Samstag, 24. Juli 2021

Ein Artikel aus dem Jahr 2017

 hier in der MainPost

Auf keinen Fall mehr Sand- und Kiesabbau


Kiesabbau und Hochwasser, das sind zwei zentrale Themen in der Gemeinde Sand, entsprechend groß war das Interesse an einer Wahlveranstaltung der Freien Sander Bürger mit ihrem Bürgermeisterkandidaten Dr. Jörg Kümmel. Als Gastreferent war Mark Werner von der Bürgerinitiative „Sand bleibt“, der sehr gut verständlich die Zusammenhänge zwischen Veränderungen in der Landschaft und dem Fließverhalten von Hochwasser erläuterte.

Werner betonte, dass die BI weiterhin eine unpolitische Gruppierung in Sand bleibe, doch habe die FSB als einzige von Beginn an die Bedenken der BI gegen eine weitere Kiesausbeute ernstgenommen und Jörg Kümmel habe eine sehr fundierte Stellungnahme für die beteiligten Behörden erarbeitet. Werner machte deutlich, dass es nicht darum gehe, irgendwelche Schuldzuweisungen zu machen, sondern darum, auf der Basis der heutigen Gegebenheiten die richtigen Entscheidungen zu treffen. „Wir haben von der Kiesausbeute gelebt, von den Betrieben, die im Maintal angesiedelt wurden, aber das hat halt alles auch Konsequenzen“, erklärte Werner.

Er zeigte auf, dass Sand ab dem Maindurchstich 1890 eigentlich erst mal kein Hochwasserproblem mehr hatte. Der Main floss nun an Zeil vorbei, durch Sand führte nur noch der Altmain, der Fluss hatte viel mehr Platz, um sich bei Hochwasser auszubreiten. Mit Fehlen der Hochwasser-Erfahrung wurde im Maintal gebaut, ob die Bahnlinie, die Straße nach Zeil, die Staustufe in Knetzgau – alles hatte Einfluss auf das Fließverhalten des Hochwassers und vielmals eben auch zum Nachteil der Sander Bereiche „Wörth“ und „Siedlung“.

Dazu kamen die Baggerseen im Maintal, die das Fließverhalten ebenfalls beeinflussten – und die Herausnahme von Fluss-Sediment, das ebenfalls Wasser aufnimmt, wie er in zwei Maßkrügen eindrucksvoll demonstrierte. Weil man heute all diese Effekte kenne, müsse man weiteren Sand- und Kiesabbau in der Gemarkung Sand auf jeden Fall verhindern. Der Kampf gegen weitere Verschlechterungen ist das eine, den Schutz im Bestand zu verbessern, das andere. Jörg Kümmel erläuterte, welche Hochwasserschutzmaßnahmen das Wasserwirtschaftsamt für Sand 2008 in einer Basisstudie erarbeitet hatte. Rund acht Millionen Euro Kosten wurden damals ermittelt, der Schaden bei einem hundertjährigen Hochwasser wäre jedoch deutlich höher, so die Aussage des Amtes.

Momentan laufe auf Initiative des Wasserwirtschaftsamtes eine Detailstudie, die im Rahmen einer Masterarbeit erstellt werde und erste Ergebnisse im Herbst 2017 erwarten lässt. Gegenüber 2008 seien die Fördermittel inzwischen auf 70 Prozent angestiegen, eine Realisierung also wesentlich nähergerückt.

Anhand von schematischen Plänen zeigte er das Pro und Contra eines Hochwasserschutzes auf und erläuterte anschaulich, dass manche Lösungen, die auf den ersten Blick sinnvoll und relativ einfach erscheinen, in der Realität teilweise nicht umsetzbar wären. Man müsse sehen, was sinnvoll, realisierbar und finanzierbar ist. Aber eines sei klar: „Für das Auge wird sich die Umgebung verändern, damit wird man leben müssen“, erklärte Kümmel.

Abschließend dankten Kümmel, Mark Werner und Heinrich Schmitt allen Grundstücksbesitzern, die ihre Grundstücke nicht für eine neue Kiesausbeute verkaufen, immerhin gehe es da auch um viel Geld. Wer sich umfassender informieren möchte, könne auch den 17seitigen Einspruch an das Bergamt auf der Homepage der FSB nachlesen, erklärte Schmitt.

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