Und weil es in Bayern so schön unterhaltsam zugeht noch einmal Bayern mit Originalfoto - der Kommentar daneben gehört einfach dazu. Es würde mir schwerfallen, ihn weg zu lassen. Freuen wir uns auf Nick Reimer`s kurzen aber knackigen Kommentar!
TAZ hier 21.2.2025 Kommentar von Nick Reimer
Vor dem Abschalten der Kohlekraftwerke wurde viel gewarnt – auch aus Bayern. Jetzt stellt das letzte Kraftwerk dort den Regelbetrieb ein.
Regenerative Energien wie Sonne, Wasser oder Wind können auch langfristig nicht mehr als 4% unseres Strombedarfs decken“, das behauptete die deutsche Stromwirtschaft in einer Anzeigenkampagne im Sommer 1992. Heute sind es bereits etwa 60 Prozent.
„Wirtschaftsminister warnt vor Strom-Knappheit“ titelten Zeitungen vor 17 Jahren, zuständig war damals Michael Glos (CSU), der sich auf „eine Studie“ stützte und den Bau neuer Kohlekraftwerke anmahnte.
„Wir können nicht gleichzeitig aus Kohle und Kernenergie aussteigen“ – so argumentierte die CSU, als die Atomkraftwerke noch liefen. Die sind seit Frühjahr 2024 vom Netz, und trotzdem stellte jetzt das letzte Kohlekraftwerk in Bayern seinen Regelbetrieb ein. Stromlücke, Kurzschluss, Dunkelflaute, Stromausfall: Die Erzählung der fossilen Lobby griff zu immer neuen Tricks, um die Energiewende zu torpedieren.
Eingetroffen sind die Szenarien bislang nie, im Gegenteil, die Zahl der Stromausfälle ist gesunken, die Erneuerbaren tragen massiv zur Senkung der Börsenstrompreise bei und fördern die Wertschöpfung vor Ort, weil weder russische Kriegstreiber noch fragwürdige Scheichs für Kohle oder Erdgas bezahlt werden müssen.
Leider gab und gibt es Medien, die diese fossile Erzählung mittragen: Die FAZ forderte „Freispruch für CO2 – Revision der Energiewende“ [Wie überraschend!; d. säzzer], der Focus enthüllte, warum die globale Erwärmung „gut für uns“ ist, die Bild meint, die Klima-Katastrophe sei „Panikmache der Politik“. Der Spiegel druckte ein goldenes Verlängerungskabel auf seinem Titel ab.
Das zeigt, dass sich die Energiewende trefflich zur Polemik eignet, die auch in diesem Wahlkampf reichlich Platz gefunden hat. Natürlich ist unsere Stromversorgung ein hoch komplexes System und natürlich wird dieses noch komplexer, wenn viele kleine klimafreundliche Kraftwerke wenige große ersetzen. Der Ausstieg jetzt in Bayern zeigt aber wie schon die Entwicklung in den letzten Jahren: Populisten obsiegen nicht, die Ingenieure leisten ganze Arbeit und wir können frohen Mutes in die klimafreundliche Zukunft blicken.
Zeit hier 19. Februar 2025, Quelle: dpa Bayern
Klima: Bayerns Kohleausstieg: Kritik von Aiwanger, Lob von Grünen
Bayerns letztes großes Kohlekraftwerk hätte aus Sicht von Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger länger in Betrieb bleiben können. «Die Logik des Kohleausstiegs schlägt nun auch in Bayern zu», kritisierte der Freie-Wähler-Chef kurz vor der angekündigten Abschaltung des Kraftwerks in Zolling im Landkreis Freising am Freitag. Greenpeace Bayern und die Grünen im Landtag begrüßten die Abschaltung.
Das Steinkohlekraftwerk Zolling des Kraftwerksbetreibers Onyx Power stellt am Freitag den regulären Betrieb ein, bleibt aber bis 31. März 2031 in der Netzreserve, etwa für Dunkelflauten.
Mit 500 Megawatt habe das Kraftwerk fast die halbe Leistung des früheren Kernkraftwerks Isar 2, sagte Aiwanger. «Das Kohlekraftwerk ist damit eine sehr namhafte Energiequelle und hätte auch noch länger am Netz bleiben können.» Für eine sichere Stromversorgung müsse nun der Ausbau wasserstofffähiger Gaskraftwerke vorangetrieben werden.
Wichtiger Meilenstein auf Weg zu Klimaneutralität
Bei Greenpeace heißt es hingegen, der Kohleausstieg in Bayern sei ein wichtiger Meilenstein Richtung Klimaneutralität 2040. Strom aus Wind und Sonne sei günstiger als die Energie aus teuer importierter Steinkohle, sagte Saskia Reinbeck von Greenpeace. Nach dem Ausstieg aus Atom und Kohle müsse der Freistaat nun den Gas-Ausstieg im Jahr 2035 planen.
«Sonne und Wind haben das letzte Kohlekraftwerk in Bayern aus dem Markt gedrängt. Das ist ein riesiger Erfolg der Energiewende», sagte der für Energiepolitik zuständige Grünen-Abgeordnete Martin Stümpfig. Weitere 1,5 Millionen Tonnen aus der Kohleverstromung würden so dem Klima erspart.
Zolling bleibt in Reserve
Das Steinkohlekraftwerk Zolling soll nach Angaben einer Unternehmenssprecherin weiter Strom liefern, wenn etwa zu wenig Energie durch Wind oder Sonne im Netz ist. Das sei wichtig für Netzstabilität und Versorgungssicherheit.
Die 140 Beschäftigten bleiben auch nach der Einstellung des regulären Betriebs am Standort. Nicht zuletzt umfasse der Energiepark Zolling auch andere Anlagen, unter anderem ein Biomasseheizkraftwerk, sagte die Sprecherin.
Die Bundesnetzagentur hatte den Antrag des Kraftwerksbetreibers auf Stilllegung der Anlage genehmigt. In Zolling wurde laut Mediengruppe «Münchner Merkur/tz» zuletzt jährlich etwa eine halbe Million Tonnen Steinkohle verbrannt.
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Süddeutsche Zeitung Ergänzung hier
Laut Onyx Power verbrauchte das Kraftwerk im vergangenen Jahr etwa 370 000 Tonnen Kohle. Trotz des Kohleausstiegs bleibt Zolling weiterhin ein wichtiger Energiestandort. Das Kraftwerk, das seit 1986 in Betrieb war, erzeugte zuletzt etwa 1,1 Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr. Zum Energiepark Zolling gehören weitere Anlagen, darunter ein Biomasseheizkraftwerk, das auch künftig Kunden in Freising, Hallbergmoos und Zolling mit Fernwärme versorgen wird. Onyx hat zudem einen Vertrag mit der Fernwärmeversorgung Freising GmbH und der Bayernwerk Natur GmbH geschlossen, um die Energieversorgung bis mindestens 2030 sicherzustellen. Langfristig soll sie vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt werden.
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