Deutschland als Führer der Verkehrswende? Das kommt mir gerade völlig abwegig vor. Die deutschen Autohersteller haben es bisher noch nicht mal geschafft, günstige e-Modelle auf den Weg zu bringen. Und dann soll es an den hierzulande vergleichsweise geringen Subventionsstreichungen gelegen haben?
Soweit ich das sehe, haben unsere Automobilkonzerne bei der dringend notwendigen Transformation vollkommen versagt, im glanzvollen Zusammenspiel mit den Verbrenner-Erhaltungs-Politikern - denn neu ist der Gedanke einer Verkehrswende nun schon seit Jahrzehnten nicht mehr.
e-fahrer hier 17. Juni 2024 | Karl Müller
Setzt nur noch Deutschland auf E-Autos? Zahlen sprechen klare Sprache
Deutschland hatte vor, führend in der Verkehrswende zu sein. Doch nach Subventionsstreichungen brachen die E-Auto-Verkäufe ein. In anderen europäischen Ländern sind die Zahlen zwar besser, trotzdem scheint Europa kein Investitionsziel für die E-Autoindustrie zu sein. Sie setzt lieber auf die USA.
Auf den ersten Blick scheint der E-Automarkt zu boomen. Die Verkaufszahlen reiner Stromer sind weltweit von 1,6 Millionen Fahrzeugen im Jahr 2013 auf 9,6 Millionen Fahrzeuge 2023 gestiegen, berichtet die Umweltorganisation Transport & Environment (T&E). Das entspricht 15 Prozent des Weltmarkts.
Wenn es um die Verteilung der Investitionen der Autohersteller geht, ergibt sich nach einer Studie von T&E allerdings ein Ungleichgewicht. Die Organisation hat 19 große Automobilhersteller unter die Lupe genommen und sich angesehen, wohin die zwischen 2021 und 2023 angekündigten Investitionen geflossen sind. So viel sei bereits verraten: Europa gehört nicht zu den Favoriten.
Hohe Investitionen – in den USA
Zunächst klingen die Investitionssummen gewaltig. Zwischen 2021 und 2023 waren es 265 Milliarden Euro. Das entspricht dem Bruttoinlandsprodukt Rumäniens. 34 Prozent dieser Summe entfielen auf europäische Hersteller, 20 Prozent auf Autobauer aus China und 18 Prozent auf südkoreanische Automobilproduzenten. Die Vermutung liegt also nahe, dass ein Großteil der Investitionen nach Europa geflossen ist. Tatsächlich haben jedoch die USA mit 37 Prozent den Löwenanteil erhalten. Die 26 Prozent, die in Europa investiert wurden, wirken vergleichsweise bescheiden.
Großzügige Subventionen in den USA
Dass Nordamerika die einzige Region ist, die für europäische, japanische und südkoreanische Hersteller wie ein Magnet wirkt, liegt nach den Machern der Studie an den großzügigen Summen, mit denen die US-Regierung seit dem U.S. Inflation Reduction Act 2022 ausländische Investoren lockt. Mit anderen Worten: Die Produktion von E-Autos und Batterien wird im Land der unbegrenzten Möglichkeiten massiv gefördert.
In Europa hingegen stammen 80 Prozent der Investitionen von europäischen Herstellern. Der größte Teil der verbleibenden Summe kommt von Tesla, Geely, Nissan und Ford.
Auch die Autohersteller, die in Europa investieren, sind bei den Beträgen zurückhaltend. Lediglich BMW, JLR, Renault, Mercedes, Nissan und VW haben mehr als 50 Prozent ihrer Investitionen in Europa getätigt. Beim Automobilhersteller Stellantis waren es hingegen nur zehn Prozent, während 74 Prozent der Investitionssumme nach Nordamerika geflossen sind.
Umweltorganisation mit klaren Forderungen
Geht es um Investitionen der Automobilindustrie in die E-Mobilität, steht Europa also klar auf der Verliererseite. Damit sich das wieder ändert, hat T&E drei klare Empfehlungen an die Politik.
1: „Die wichtigste Maßnahme, um Investitionen für Elektroautos nach Europa zu locken, ist die Beibehaltung der ehrgeizigen EU-CO₂-Normen für Autos, einschließlich des Ziels, 2035 zu 100 Prozent emissionsfrei zu sein.“ Mit einer solchen Maßnahme würde Rechtssicherheit für die Automobilhersteller geschaffen, was die Investitionen ankurbeln könnte, glauben die Forscher.
2: „Europa braucht dringend ein EU-Investitionspaket, um weiterhin öffentliche und private Investitionen in die Herstellung von E-Fahrzeugen und die Wertschöpfungskette von E-Fahrzeugbatterien anzuziehen.“ Ein „sozialer und umweltfreundlicher Investitionsplan in Höhe von einer Billion Euro“ solle bereitgestellt werden, fordert T&E. Dabei solle ein „Fonds für die grüne Industrie“ den Kern bilden. Zweck des Fonds: „Zuschüsse Darlehen und Bürgschaften“ bereitzustellen, „um die Produktion von Elektrofahrzeugen in Europa zu steigern und die Wertschöpfungskette für Batterien zu unterstützen“.
3: „Die EU sollte die lokale Produktion unterstützen und belohnen.“ Das solle aber keineswegs zu Protektionismus gegenüber den Wettbewerbern führen, schreiben die Autoren von T&E. Besser sei es „'Made in EU'-Maßnahmen mit Plänen zur Beschleunigung der E-Fahrzeugproduktion“ zu unterstützen.
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