplung des Absatzes von Wärmepumpen zu erwarten“, heißt es in der Studie.


Eine Erfolgsstory in Europa

Die KfW-Zahlen zeigen auch, dass der Energieerzeuger, der Umgebungswärme zum Heizen nutzt, in Europa in den vergangenen zehn Jahren eine Erfolgsstory erlebt hat. Die Zahl der verkauften Geräte hat sich ungefähr vervierfacht. Lediglich im Jahr 2023 gab es einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr.

Deutschland lag just 2023 unter den 21 untersuchten Ländern auf den hinteren Rängen, nämlich auf Platz 17. Nach den Daten der Denkfabrik Agora Energiewende wurden seinerzeit hierzulande insgesamt 356.000 Aggregate verkauft und installiert. 2024 folgte aber ein Einbruch auf nur noch 200.000. Das heftige Auf und Ab ist nach übereinstimmender Einschätzung von Experten und der Heizungsindustrie die Folge der hitzigen Diskussion über das Heizungsgesetz. Die CDU hat in ihrem Sofortprogramm für den Fall eines Wahlsieges angekündigt, dieses Paragrafenwerk abzuschaffen.

Merz setzt auf CO₂-Preise

Das Ampel-Aus im November hat einen Run auf Wärmepumpen ausgelöst. Laut Wirtschaftsministerium lag die Zahl der bewilligten Zuschussanträge im Dezember mit rund 37.000 fast dreimal so hoch wie im September oder im Oktober. Zugleich hat Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz angekündigt, beim Klimaschutz vor allem auf eine CO₂-Bepreisung zu setzen.

Laut KfW-Studie sind alle nordischen Länder bei Wärmepumpen einsame Spitze. Sie hatten 2023 nicht nur in Schweden, sondern auch in Dänemark, Norwegen und Finnland im Heizungsmarkt Anteile von jeweils mehr als 90 Prozent. Hierzulande werden mittlerweile immerhin drei von vier Neubauten auch mit den Geräten ausgestattet.


Handelsblatt hier  Artikel von Scheer, Olga Witsch, Kathrin 17.2.25

Clean Industrial Deal: So will die EU die hohen Strompreise senken

Die EU-Kommission setzt künftig auf „Buy European“ und will sich von China und den USA unabhängig machen. Außerdem will sie die Strompreise für Unternehmen und Verbraucher deutlich senken.

Die EU-Kommission will die Energiepreise in der EU deutlich senken. Dafür will die Brüsseler Behörde kommende Woche einen Aktionsplan für bezahlbare Energie beschließen. Parallel dazu plant die Kommission, den „Clean Industrial Deal“ vorzustellen. Darin fasst die EU-Kommission die industriepolitischen Leitplanken ihrer Politik der kommenden fünf Jahre zusammen. Beide Dokumente liegen dem Handelsblatt vor.

Um Energiepreise für Unternehmen und Verbraucher zu senken, setzt die EU-Kommission auf langfristige Stromlieferverträge zwischen Stromproduzenten und Abnehmern (Power Purchase Agreements) und sogenannte Differenzverträge (Contract for Differences), bei denen Staaten und Stromerzeuger einen garantierten Strompreis vereinbaren.

Liegt der aktuelle Strompreis unter diesem garantierten Preis, zahlt der Staat die Differenz und subventioniert somit den Stromerzeuger. Liegt der Strompreis darüber, ist der Stromerzeuger verpflichtet, die Differenz an den Staat zu zahlen.

Außerdem will die EU-Kommission den staatlichen Beihilferahmen bis Juli dieses Jahres vereinfachen und den Mitgliedstaaten dabei zur Seite stehen, wie die beiden Instrumente in Einklang mit dem staatlichen Beihilferahmen angewendet werden können.

Die Power Purchase Agreements (PPA) und die sogenannten Differenzverträge stammen aus der Strommarktreform, die die EU bereits im Jahr 2023 infolge der Gaspreiskrise beschlossen hat.
Es könne jedoch mehr getan werden, „um die Akzeptanz von PPAs zu fördern“, heißt es in dem Aktionsplan.

Dafür will die EU-Kommission gemeinsam mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) ein Pilotprogramm für PPAs initiieren. Von dem Pilotprogramm sollen vor allem kleine und mittelständische Unternehmen sowie energieintensive Industrien profitieren.


Zugleich fordert Brüssel, dass die Mitgliedstaaten
Steuern und Abgaben auf Strom senken.
 

Darüber hinaus will die EU-Kommission mit dem Aktionsplan Investitionen in erneuerbare Energien fördern.


Es sei erfreulich, dass die EU-Kommission die Bedeutung von PPAs erkannt habe und diese über die EIB unterstützen will, sagt die Europaabgeordnete Jutta Paulus (Grüne). „Das ist notwendig, damit wir die Erneuerbaren in ganz Europa ausbauen und unsere Industrie mit günstiger Energie versorgen können.“

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) hatte bereits angekündigt, die Wettbewerbsfähigkeit der EU ins Zentrum der Politik ihrer zweiten Amtszeit zu stellen.
Der „Clean Industrial Deal“ soll gemeinsam mit dem „Wettbewerbsfähigkeitskompass“ der EU als Leitfaden dafür dienen.

Businessplan soll Wettbewerbsfähigkeit verbessern

Europa kämpfe mit zunehmenden geopolitischen Spannungen, langsamem Wirtschaftswachstum und technologischem Wettbewerb, heißt es in dem Papier. Europa brauche daher „einen transformativen Businessplan, den Clean Industrial Deal, der die Klimaziele und die Wettbewerbsfähigkeit unter einer übergreifenden Wachstumsstrategie“ zusammenbringe.

Bereits im „Wettbewerbsfähigkeitskompass“ hat die EU angekündigt, ihre Industriepolitik in Zukunft stärker zentral lenken zu wollen. Außerdem will sie nun ihre Regeln vereinfachen und Genehmigungsverfahren beschleunigen.

Des Weiteren will die EU-Kommission mit dem „Clean Industrial Deal“ künftig eine „Buy European“-Klausel einführen. 40 Prozent der Clean-Tech-Produkte wie zum Beispiel Solar- oder Windkraftanlagen sollen künftig in der EU hergestellt werden.

Die EU-Kommission folgt damit der amerikanischen „Buy American“-Logik. Von den USA und China will sich die EU damit unabhängiger machen. Die Volksrepublik liegt bei Investitionen in Clean Tech auf Platz eins, gefolgt von Europa. Auf Platz drei liegen die USA. Der ehemalige US-Präsident Joe Biden hatte mit dem „Inflation Reduction Act“ ein massives Subventionsprogramm für saubere Technologien auf den Weg gebracht.

Etwa ein Drittel der globalen Investitionen in Clean-Tech stammt aus China. Das zeigt eine Analyse der Internationalen Energieagentur (IEA). Ein Großteil davon fließt in den Ausbau der Produktionskapazitäten von E-Autos, Lithium-Batterien, Solaranlagen und Windturbinen im Inland.

Die EU sieht im Niedergang der europäischen Solarmodulhersteller ein warnendes Beispiel. Diese hatten einst den Weltmarkt beherrscht und wurden dann innerhalb weniger Jahre von der Billigkonkurrenz aus China nahezu vollständig verdrängt. Damit der Windbranche nicht dasselbe Schicksal droht, hat die EU bereits einen Aktionsplan für die Windindustrie auf den Weg gebracht.

Auf aus China importierte E-Autos erhebt die EU mittlerweile einen Sonderzoll. Die EU-Kommission sieht Beweise dafür, dass China seine Autobranche unrechtmäßig subventioniert.


„Der Fokus auf Leitmärkte,
den Hebel der öffentlichen
Beschaffung und Steuererleichterungen
ist industriepolitisch sinnvoller,
statt sich nur auf Subventionen zu verlassen“,
sagt Bernd Weber vom Thinktank Epico.


Insbesondere der Aktionsplan für bezahlbare Energie gebe einen neuen Impuls, um mit Flexibilität die Strom- und Systemkosten in den Mitgliedstaaten zu senken, sagt Weber. Insbesondere für Deutschland sei das relevant.

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