Freitag, 7. Juni 2024

Wer blockiert Naturschutz und gute Politik für Europas Bauernhöfe?

Klima-Podcast Gradmesser

hier sehr interessanter Podcast zum Anhören 
Von Ruth Ciesinger 7.6.24

Vor der Europawahl ist die Angst der Parteien vor wütenden Landwirten groß. Dass es den Bauern und Bäuerinnen so schlecht geht, daran sind eine Reihe falscher Freunde schuld.

Europas Landwirt:innen sind wütend, und das zu Recht. Wachsender Preisdruck, immer mehr Vorgaben und spürbare Folgen der Klimakrise, wie ganz aktuell in Bayern, Baden-Württemberg und dem Saarland, bringen gerade kleine und mittlere Betriebe in extreme Bedrängnis. In der EU haben deshalb zwischen 2005 und 2020 über ein Drittel aller Höfe aufgegeben.

Die Sorgen der Bäuerinnen und Bauern sind absolut real, die Angebote der Politik zur Europawahl, ihre Probleme zu lösen, sind dagegen oft nicht realistisch.

Das gilt besonders für die rechtsextremen und populistischen Parteien, die in Deutschland und anderen Ländern auf die Bauernproteste aufspringen. Die AfD beispielsweise will alle EU-Subventionen streichen, dabei können viele kleine und mittlere Bauernhöfe nur noch mit den Geldern aus Brüssel existieren.

Mit rund 55 Milliarden Euro pro Jahr fließt tatsächlich mit das meiste EU-Geld in die Landwirtschaft. Doch dieses Geld geht aber vor allem an Großbetriebe in der Agrarindustrie, in Deutschland beispielsweise profitiert vor allem die Südzucker AG von den EU-Subventionen aus der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Fläche wird belohnt, mehr Umweltschutz dagegen kaum bis gar nicht - ein Grund, warum der Protest gegen neue Auflagen in dem Bereich zu Jahresbeginn eskaliert ist.

Dabei leiden die Höfe nicht nur einerseits bereits massiv unter Überschwemmung und Dürre, die Landwirtschaft, die in Europa insgesamt für rund zehn Prozent der CO2-Emissionen alleine durch Tierhaltung und Düngung verantwortlich ist, spielt auch eine entscheidende Rolle beim Klimaschutz. Woran liegt es also, dass die Politik das nicht ausreichend honoriert, sondern im Gegenteil den Umweltschutz in der Landwirtschaft und Vorgaben des Green Deal lieber wieder zurückdreht?

Theresa Crysmann vom Tagesspiegel Background Agrar und Ernährung schaut in dieser Gradmesser-Folge darauf, wer in Brüssel Naturschutz und gute Politik für Europas Bauernhöfe blockiert. 

Sie erfahren unter anderem, welche falschen Freunde sich den Bauern andienen, welche Rolle die Europäische Volkspartei inklusive CDU und CSU hier spielt, und warum sich der Groll der Bauern besonders auf die Grünen entlädt. Und es geht um Möglichkeiten für eine bessere Agrarpolitik und was die Umweltpolitik nach der EU-Wahl erwartet - auch im Blick auf die kommende ungarische Ratspräsidentschaft.

Über den Klima-Podcast „Gradmesser“

Was können wir gegen die Klimakrise tun? Dieser Frage geht Ruth Ciesinger jeden zweiten Freitag im Tagesspiegel-Podcast „Gradmesser“ nach. Hören Sie alle Folgen hier, bei Spotify, Apple und überall, wo es Podcasts gibt.

Den nächsten Gradmesser hören Sie am 21. Juni. Zu Gast ist dann Jens Beckert, Direktort des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftswissenschaften. Im Gespräch mit ihm geht es um unseren Konsum und Möglichkeiten einer realistischen Wirtschaftspolitik. Mit Fragen, Kritik oder Anregungen erreichen Sie uns unter gradmesser@tagesspiegel.de.


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