hier Watson 20.11.2023, Jannik Sauer
Portugal hat bei seiner Energieversorgung früh verstärkt auf erneuerbare Ressourcen wie Windkraft gesetzt.
Die verheerenden Folgen der Klimakrise stellen die Welt vor große Herausforderungen. Extremwetter, Überschwemmungen und Waldbrände nehmen immer weiter zu, zerstören weltweit Leben und Existenzen und machen ganze Landstriche unbewohnbar. Um künftig möglichst wenige klimaschädliche Emissionen auszustoßen, muss jede Nation der Welt seine Energieproduktion neu aufstellen.
Manche Länder sind dabei bereits weiter als andere. In Europa ist Portugal einer der Musterschüler – der jetzt erneut hat aufhorchen lassen: Dem 10-Millionen-Einwohner-Land an der Atlantikküste ist ein weiterer wichtiger Schritt in eine grünere Zukunft gelungen.
Sechs Tage lang, vom 31. Oktober bis zum 6. November, überstieg die Menge der von Portugal produzierten erneuerbaren Energien den Bedarf der Menschen im Land. Das berichtet "Canary Media", ein Nonprofit-Portal, das sich auf Klimajournalismus spezialisiert hat.
Der Sechstage-Rekord bezieht sich demnach auf die 149 aufeinanderfolgenden Stunden, in denen "die Energie aus erneuerbaren Quellen den Verbrauch von Industrie und Haushalten im ganzen Land überstieg". Vorher lag der portugiesische Rekord bei der Energieversorgung aus Erneuerbaren bei 131 Stunden – etwas mehr als fünf Tage – und wurde 2019 erreicht.
Portugal: Gaskraftwerke als Back-up
Wie "Canary Media" erklärt, bedeutet die neue Bestmarke nicht, dass keine fossilen Kraftwerke in Betrieb waren, sondern nur, dass "die Gesamterzeugung aus erneuerbaren Energien den Bedarf der Kunden mehr als gedeckt hat". Demnach erklärte Hugo Costa vom portugiesischen Windkraftkonzern EDP Renewables:
"Die Gaskraftwerke waren da und warteten darauf, Energie zu liefern, falls sie benötigt wurde. Das war aber nicht der Fall, denn der Wind wehte, und es regnete stark."
Portugal hat sich frühzeitig zum Ausbau der Erneuerbaren Energien verpflichtet und bereits 2016 das Ziel formuliert, bis 2050 klimaneutral zu werden – weit vor vielen anderen EU-Ländern. Während andere Nationen mit kohlenstofffreiem Strom aus Kernkraftwerken punkten können, hat Portugal nie auf die umstrittenen AKWs gesetzt und plant das auch für die Zukunft nicht.
Nach Angaben des portugiesischen Netzbetreibers REN ist der Erdgasverbrauch für die Stromerzeugung des Landes im Zeitraum von Januar bis Oktober im Vergleich zum Vorjahr um 39 Prozent gesunken. Der Gesamtgasverbrauch ist damit auf den niedrigsten Stand seit 2006. Auch beim Kohleausstieg ist Portugal Vorreiter: Bereits Ende 2021 hat das Land seine letzten Kohlekraftwerke abgeschaltet.
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