Sehr gut dass dieses Thema an Raum gewinnt, auch in den Verhandlungen.
Man erinnere sich: auch vor dem europäischen Menschenrechts-Gerichtshof steht noch eine Rechtsprechung aus, für die bereits 3 Klagen zusammen verhandelt wurden. Die Klage der Schweizer Umweltseniorinnen geht genau in diese Richtung, die beiden anderen unterstützen diesen Gesichtspunkt.
Und es sei noch einmal an die Verdienste der DUH hingewiesen, die durch fortwährenden Einsatz zur Senkung der Luftschadstoffe beigetragen hat.
RND hier Laura Beigel 15.11.2023,„Lancet Countdown“ 2023 veröffentlicht
Der Klimawandel macht den Menschen krank – und das auf unterschiedliche Art und Weise. Wie genau, das verdeutlicht der neue „Lancet Countdown“. Die Prognosen des Berichts sind eindeutig: Setzt sich der Klimawandel fort, wartet eine gefährliche Zukunft.
Zum ersten Mal geht es auf der Weltklimakonferenz (COP28) um die Gesundheitsgefahren des Klimawandels. Einen Tag lang wollen Regierungsvertreterinnen und ‑vertreter sowie Fachleute darüber beraten, wie sich verhindern lässt, dass die Klimakrise Millionen Menschen weltweit krank macht.
„Der Gesundheitsschwerpunkt auf der COP28 ist die Chance unseres Lebens“, sagt Marina Romanello. Sie ist Executive Director des „Lancet Countdowns“ am University College London. An der neuen Ausgabe des Sachstandsberichts, die am Mittwoch erschienen ist, haben 114 Wissenschaftler und Gesundheitsexpertinnen aus 52 Forschungseinrichtungen und UN‑Organisationen weltweit zusammengearbeitet.
Der Bericht verdeutlicht einmal mehr, wie gesundheitsschädlich die Klimakrise ist. „Unsere gesundheitliche Bestandsaufnahme zeigt, dass die zunehmenden Gefahren des Klimawandels heute weltweit Leben und Lebensgrundlagen kosten“, sagt Romanello.
Die größten Gesundheitsgefahren des Klimawandels
Hitze
Unwetterextreme
Infektionskrankheiten
Luftverschmutzung
Hitze
So warm wie in diesem Jahr ist es noch nie gewesen. Weltweit sind die höchsten Temperaturen seit über 100.000 Jahren gemessen worden, berichten die Autorinnen und Autoren des „Lancet Countdowns“.
Das führte zu zahlreichen neuen Hitzerekorden: China meldete etwa im Juli gebietsweise Temperaturen von mehr als 50 Grad Celsius. Phoenix, die Hauptstadt des US‑Bundesstaats Arizona, stellte zeitgleich sogar mehrere Hitzerekorde hintereinander auf: Erst kletterte das Thermometer am 18. Juli zum 19. Mal in Folge auf mindestens 43,3 Grad Celsius – ein neuer Rekord. Und dann meldete die Stadt am Nachmittag mit 46,7 Grad Celsius einen neuen Tagestemperaturrekord. Selbst im Herbst gab es neue Hitzerekorde: Der Oktober war weltweit beispielsweise der wärmste Oktober seit Beginn der Aufzeichnungen.
Der Zustand der Erde könnte kaum schlechter sein, aber die weltpolitische Lage ist es auch. Das macht die COP28 in diesem Jahr umso schwieriger.
Doch die hohen Temperaturen in diesem Jahr könnten nur ein Vorgeschmack auf die künftige Heißzeit sein. Je mehr die Klimakrise voranschreitet, desto wahrscheinlicher werden Hitzewellen. Zwischen 2018 und 2022 sind die Menschen weltweit durchschnittlich 86 Tage lang gesundheitsgefährdenden hohen Temperaturen ausgesetzt gewesen. 60 Prozent davon seien wegen des Klimawandels mit mindestens doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit aufgetreten, stellt der Bericht heraus.
Das Problem an der Hitze ist: Sie ist lebensgefährlich, besonders für Ältere und kleine Kinder. Die hohen Temperaturen schwächen den Körper, sie können zu Schwindel, Bewusstlosigkeit, Herz-Kreislauf-Problemen bis hin zum Tod führen. Die Zahl der hitzebedingten Todesfälle bei den über 65‑Jährigen ist zwischen 2013 und 2022 um 85 Prozent gestiegen, verglichen mit den Jahren 1990 bis 2000.
Setzt sich der Klimawandel fort, könnten noch mehr Menschen sterben: Bei einer globalen Erwärmung von zwei Grad Celsius würde die Zahl der Todesfälle bis Mitte des Jahrhunderts voraussichtlich um 370 Prozent zunehmen, prognostiziert der „Lancet Countdown“.
Überblick in Grafiken: die wichtigsten Kennzahlen der Klimakrise hier
Gleichzeitig nehmen auch Arbeitsausfälle zu. Bei Temperaturen über 40 Grad Celsius ist es vielen Menschen nicht mehr möglich, zu arbeiten, vor allem Menschen, die im Freien arbeiten wie Dachdeckerinnen und Dachdecker, Gärtnerinnen und Gärtner oder Straßenbauer und Straßenbauerinnen. Im Zwei-Grad-Szenario würde sich die Zahl der Arbeitsausfälle verdoppeln.
Wie sieht es in Deutschland aus?
Der weltweite Hitzetrend ist längst auch in Deutschland erkennbar. Zum einen wird es in der Bundesrepublik zunehmend heißer: Zwischen 2018 und 2022 lagen die durchschnittlichen Sommertemperaturen um 1,8 Grad Celsius über dem Basisdurchschnitt von 1986 bis 2005.
Zum anderen gibt es mehr heiße Tage: Von 2013 bis 2022 waren Kleinkinder und Erwachsene über 65 Jahre durchschnittlich 7,9 lebensbedrohlichen Hitzetagen pro Jahr ausgesetzt – das sind in etwa doppelt so viele wie noch im Zeitraum von 1986 bis 2005.
Die Zunahme heißer Tage zeige sich in nahezu allen Regionen Deutschlands, hatte der zweite Teil des Sachstandsbericht „Klimawandel und Gesundheit“ des Robert Koch-Instituts (RKI) Anfang September offenbart. Es gibt jedoch Hitzehotspots: der Südwesten (Oberrheingraben und Rhein-Main-Region) und der Osten (Berlin und das südliche Brandenburg).
Die Behörde erwartet, dass die Zahl heißer Tage bis zum Ende des 21. Jahrhunderts um etwa 18 Tage steigt, wenn die Klimakrise weiter verläuft wie bisher. Nicht nur tagsüber würde es dann heißer werden, sondern auch nachts. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte es bis zu 16 zusätzliche Tropennächte pro Jahr geben, in besonders warmen Regionen sogar bis zu 30.
Diese Entwicklung bleibt nicht folgenlos: Allein in diesem Sommer sind in Deutschland geschätzt 3200 Menschen hitzebedingt gestorben, wie Daten des RKI zeigen. Bis zur Mitte des Jahrhunderts, prognostiziert der „Lancet Countdown“, könne die Hitzebelastung für Menschen über 65 Jahren um das Vierfache steigen.
Das heißt, es werden folglich mehr Menschen hitzebedingt sterben – und zwar nicht nur, weil es heißer wird, sondern auch, weil die Gesellschaft immer älter wird. Damit steigt die Zahl potenziell von hitzebedingtem Tod Betroffener.
Unwetterextreme
Unwetterextreme wie Dürren, Überflutungen und Stürme stellen ebenfalls eine zunehmende Gefahr dar. Zum einen richten sie massive finanzielle Schäden an: Die wirtschaftlichen Verluste durch Extremwetterereignisse beliefen sich im vergangenen Jahr auf 264 Billionen US‑Dollar (also etwa 264 Milliarden Euro), heißt es im „Lancet Countdown“. Damit sind die Verluste zwischen 2018 und 2022 um 23 Prozent gestiegen, verglichen mit dem Zeitraum 2010 bis 2014.
Zum anderen bedrohen Unwetterextreme unzählige Menschenleben. In diesem Sommer musste Spanien zum Beispiel wegen einer Dürre Wasserverbrauchsbeschränkungen verhängen, um die Trinkwasserressourcen aufrechtzuerhalten. In Chinas Hauptstadt Peking starben wiederum mindestens 30 Menschen bei den stärksten Regenfällen seit 140 Jahren.
Auch verschärfen Unwetterextreme die globale Ernährungskrise. Die Autorinnen und Autoren des „Lancet Countdowns“ beobachteten, dass vermehrte Dürren und Hitzewellen im Jahr 2021 dazu führten, dass 127 Millionen Menschen mehr unter Ernährungsunsicherheiten litten als im Zeitraum 1981 bis 2010. Bei einer globalen Erwärmung von zwei Grad Celsius könnte sich die Zahl auf 525 Millionen Menschen belaufen.
Unterernährung hat vielfältige Auswirkungen auf den menschlichen Körper: Muskelmasse und Fettgewebe bauen sich ab, der Körper wird anfälliger für Infekte. Bleibt der Kalorienmangel für längere Zeit bestehen, kann es zu Leber-, Herz- und Atemversagen kommen.
Je wärmer es auf der Erde wird, desto wahrscheinlicher werden Dürren. Die von extremer Dürre betroffene Landfläche hat sich von 18 Prozent in den Jahren 1951 bis 1960 auf 47 Prozent in den Jahren 2013 bis 2022 erhöht, heißt es im Bericht. Das gefährde die Wassersicherheit, Abwasserentsorgung und Nahrungsmittelproduktion.
Wie sieht es in Deutschland aus?
Angaben zu Deutschland macht der „Lancet Countdown“ nicht. Dafür gibt der RKI-Sachstandsbericht einige Hinweise auf die Entwicklung von Unwetterextremen. Die Behörde geht davon aus, dass vor allem „hydrologische Ereignisse“ – also Starkregen, Überschwemmungen und Dürren – hierzulande infolge des Klimawandels zunehmen werden.
Eine genaue Prognose stellt das RKI aber nicht. Überschwemmungen genauso wie Stürme sind schon jetzt die häufigsten Extremwetterereignisse mit den meisten Betroffenen und Todesfällen.
Aktuell zählt Deutschland aber zu den Ländern, in denen relativ selten Schadensereignisse auftreten. Die Datenbank Emergency Events Database erfasste in den vergangenen 20 Jahren gerade einmal zwölf Flutereignisse und 63 Sturmereignisse seit 1900.
„Die Betroffenheit durch Extremwetterereignisse unterscheidet sich regional und für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen“, merkt das RKI in seinem Bericht an. So treten Überflutungen vor allem in Gebieten entlang von Fließgewässern und in Küstenregionen auf, starke Winde und Stürme wiederum eher in Gebirgslagen des Binnenlandes.
Von Dürren ist hingegen eher der Osten Deutschlands betroffen. „Der Osten Deutschlands zeichnet sich durch kontinentales Klima aus“, sagte der Leiter des Dürremonitors, Andreas Marx, Ende Juni dem RND, „daher regnet es im Jahresdurchschnitt weniger als im atlantischen Klima im Westen und Süden“.
Infektionskrankheiten
Der Klimawandel sorgt dafür, dass sich die Umweltbedingungen weltweit verändern. Das führt zum Beispiel dazu, dass immer mehr Menschen mit Mücken in Kontakt kommen, die Infektionskrankheiten wie Dengue, Malaria oder das West-Nil-Fieber übertragen können, warnt der „Lancet Countdown“. So könne das Übertragungsrisiko für das Dengue-Fieber – eine fiebrige Krankheit, die mit Kopf-, Muskel-, Glieder-, Knochen- oder Gelenkschmerzen einhergeht – bis Mitte des Jahrhunderts um 36 bis 37 Prozent steigen.
Weil sich die Meere immer mehr erwärmen, breiten sich auch Vibrionen aus. Das sind Bakterien, die in Salz- und Süßwasser vorkommen und sich bei Temperaturen von mehr als 20 Grad Celsius besonders stark vermehren. Gelangen sie in den menschlichen Körper, können sie Brechdurchfall verursachen oder bei Hautverletzungen Wundinfektionen hervorrufen. Bei älteren und immungeschwächten Menschen können Vibrionen schlimmstenfalls zu einer Blutvergiftung mit Multiorganversagen führen.
Der Bereich der weltweiten Küstenlinie, der für die Verbreitung von Vibrionen geeignet ist, hat sich seit 1982 jedes Jahr um 329 Kilometer vergrößert, berichten die Autoren und Autorinnen des „Lancet Countdowns“. Damit sind nun 1,4 Milliarden Menschen weltweit dem Risiko ausgesetzt, sich mit den Bakterien zu infizieren. Im Zwei-Grad-Szenario könnte die Küstenlinie bis zur Mitte des Jahrhunderts um 17 bis 25 Prozent zunehmen.
Wie sieht es in Deutschland aus?
Auch in Deutschland steigt die Gefahr für durch Mücken übertragene Infektionskrankheiten. Das liegt vor allem an den steigenden Temperaturen – im Sommer und im Winter. Mücken, die eigentlich in den Tropen und Subtropen beheimatet sind, finden dadurch auch hierzulande bessere Lebensbedingungen vor.
So könnte ein Großteil Deutschlands bis 2040 für die Asiatische Tigermücke, die ihren Ursprung – wie ihr Name verrät – eigentlich in Südostasien hat, als Lebensraum geeignet sein, schreibt das RKI in seinem ersten Teil des Sachstandsbericht Anfang Juni. Sie gilt als Überträger des Chikungunya-, West-Nil- und Dengue-Fiebers. Aber auch andere tropische Mückenarten könnten sich mit steigenden Temperaturen hierzulande ansiedeln.
Von den hohen Temperaturen profitieren auch Zecken. Sie können Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose verursachen. Die steigenden Temperaturen sorgen dafür, dass sie sich in nördlicheren, für gewöhnlich kälteren Gebieten ausbreiten können. Auch neue Zeckenarten aus dem Süden könnten sich hierzulande in Zukunft verbreiten, heißt es im RKI-Bericht.
Genauso könnten wasserbedingte Infektionskrankheiten in Deutschland zunehmen. Das RKI geht davon aus, dass die Oberflächentemperatur in der Ostsee in den kommenden Jahrzehnten um drei bis vier Grad Celsius steigen wird, wodurch sich Nicht-Cholera-Vibrionen besser ausbreiten könnten. Das Gleiche prognostiziert die Behörde für Legionellen und Cyanobakterien, die ebenfalls grippeähnliche Symptome wie Fieber, Schüttelfrost bis hin zu schweren Lungenentzündungen, aber auch Durchfall, Erbrechen oder Übelkeit auslösen können.
Luftverschmutzung
Zum Thema Luftverschmutzungen hält der „Lancet Countdown“ sowohl gute als auch schlechte Nachrichten bereit. Die Schlechten zuerst: Jedes Jahr sterben 1,9 Millionen Menschen wegen durch Kraftstoffe verursachter Luftverschmutzungen – die meisten davon in Asien. 460.000 Menschen kommen durch verkehrsbedingte Feinstaubemissionen ums Leben und weitere Millionen durch Luftverschmutzungen in Innenräumen.
Feinstaub ist deshalb gefährlich, weil die mikrometergroßen Partikel tief in den Körper eindringen. So können sie Erkrankungen der Atemwege hervorrufen wie Lungenentzündungen, Asthma und auch Lungenkrebs. Das Umweltbundesamt (UBA) bringt Luftverschmutzungen aber noch mit anderen Krankheiten in Verbindung, zum Beispiel mit Schlaganfall, Demenz, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Diabetes Typ 2 und Herzinfarkten.
Ein Ende der fossilen Brennstoffe ist nicht abzusehen – im Gegenteil. Die Autorinnen und Autoren des „Lancet Countdowns“ müssen feststellen, dass die internationalen und nationalen Öl- und Gasunternehmen ihre Kapazitäten weiter ausbauen. Das wird unweigerlich dazu führen, dass die Treibhausgas-Emissionen im Jahr 2040 die Ziele des Pariser Abkommens um 173 Prozent übersteigen. Unterstützt werden die Unternehmen durch steigende Investitionen von privaten Banken.
Hochexplosive Vulkanausbrüche haben globale Auswirkungen auf das Klima. Umgekehrt könnten Folgen des Klimawandels wie Starkregenereignisse und abtauende Gletscher die Aktivität und Explosivität von Vulkanen erhöhen.
„Die Tatsache, dass Regierungen und Unternehmen schamlos weiter in Öl und Gas investieren, bedeutet, dass sie dafür sorgen, dass das Pariser 1,5‑Grad-Ziel nicht erreicht wird, und damit die Gesundheit von Millionen von Menschen gefährden“, warnt Paul Ekins, Leiter der Lancet-Countdown-Arbeitsgruppe für Wirtschaft und Finanzen. „Sowohl diese Investitionen in fossile Brennstoffe als auch die Subventionen, die weiterhin in die Produktion und den Verbrauch fossiler Brennstoffe fließen, müssen dringend umgelenkt werden.“
Aus Sicht des Forschers braucht es mehr Anreize für den Ausbau von erneuerbaren Energieträgern. Denn diese – das sind die guten Nachrichten – werden zu einem immer wichtigeren Wirtschaftssektor.
Die globalen Investitionen in „grüne“ Energiequellen sind im vergangenen Jahr um 15 Prozent auf 1,6 Trillionen US‑Dollar (also rund 1,5 Billionen Euro) gestiegen. Das ist eine höhere Summe als bei den fossilen Energieträgern. Gleichzeitig hat der Sektor der erneuerbaren Energien im Jahr 2021 mit 12,7 Millionen Beschäftigten weltweit einen historischen Höchststand erreicht.
Und noch eine gute Nachricht findet sich im „Lancet Countdown“: Die Zahl der Todesfälle, die auf Luftverschmutzungen durch fossile Brennstoffe zurückzuführen sind, ist seit 2005 weltweit um 16,7 Prozent zurückgegangen. Hauptgrund dafür sei eine verringerte Luftverschmutzung durch Kohle.
Wie sieht es in Deutschland aus?
In Deutschland ist die Luftqualität in den vergangenen Jahrzehnten zwar besser geworden. Sie entspricht aber noch nicht dem von der WHO festgelegten Richtwert. Demnach darf die Menge an Feinstaub mit Partikeln kleiner als 2,5 Mikrometer nicht mehr als 5 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft betragen. Das ist wohlgemerkt ein Jahresmittelwert. Nahezu 100 Prozent der Bevölkerung Deutschlands seien jedoch Feinstaubwerten über diesem Richtwert ausgesetzt, schreibt das RKI.
Das hat sichtbare Folgen. Auch hierzulande gibt es Menschen, die an der Luftverschmutzung sterben. Für das Jahr 2020 zählte der Lancet Countdown mehr als 55.000 Todesfälle durch Feinstaub – ein Rückgang um 30 Prozent gegenüber 2005 (der deutschen Umwelthilfe sei Dank!). Rund 36 Prozent der Todesfälle seien auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe zurückzuführen.
Trotz Bemühungen zur Luftreinhaltung geht das RKI davon aus, dass die gesundheitlichen Risiken durch Luftverschmutzungen weiter zunehmen werden, vor allem in Ballungsräumen und Innenstädten. Grund dafür sei „ein nach wie vor hoher beziehungsweise steigender Energieverbrauch durch Prozesse der fossilen Verbrennung“.
Diesen Trend haben auch die Autorinnen und Autoren des „Lancet Countdowns“ festgestellt: Rund 93 Prozent der gesamten Energie im Straßenverkehr stammte 2020 aus fossilen Brennstoffen. Zwar haben erneuerbare Energieträger bei der Stromerzeugung an Bedeutung gewonnen – sie hatten in besagtem Jahr einen Anteil von 31 Prozent –, aber nicht bei der Nutzung. Bei der Energieversorgung betrug der Anteil erneuerbarer Energien gerade einmal 6 Prozent.
„Die anhaltende Expansion fossiler Brennstoffe ist ein Todesurteil für Millionen von Menschen“, warnt UN‑Generalsekretär António Guterres. „Es gibt keine Entschuldigung für eine anhaltende Verzögerung der Klimaschutzmaßnahmen. Der Temperaturanstieg muss auf 1,5 Grad begrenzt werden, um das Schlimmste des Klimawandels abzuwenden, Millionen von Leben zu retten und die Gesundheit aller Menschen auf der Erde zu schützen.“
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