Mit
diesem offenen Brief richten wir uns NICHT an die führenden politischen
Vertreter*innen Deutschlands. Wir richten uns an die Gesellschaften, an die
Bürger*innen, an unsere Mitmenschen und rufen sie dazu auf, sich den Protesten
des AugustRiseUp anzuschließen.
Mit
diesem offenen Brief erklären Personen des öffentlichen Lebens, aus der
Wissenschaft und aus allen weiteren Teilen der Gesellschaft ihre Unterstützung
für das August RiseUp ab dem 16. August in Berlin.
Lieber direkt
mitzeichnen oder die Mitzeichner*innen ansehen?
An
die Gesellschaft, an die Bürger*innen,
Wir,
die Unterzeichnenden, rufen dazu auf, sich an den Protesten des August-RiseUp
zu beteiligen. Die politischen Entscheider*innen müssen umgehend und
zielgerichtet Maßnahmen gegen die sich verschärfende ökologische Krise
ergreifen.
Fast
60 °C in Nordamerika. Über 40 °C am Nordpol. Ein Tornado in Tschechien, der
Autos wie Federn durch die Luft schleudert. Der Globale Norden ist längst im
Griff der Klimaerhitzung. Mitte Juli diesen Jahres wurde der Westen
Deutschlands von einer nie dagewesenen Flutkatastrophe heimgesucht. Dieses
Extremwetterereignis mit über 200 Todesopfern hat die Klimakrise einmal mehr
ganz nah zu uns gebracht. Die Zusammenhänge zwischen zunehmender Schwere und der
Häufigkeit von Wetterextremen, bedingt durch die menschengemachte
Klimaerhitzung, sind wissenschaftlich unbestritten. Des Weiteren hat die
Bundesregierung kürzlich einen Wasserverteilungsplan verfasst. Ein deutliches
Indiz dafür, dass wir zukünftig mit Trinkwassermangel in deutschen Regionen
rechnen müssen. Die Wälder in Deutschland sind immer noch von einem
Massensterben betroffen und der Klimanostand für den Wald hat nach wie vor
Bestand.
Auch
die Coronapandemie, deren Entstehen, laut Potsdamer Institut für
Klimafolgenforschung, zu hoher Wahrscheinlichkeit mit der Erhitzung des Klimas
in Verbindung steht, hat Deutschland noch immer fest im Griff. Die
Wahrscheinlichkeit, dass weitere Pandemien ausbrechen, sind sehr hoch und die
Schäden für Gesellschaft und Wirtschaft sind dabei unermesslich. Dies zeigen
uns die gerade erlebten und noch längst nicht überwundenen Folgen und
Auswirkungen der Coronapandemie.
Jedes
zehntel Grad Erhitzung führt zu weiteren irreversiblen Folgen. Jüngst warnte
ein Berichtsentwurf des Weltklimarates der Vereinten Nationen zum wiederholten
Male vor diesen Folgen. Allein bei einer Erhitzung der Klimas von 1,5°C,
gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter, werden bis zu 350 Millionen Menschen
von Trinkwassermangel betroffen sein. Bei einer Erhitzung auf 2°C, werden bis
zu einer halben Milliarde Menschen bis 2050 unter extremer Hitze leiden. Viele
Millionen werden Hunger leiden, ihre Heimat und ihre Lebensgrundlagen
verlieren, viele Menschen werden sterben, viele Menschen sterben bereits
täglich. Auch Extremwetterereignisse mit unkalkulierbaren Schäden wie jetzt
in Deutschland werden sich häufen und zu weiterem Leid und Todesopfern
führen.
Zu
viele Politiker:innen haben den Ernst der Lage noch immer nicht verstanden. Die
Staaten der Welt haben sich beim Pariser Klimaabkommen dazu verpflichtet, mit
entsprechenden Klimaschutzmaßnahmen die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad
zu begrenzen. Sie handeln aber nicht danach. Eher im Gegenteil. Nach jetzigem
Stand steuern wir auf eine Erwärmung von mindestens 3 Grad zu. Das
1,5-Grad-Ziel wäre mit allergrößten Anstrengungen, etwa in Deutschland mit
einem CO2-Ausstoß bei netto null bis 2025, auch nur noch mit einer
Wahrscheinlichkeit von 66 Prozent zu erreichen. Schon dieser Wert bedeutet aber
dramatische Veränderungen für Klima, Artenvielfalt und Gesundheit der
Menschen. Bei 3 Grad Erhitzung drohen uns Hungersnöte, Trinkwassermangel,
Pandemien und Verteilungskriege, die zum Zusammenbruch unserer Demokratien
führen können.
Wir
befinden uns inmitten des sechsten globalen Massensterbens – täglich sterben
etwa 150 Arten aus. In Deutschland haben wir in diesem Jahr unseren Anteil der
natürlichen Ressourcen, die die Erde innerhalb eines Jahres erneuern kann,
schon am 5. Mai diesen Jahres verbraucht.
Das
Bundesverfassungsgericht hat im Frühjahr dieses Jahres entschieden: Die
ausbleibenden Maßnahmen gegen die Folgen von Klimaerhitzung und
Ökosystemzerstörung sind ein Verstoß gegen Artikel 20a unseres Grundgesetzes.
Dort heißt es: “Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen
Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der
verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz
und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.“ Damit hat das
BVerG noch einmal unterstrichen, dass die Regierung dazu verpflichtet ist die
Lebensgrundlagen und die Freiheit nicht nur der jetzt lebenden sondern auch
zukünftiger Generationen zu schützen.
Die
oberste Repräsentant:innen unseres Landes machen sich schuldig, indem Sie
dieses Vorsorgeprinzip im Rahmen Ihrer Politik ignorieren. Anstatt
anzuerkennen, dass grenzenloses Wirtschaftswachstum auf einem Planeten mit
endlichen Ressourcen nicht möglich ist, subventionieren sie weiterhin
klimaschädliche Wirtschaftszweige statt nachhaltiger Alternativen und planen
Handelsabkommen wie jenes mit den Mercosur-Staaten, das zur kriminellen
Zerstörung des Amazonas in Brasilien beitragen würde.
Da
sie ihrer Verantwortung, uns Bürger*innen vor Schaden zu schützen und die
Zukunft für kommende Generationen zu sichern, nicht nachkommen, ist es die
moralische Pflicht der Bürger*innen dieses Landes, auf Ihre Untätigkeit und
offenkundige Pflichtverletzung zu reagieren.
So
erkennen wir die lange Tradition des zivilgesellschaftlichen Aufbegehrens,
gegen die Untätigkeit politischer Vertreter:innen an und erachten dies als
notwendiges Mittel auf die Gefährdung unserer Lebensgrundlagen, insbesondere
derer, die ohnehin von Benachteiligung und Diskriminierung in dieser
Gesellschaft betroffen sind, aufmerksam zu machen.
Deshalb
erklären wir unsere Unterstützung die Beteiligten der friedlichen Proteste
während des „August RiseUp“, das am 16. August 2021 in Berlin beginnt.
Wir möchten Sie bitten diesen offenen Brief zu unterschreiben und dem Anliegen so mehr Gewicht und Sichtbarkeit zu verleihen. Jede Stimme zählt und als Person des öffentlichen Lebens liegt es auch in Ihrer Hand, die Ihnen zugewandten Öffentlichkeit, dafür zu sensibilisieren. hier
Senden
Sie Ihre Antwort gerne an august2021@riseup.net –
für eilige Anfragen +49 177 8011774 kontaktieren.
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