Heise hier 04. Februar 2025 Bernd Müller
Energiewende könnte Strompreise um 45 Prozent senken
Ausbau von Wind- und Solarenergie könnte bis 2030 die Strompreise in Europa und Deutschland deutlich sinken lassen.
(Bild: Miha Creative / Shutterstock.com)
Energiepreise belasten Wirtschaft und Verbraucher in Europa stark. Ukraine-Krieg hat die Lage verschärft. Eine Studie zeigt nun, wie Preise drastisch sinken könnten.
Die Wirtschaft in Deutschland und Europa klagt immer wieder über hohe Energiepreise, die ihre Wettbewerbsfähigkeit in Mitleidenschaft zieht. Aber auch die privaten Haushalte haben noch mit gestiegenen Preisen zu kämpfen.
Ein wichtiger Faktor für diese Entwicklung ist dabei Erdgas, das nach dem Einmarsch der russischen Armee in der Ukraine nicht mehr in dem Umfang zu haben ist wie zuvor. Das verteuerte letztlich den Strom.
Mittelfristig gibt es eine Lösung, wie eine neue Studie der Universität Cambridge zeigt. Der Ausbau der erneuerbaren Energien wie Solar- und Windkraft könnte bis 2030 die Volatilität an den Strommärkten begrenzen und die Strompreise stabilisieren. Die Forscher simulierten dafür die Strommärkte in 29 europäischen Ländern.
Erneuerbare Energien als Versicherung gegen Preisschocks
"Wir hatten wahrscheinlich unterschätzt, wie kostspielig Energiepreisschocks für unsere Gesellschaften sind", sagt Daniel Navia, Forscher am Zentrum für Umwelt, Energie und natürliche Ressourcen Governance (CEENRG) der Universität Cambridge. Die letzte Krise sei eine deutliche Erinnerung daran gewesen.
Die Studie, die in der Fachzeitschrift Nature Energy veröffentlicht wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass erneuerbare Energien eine Art Versicherung gegen solche Preisschocks darstellen. Wenn die Länder ihre Ziele für 2030 erreichen, könnte die Volatilität der Strompreise im Durchschnitt um 20 Prozent sinken. Die Intensität der Preisspitzen würde in jedem Land bis zum Ende des Jahrzehnts nachlassen, da die Abhängigkeit von Erdgas verringert wird.....
Strompreise könnten um mehr als ein Viertel sinken
Die Forschung deutet auch darauf hin, dass die Großhandelspreise für Strom bis zum Ende des Jahrzehnts im Durchschnitt aller untersuchten Länder um mehr als ein Viertel sinken könnten, wenn sie an ihren derzeitigen nationalen Zielen für erneuerbare Energien festhalten.
Für Großbritannien und Irland wird prognostiziert, dass die Strompreise bis 2030 im Vergleich zur aktuellen Situation um etwa 45 Prozent fallen könnten. In Deutschland könnte der Preis um 34 Prozent sinken, in Belgien um 31 Prozent. Für die Niederlande sagt die Studie einen Rückgang des Strompreises um 41 Prozent voraus.
Herausforderungen bei der Finanzierung und Marktanpassung
Die Studie untersuchte auch Szenarien, in denen die Länder ihre Ziele für erneuerbare Energien übertreffen. Wenn Europa seine Ziele für erneuerbare Energien um 30 Prozent übertrifft, könnten die Strompreise im Vergleich zur bloßen Erreichung der Ziele für erneuerbare Energien um 50 Prozent weniger empfindlich gegenüber Erdgas werden.
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"Wenn wir Solar- und Windenergie als Sicherheitsinstrument voll ausschöpfen wollen, muss Europa vielleicht überdenken, wie seine Energiemärkte gestaltet sind und welche Anreize es dem Privatsektor bieten kann, um den gesellschaftlichen Versicherungswert der erneuerbaren Energien zu erhalten", sagt Navia.
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