| seit bald zehn Jahren schreibe ich – unter anderem – über den
      Klimawandel. Ich war dabei manchmal hoffnungsvoll, manchmal wütend,
      manchmal traurig und sehr oft frustriert. Wenn man als Journalist
      befürchtet, dass einem die eigene Bedeutung zu Kopfe steigen könnte, kann
      ich nur empfehlen, es mal mit Klimaberichterstattung zu probieren. Man
      merkt dann schnell, wie groß der Einfluss ist, den man selbst mit den
      flammendsten Kommentaren auf das politische Geschehen hat: Er liegt in
      den meisten Fällen so ungefähr bei Null. Es weiß ja längst jeder, der es
      wissen möchte, was Sache ist. Nur folgt aus „wissen“ eben nicht auch
      „handeln“, das jedenfalls habe ich in den vergangenen Jahren gelernt.
 Auch die Hochwasser kamen und gingen in dieser Zeit. Das große
      Elbhochwasser 2002, von dem jetzt wegen Gerhard Schröders Gummistiefeln
      wieder oft die Rede ist, habe ich verpasst, aber 2013 und 2016 waren auch
      nicht schön. „Nichts ist so machtlos wie eine Idee, deren
      Zeit gerade nicht ist“, hat mein Kollege Detlef Esslinger vor Jahren mal
      in diesem immer noch sehr lesenswerten Text über
      all das geschrieben, was im Klima- und Naturschutz so schief läuft. Der
      Satz gilt auch für vieles, was seit Langem über die naheliegenden
      Zusammenhänge zwischen Klimawandel, Bodenversiegelung und Hochwasser
      geschrieben wird.
 
 Und jetzt also wieder eine Unwetterkatastrophe, nur dass die Folgen nun
      noch viel schrecklicher sind. Mehr als 170 Menschen sind tot, viele
      weitere werden noch vermisst; Tausende stehen vor den Trümmern ihrer
      Existenz.
 
 Aber diesmal scheint etwas anders zu sein: Dieses große Unglück, nicht
      direkt verursacht, aber befördert durch die Klimakrise, ist in einem
      Moment passiert, in dem die Zeit der Klimaschutzidee vielleicht doch
      endlich mal gekommen oder wenigstens im Anmarsch ist. Plötzlich fordern
      selbst Politiker mehr Klimaschutz, die solchen Engagements bislang eher
      unverdächtig waren. Das führt bisweilen zu unfreiwilliger Komik, etwa
      wenn ausgerechnet CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sagt, man müsse
      den Klimawandel „weiter ambitioniert bekämpfen“. Aber ich will nicht
      kleinlich sein, wenn man das „weiter“ streicht, stimmt der Satz.
 
 Ich frage mich schon, warum es für solche Einsichten erst eine
      Unwetterkatastrophe brauchte. Waren der stete Anstieg der Temperaturen,
      immer extremere Hitzewellen, immer längere Dürren, ein immer schnelleres
      Artensterben nicht erschreckend genug? Offenbar nicht.
 
 Noch mehr aber beschäftigt mich die Frage, wie es jetzt weitergeht. Die
      Erfahrung zeigt leider, dass selbst der größte Schock nicht lange anhält;
      die Erinnerung verblasst schnell, und dann wird doch wieder nichts aus
      den guten Vorsätzen, weder im Hochwasser-, noch im Katastrophen-, noch im
      Klimaschutz. Aber wer weiß, vielleicht ist es diesmal nicht so, ich hoffe
      es. Was meinen Sie? Schreiben Sie uns gerne an klimafreitag@sz.de.
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