Das im neuen Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg 2022 enthaltenen erweiterte Solar-Gebot, das bei „grundlegenden“ Dachsanierungen einen Einbau von Photovoltaikanlagen (§ 8a bis §8c KSG BW) vorschreibt, stellt die Kommunen vor viele Herausforderungen – sowohl finanziell als auch technisch.
Viele Verwaltungen schreiben Flachdachabdichtungsarbeiten immer noch sehr „altmodisch“ aus (z.B. mit mehrlagigen Bitumenbahnen[1]). Die Mitarbeiter der Hochbauämter sind i.d.R. auch keine Fachleute im Bereich der Dachabdichtung und sie kennen dementsprechend oft nicht die aktuellen Entwicklungen in Technik und Markt.
Bei der Umsetzung des PV-Gebots bei Sanierungen (und im Neubau) sollte die Problematik der Aufheizung in den Städten nicht vergessen werden. Die anzustrebende Lösung kann daher die Kombination aus Photovoltaikpaneelen und Dachbegrünung sein. Denn neben der dezentralen Stromerzeugung geht es auch darum, sogenannte „Hitzeinseln“ in den Innenstädten und Gewerbegebieten durch Dach- und Fassadenbegrünungen zu reduzieren und das lokale Klima zu verbessern.
Von Verwaltung wird häufig
gewarnt, dass Photovoltaik und Dachbegrünung nicht gemeinsam auf einem Objekt verwirklicht
werden könnten.
Diese Kombination ist jedoch per se unproblematisch. Viele Anbieter von Dachbegrünungen haben integrierbare PV-Systeme im Angebot. Hersteller von Dachabdichtungsbahnen bieten Systeme zur Halterung von PV-Modulen und für sichere Anschlüsse an.
Wenn „die Statik“ nicht mitzuspielen scheint, wenn also das Gewicht der Solarmodule und / oder dasjenige der Zwischenspeicherung des Regenwassers im Gründachaufbau zu hoch sein sollte, lohnt sich ein genauer Blick auf die Problemlage. Oft lässt sich das Tragwerk punktuell und mit überschaubarem Aufwand verstärken und kann so ein wünschenswertes Kombidach „verkraften“.
In der Regel treffen bei einem solchen „Mehrzweckdach“ drei Gewerke auf einer Baustelle zusammen: Dachdecker, Elektroinstallation und Begrüner. Diese müssen planerisch und in der Ausführung unter „einen Hut“ gebracht werden.
Anschlüsse der Dachabdichtung an die Dachränder, die Gullys und Lichtkuppeln sowie die Kabeldurchführungen der Solarmodule u.v.m. sind bei komplexen Dächern von großer Bedeutung und müssen gut durchdacht und geplant sein. Die folgende Ausführung durch versierte Firmen, ist essentiell.
Ein „Kombidach“ stellt daher
erhöhte Anforderungen auch an die korrekte Ausschreibung (die kritischen Punkte
müssen explizit angesprochen werden).
Diese Sorgfalt hat ihren
Preis, der eingeplant werden sollte.
Bleibt die Ausschreibung vage und in den
Details unspezifisch sind die anbietenden Firmen in einer starken Position. Dann
kommt eventuell das günstigste aber technisch falsche Angebot zur Ausführung.
Der Autor:
Dipl.-Ing. Oliver Otte,
Der Autor beantwortet technische Fragen aus
den Fraktionen zu Kombidächern.
Als „ehrenamtlicher“ Berater auf Anfrage konkrete
technische Unterstützung:
oliver_otte@web.de oder 0173 592 6585.
[1]
Diese Aufbauten sind zum Beispiel für Dachbegrünungen wenig geeignet und für
PV-anlagen wegen der Anschlüsse problematisch.
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