Donnerstag, 10. November 2022

Applaus im Stehen für die „Letzte Generation“

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EKD-Synode diskutiert über Klima

Der radikale Klimaprotest der "Letzten Generation" ist umstritten. Mitten in der hitzigen Debatte um Straßenblockaden und Attacken auf Kunstwerke spricht eine Klima-Aktivistin vor der EKD-Synode – und bekommt viel Zuspruch.

Die Klimaaktivistin Aimee van Baalen sprach vor der EKD-Synode

von epd/KNA

Magdeburg. Die evangelische Kirche sucht das Gespräch mit der „Letzten Generation“. Bei einer Rede vor der EKD-Synode in Magdeburg verteidigte die Klimaaktivistin Aimée van Baalen die umstrittenen Proteste.

Menschen setzten ihre körperliche Unversehrtheit, ihre berufliche und familiäre Zukunft sowie ihren Alltag aufs Spiel, „weil alle anderen Protestformen erschöpft wurden“, sagte die Vertreterin der Bewegung, die mit Straßenblockaden und Lebensmittelattacken auf Kunstwerke für Kritik sorgt. Man greife zu diesen Protestformen, weil warnende Stimmen weiterhin ignoriert würden und „weil wir Zuversicht und Nächstenliebe im Herzen tragen“.

Eine Viertelstunde auf dem Podium

Rund 15 Minuten bekam die Aktivistin das Podium, um ihre Beweggründe und Forderungen vorzutragen. Van Baalen beendete ihre Rede mit dem Satz: „Vielen Dank, dass Sie sich solidarisieren.“ Ein größerer Teil der Delegierten des Kirchenparlaments antwortete der 23-Jährigen mit stehendem Applaus.

Die Schöpfungsbeauftragte der EKD, die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, bot der Aktivistin Gespräche an. Die Kirche könne die Aktivisten in den Dialog mit Politikern bringen. Die Kirchen sollten ferner dafür eintreten, dass das Recht auf Protest auch für die Klimaaktivisten gelte.

Synodenpräses Anna-Nicole Heinrich rief im Anschluss Politikerinnen und Politiker auf, dem Beispiel der Kirche zu folgen und ebenfalls mit den Klimaaktivsten der „Letzten Generation“ ins Gespräch zu kommen. Die Bewegung dürfe nicht in eine kriminelle Ecke gestellt werden, wo sie einfach nicht hingehöre, sagte die 26 Jahre alte Heinrich vor Journalisten. Ihre Anliegen müssten ernst genommen werden. Die Aktivisten stellten ihr eigenes Wohl zurück, um „gewaltfreien, zivilen Widerstand“ zu leisten.

Unfall bei Protesten

In der vergangenen Woche war nach einem Unfall einer Radfahrerin in Berlin ein Spezialfahrzeug der Feuerwehr in einem mutmaßlich von Aktivisten mit verursachten Stau stecken geblieben. Das hatte die Diskussion um die Protestformen der Bewegung erneut befeuert, die Radfahrerin starb an ihren Verletzungen.


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Van Baalen rief als Vertreterin der „Letzten Generation“ die evangelische Kirche auf, ihre Bewegung und deren Ziele zu unterstützen. „Wir brauchen die evangelische Kirche auf unserer Seite“, sagte sie. Sie habe die Möglichkeit, ihre Stimme für die besonders durch den Klimawandel bedrohten Menschen im globalen Süden zu erheben. Die Kirche müsse zudem darauf bestehen, dass die Bundesregierung ihre eigenen Klimaziele einhalte. Die Regierung rede viel, „leider handelt sie nicht entsprechend“, sagte van Baalen.

Für die Blockade von Autobahnen entscheide sich die „Letzte Generation“ nicht leichtfertig, sagte van Baalen und betonte, dabei werde die Sicherheit aller Beteiligten gewährleistet. „Wir haben immer und ausnahmslos eine Rettungsgasse“, sagte sie.

Was die Klima-Bischöfin sagt

Nach Ansicht der Bischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt mangelt es bei den internationalen Verhandlungen zur Reduktion klimaschädlicher Treibhausgase am Willen zur Umsetzung. Der Menschheit fehle es nicht an wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Klimawandel und Beschlüssen zu dessen Bekämpfung, sagte die Beauftragte der EKD für Schöpfungsverantwortung bei der Synodentagung. Was aber fehle, sei der Wille zu verantwortlichem Handeln.

Seit Jahren gebe es ambitionierte Klimaziele, sagte Kühnbaum-Schmidt auch mit Blick auf die derzeit stattfindende UN-Klimakonferenz im ägyptischen Scharm el Scheich. Der CO2-Ausstoß gehe aber nicht zurück, sondern steige sogar – „nicht, weil Ziele nicht ambitioniert genug sind, sondern weil die Umsetzung nicht gelingt“, sagte die Bischöfin der Nordkirche. Sie vermisst nach eigenen Worten einen „globalen Gemeinsinn“ beim Klimaschutz. (epd)

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