Dienstag, 18. Juni 2024

Fast schon komödienreife Kehrt-Wendung: CDU-Chef plötzlich ein Fan der Wärmepumpe?

Es bleibt beim Ärger um die falschen Informationen zur Wärmepumpe, die im letzten Jahr mutwillig von der Bild, der CDU und der FDP gestreut wurden, um die Wärmewende auszubremsen.

Doch inzwischen zeigen sich  fast schon komödienreife Kehrt-Wendungen.
Die Berliner Zeitung (meiner Beobachtung nach ziemlich rechts stehend) hat Merz als heimlichen Wärmepumpen-Fan bei einer Enpal Veranstaltung entlarvt, ebenso wie Lanz zuvor den heftigsten FDP- internen-Aufheizer Schäffler dazu brachte, den Einbau einer privaten Wärmepumpe zuzugeben. 


Frankfurter Rundschau  hier 18.06.2024, Lars-Eric Nievelstein

Wende beim Heizen: Neue Zahlen zu Wärmepumpen sorgen für Überraschung

Um die Wärmepumpe gab es zuletzt regelrecht Trubel. Wegen früherer großer Unsicherheiten bei der Förderung von Wärmepumpen, auf die sich viele Bürger offenbar verlassen hatten, brach der Absatz der Wärmepumpe im ersten Quartal 2024 deutlich ein. 

Mittlerweile aber zeigt sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) optimistisch. „Die Antragszahlen (für Förderung von Wärmepumpen, Anm. d. Red.) sind im April noch einmal klar gestiegen“, teilte er kürzlich der Rheinischen Post gegenüber mit. Aktuelle Zahlen geben ihm recht – zumindest langfristig betrachtet.

Langfristige Betrachtung zeigt wachsende Beliebtheit der Wärmepumpe

Wärmepumpen kommen in immer mehr neuen Wohngebäuden zum Einsatz. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am heutigen Mittwoch (5. Juni) berichtete, nutzten im Jahr 2023 etwa zwei Drittel aller fertiggestellten Wohngebäude die Wärmepumpe zum Heizen (konkret sind es 64,6 Prozent). Gegenüber dem Vorjahr 2022 bedeute das einen Anstieg um acht Prozentpunkte und gegenüber 2014 stehe gar mehr als eine Verdoppelung auf dem Papier. Damals war die Wärmepumpe in 31,8 Prozent der neuen Gebäude verbaut worden.

Vor allem sind es die Ein- und Zweifamilienhäuser, in denen die Wärmepumpe zum Einsatz komme, teilte Destatis weiter mit. Bei diesen beträgt der Anteil an Neubauten mit Wärmepumpe etwa 68,9 Prozent. Zum Vergleich: Bei den Mehrfamilienhäusern waren es lediglich 41,1 Prozent. In der Planung neuer Wohngebäude habe die Wiesbadener Behörde einen klaren Trend erkannt: Erneuerbare Energien sind in acht von zehn im Jahr 2023 genehmigten Wohngebäuden die primäre Heizquelle. Zumeist sind das Wärmepumpen – diese kommen in rund drei Vierteln (76,4 Prozent) der genehmigten Neubauten als die primäre Heizquelle zum Einsatz.

Der häufigste konventionelle Energieträger ist Erdgas, und dieser spielt mit einem Anteil von etwa 7,3 Prozent eine „zunehmend kleine“ Rolle.

Produktion bei Wärmepumpen geht zurück – „Debatte ist von Fakten gelöst“

Diese Entwicklung – der zunehmende Einbau von Wärmepumpen in neuen Gebäuden – spiegele sich auch langfristig in der Produktion wider, berichtete Destatis. Im Jahr 2023 hatten die Hersteller rund 400.100 Wärmepumpen gebaut, also etwa 14,0 Prozent mehr als im Vorjahr. Allerdings ging die Produktion von Wärmepumpen im letzten Quartal deutlich zurück, hier hatte es einen Einbruch von bis zu 41,4 Prozent gegeben.

Ähnlich sieht es den neuen Zahlen zufolge beim Außenhandel aus. Hatte die Bundesrepublik im Jahr 2023 noch Wärmepumpen im Wert von 1,0 Milliarden Euro importiert (plus 39,2 Prozent gegenüber 2022), so ging der Import später deutlich zurück. Im ersten Quartal 2024 lieferte Deutschland Wärmepumpen im Wert von rund 163,4 Millionen Euro ins Land ein, was gegenüber dem vierten Quartal 2023 einen Rückgang um 228,1 Millionen Euro bedeutete, also knapp 35,5 Prozent.

Branchenvertreter weisen regelmäßig auf die schief gelaufene Debatte innerhalb Deutschlands hin. „Die Debatte ist von den Fakten gelöst“, sagte der Enpal-CEO und Gründer Mario Kohle gegenüber Ippen.Media. Sowohl bei der Förderung als auch bei der „massiven Fehlinformation“, die 2023 verbreitet worden sei, habe die Regierung noch jede Menge Hausaufgaben zu erledigen. Viele Verbraucher hatten sich im Zuge der Debatte um die Förderung der Wärmepumpe verunsichert gezeigt.



Hier in der Berliner Zeitung  Flynn Jacobs  17.06.2024 

Friedrich Merz plötzlich ein Fan der Wärmepumpe? CDU-Chef erntet Kritik

Friedrich Merz gilt als scharfer Kritiker der Wärmepumpe. Jetzt präsentiert er sich plötzlich als Unterstützer der Wärmewende. Betreibt der CDU-Chef Lobbyismus?

Der Heizungstausch mit dem Umstieg auf Wärmepumpen sorgt in Deutschland für viel Unruhe. Das von Robert Habecks Wirtschaftsministerium vorgelegte Verbot von Öl- und Gasheizungen in Neubauten ab 2024 erfuhr große Kritik, unter anderem von Oppositionsführer Friedrich Merz. Der CDU-Chef warf im März vorigen Jahres den Grünen eine „Politik der Verbote und Regulierungen“ vor. 

Nun sieht sich Friedrich Merz selbst scharfer Kritik ausgesetzt. Bei X (ehemals Twitter) bricht sich eine Welle der Empörung über einen Auftritt des CDU-Chefs bei einer Veranstaltung des Berliner Wärmepumpen-Installateurs Enpal am vergangenen Wochenende Bahn. Dort weihte Enpal seine neue Wärmepumpen-Akademie ein. Auch Merz war zu Gast. In seiner Rede betonte er, dass die „CDU voll und ganz hinter dieser Wärmewende“ stehe. Außerdem müsste Deutschland mittlerweile schon viel mehr Wärmepumpen haben, ergänzte Merz.

Ist der Oppositionsführer plötzlich ein Fan der Wärmepumpe, obwohl er diese und Robert Habeck im letzten Jahr noch heftig kritisierte? Haben seine jüngsten Aussagen möglicherweise mit seiner Vergangenheit beim Unternehmen Blackrock zu tun? Betreibt der CDU-Chef Lobbyismus? Im Netz kursieren derartige Vorwürfe. ...... (mehr im Artikel)

Der Auftritt des Parteichefs steht dennoch im Kontrast zu Aussagen von Merz aus der jüngeren Vergangenheit. So forderte der CDU-Chef noch im Dezember 2023 bei Sandra Maischberger, dass das Heizungsgesetz gestoppt werden müsse, da die Summe der Subventionen für die privaten Haushalte in keinem Verhältnis zur CO₂-Einsparung stehe. Für die öffentliche Hand würden durch die Förderung von Wärmepumpen „riesige Kosten“ entstehen.

Nun also der plötzliche Sinneswandel. Warum Merz die Wärmepumpen-Expansion auf einmal richtig findet und Enpal darin bestärkt, weiter daran zu arbeiten, bleibt vorerst sein Geheimnis. Ebenso, ob seine frühere Beschäftigung bei Blackrock einer der Gründe ist. Seine Motive wirken im Gesamtkontext allerdings rein opportunistisch, frei nach dem Motto: Merz kritisiert die Ampel einfach, weil er sie als Oppositionsführer eben zu kritisieren hat. Auch wenn er sich jetzt offenbar selbst eingesteht, dass die Wärmewende unumgänglich ist.


ZDF hier 21.06.2023 

Frank Schäffler (FDP) bei "Lanz": Heizgesetz-Kritiker bestellt Wärmepumpe

Trotz seiner Kritik am Gesetzentwurf von Robert Habeck offenbart Heizgesetz-Gegner Frank Schäffler (FDP) bei Markus Lanz: "Ich habe gerade privat eine Wärmepumpe bestellt."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen