Frankfurter Allgemeine hier Robert Maus 1.5.23
Hohe Energiepreise und immer wieder aufkommende Meldungen, dass Gas und Öl knapp werden könnten, haben die Brennholzbestellungen im Rheingau-Taunus massiv steigen lassen. Das bringt die Kommunen, die ihre Wälder nach den trockenen Sommern aufforsten möchten und den Holzeinschlag reduzierten, in eine Zwickmühle. Zudem wird viel weniger Holz an die Industrie geliefert.„Diese hohe Nachfrage werden wir auf Dauer nicht befriedigen können“, sagte Julia Scherer-Lupp, Sprecherin der Stadt Taunusstein, auf Anfrage der F.A.Z. Ihrer Auskunft nach haben Bürger in der Saison 2022/2023 insgesamt rund 3500 Festmeter Brennholz bestellt. .....
Heidenrod gilt als waldreichste Gemeinde in Hessen
„Wir haben damit gerechnet, dass mehr bestellt wird“, sagte die Sprecherin und wies darauf hin, dass im vergangenen Jahr auf Beschluss des Magistrats das Einschlag-Moratorium für Buchen aufgehoben wurde. Dies war nach den Dürrejahren verhängt worden, um den Taunussteiner Wald zu schützen. Auch jetzt bleibt der Hiebsatz laut Scherer-Lupp um die Hälfte reduziert, denn der Wald solle nachhaltig bewirtschaftet werden.
Heidenrod gilt als die waldreichste Gemeinde in Hessen, aber auch dort wird es bei den Holzlieferungen eng. „Wir haben mehr als die dreifache Bestellmenge an Brennholz gegenüber dem Durchschnittsjahr“, sagte Bürgermeister Volker Diefenbach (SPD) und fügte an: „Bei uns wurden etwa 11.000 Raummeter bestellt.“ Laut Diefenbach machen von den rund 8000 Einwohnern mittlerweile etwa 600 ihr eigenes Holz. Dies, so stellte er klar, sei auf Dauer nicht zu organisieren. Weil die Gemeinde einen relativ hohen Laubholzeinschlag habe, sei es in Heidenrod zwar möglich, diese Nachfrage auf Dauer zu befriedigen, aber der Bürgermeister warnte davor, dass dies zulasten der Industrie gehe. „Wir konnten an unsere regulären Industrieholzkunden eigentlich gar kein Holz mehr ausliefern“, sagte er.
Er wies darauf hin, dass dies volkswirtschaftlich zu einem Problem werden könne, wenn bestimmte Industriezweige aufgrund der hohen Brennholznachfrage nicht mehr die benötigten Rohstoffe erhielten. Auch in Heidenrod wurden Höchstmengen festgelegt. „Dass, was wir jetzt einschlagen, ist die Obergrenze“, stellte Diefenbach klar. Er äußerte die Hoffnung, dass die Nachfrage in den kommenden Jahren wieder sinken wird. „Diese Aufregung im vergangenen Jahr mit bevorstehender Gasmangellage, das hat sich ja wieder deutlich abgeschwächt“, begründete er seine Hoffnung.
Die Städte und Gemeinden des Rheingau-Taunus-Kreises haben ihre Waldbewirtschaftung für gewerbliche Kunden im Forst- und Holzkontor gebündelt. Die Anstalt des öffentlichen Rechts wickelt für die Kommunen aber auch deren Privatverkäufe ab. „Das ist erheblich, was da gerade läuft, und die großen Mengen kommen erst noch“, sagte Geschäftsführer Sebastian Ochs. Er geht davon aus, dass kreisweit in etwa die doppelte Menge an Brennholz bestellt wurde. „Das betrifft alle unsere Kommunen“, sagte er.
Für die Industrie gebe es daher kaum noch Holz. „Wir hatten früher Verträge mit Kunden über mehr als 15.000 Festmeter und haben bis jetzt noch nicht mal einen Vertrag abgeschlossen, weil ich nicht weiß, ob 500 oder 1000 Festmeter übrig bleiben“, schilderte er die Situation und erläuterte: „Taunusstein, Idstein und Niedernhausen haben ihren Laubholzeinschlag reduziert, aber der ganze Rheingau hat normal Holz gemacht, ebenso wie Heidenrod. Trotzdem bleibt für die Industrie nichts übrig.“ Der Trend bereitet Ochs Sorgen: „Wir verbrennen in Deutschland unterm Strich etwa 40 Prozent des Holzeinschlags. Das ist einfach zu viel.“
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