Dienstag, 20. Juli 2021

„Das war eine Katastrophe mit Ansage“

Politik in der Schwäbischen Zeitung, Seite 3, hier
Frank Schätzing bezeichnet Flut als „Katastrophe mit Ansage“

Bestseller-Autor Frank Schätzing hat in seinem Buch „Was, wenn wir einfach die Welt retten?“ Szenarien für extreme Wetterlagen entwickelt. In Interview spricht er über die Versiegelung von Flächen, das Ende des „Kuschelmodus“ – und warum man bei bestimmten Argumenten seine Ohren „getrost auf Durchzug“ stellen kann....

Hier brechen sich jahrzehntelange Versäumnisse im Klimaschutz Bahn, gerade auch in Deutschland. Wir haben es uns zu lange in unserer vermeintlichen Komfortzone bequem gemacht und uns vorgemacht, bei uns könne es keine Extremwetterlagen geben wie andernorts auf der Welt.

Frage: Die Wetter-Annalen verzeichnen aber solche „Jahrhundert-Katastrophen“ auch in früheren Zeiten.

Sicher hat es Wetterextreme durch alle Jahrhunderte hindurch gegeben. Auch in der jüngeren Vergangenheit kam es zu Flutkatastrophen: etwa die Hochwasser-Jahre 1993 und 1995 oder 2001 bis 2003 in Köln. Nur muss man unterscheiden, was sie auslöst, und sein Verhalten anpassen.

Damals wurde festgestellt, dass man zu viele Flächen versiegelt und zu viele Wasserläufe in künstliche Betten geleitet hatte, in denen das Wasser weder versickern noch seitlich abfließen kann. Danach wurden munter weiter Flächen versiegelt. Das ist eine Ursache im Kleinen.

Frage: Die Menschen dort waren besonders entsetzt über die Geschwindigkeit, mit der das passierte. Wie erklärt sich das?

Natürliche Systeme unterliegen der sogenannten Kipppunkt-Dynamik: Sie können ein System relativ lange stressen. Es kann viele Belastungen wegstecken. Lange Zeit spüren wir kaum, wie es sich verändert, also denken wir, das System sei unverändert stabil. Tatsächlich gerät es mehr und mehr an den Rand der Instabilität. Und plötzlich kippt es.



Es gibt auch ähnliche Artikel in anderen Medien, die frei verfügbar sind

hier in RND:  Frank Schätzing über Unwetter: „Das war eine Katastrophe mit Ansage“

Es gehört zu den unausrottbaren Ammenmärchen, wir hätten mit unseren 2 Prozent Emissionsausstoß kaum Einfluss auf die Klimaveränderung. Offenkundig hat sie aber sehr viel Einfluss auf uns. Fakt ist, Deutschlands politisches Gewicht in der Welt wiegt weit schwerer als 2 Prozent. Wir können Einfluss nehmen auf Großmächte wie die USA oder China, wo der Klimaschutz übrigens gerade besser in die Gänge kommt als hier. Als Innovations- und Technologieführer – würden wir uns dieser Rolle wieder besinnen – ist unser Einfluss gewaltig, wir können die Welt mit grünen Technologien versorgen, gerade auch arme Länder. Was uns hingegen gar nicht weiterhilft, ist die großspurige Zufriedenheit der Politik, den Zeitpunkt der Klimaneutralitätsziel auf 2045 vorgezogen zu haben. Wir müssen klimaneutral sein, wenn wir unser Emissionsbudget aufgezehrt haben. Das wird auch nach der Reformierung des Klimaschutzgesetzes in der ersten Hälfte der 2030er-Jahre der Fall sein. Bis dahin müssen wir die Vollversorgung mit erneuerbaren Energien erreicht haben. Danach sieht es derzeit nicht aus.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen