Es würde mich sehr wundern, wenn sich das langfristig nicht lohnen würde - der Energiepreis wird hoch gehen, das wissen wir doch. Aber noch ist die langfristige Sicht nicht überall angekommen, die Entscheidungen werden oft genug auf kurze Sicht gefällt. Wobei es natürlich noch besser geht: in Kombination mit Wohnflächenbau über Parkflächen und oben drauf Dachbegrünung mit PV-Anlagen.
Südkurier hier Benjamin Schmidt
Der Spülmaschinenhersteller aus Meckenbeuren will es vormachen: Bald stehen Pkw der Beschäftigten unter Solarmodulen. Warum andere Unternehmen weniger enthusiastisch sind.
Bis zu 40 Prozent Strom aus eigener Erzeugung
...Beide Betriebe – Winterhalter und Google – nutzen auf ihren Dächern Solarplatten zur Stromerzeugung. Und bald soll es in Meckenbeuren – wie heute schon beim Internetriesen – einen Parkplatz mit Solarplatten als Dach geben. Auf gut 4000 Quadratmetern Fläche entsteht eine Anlage mit einer Leistung von etwa 500 Kilowattstunden Peak. 194 Autos können dort parken. „Gemeinsam mit den bestehenden Modulen auf den Betriebsgebäuden werden wir so bis zu 40 Prozent unseres Strombedarfs decken“, sagt Bernhard Graeff. Er ist Mitglied der Geschäftsleitung und bei Winterhalter zuständig für die Gebäude- und Werksplanung.
Welche Vorteile hat Winterhalter durch den Bau solch einer Anlage? „Rein ökonomisch betrachtet keine allzu großen“, antwortet Graeff. Gut zwei Millionen Euro koste es, über Autodächern Strom zu erzeugen. Ob sich die Sache irgendwann finanziell lohnt, sei noch offen. „Wir müssen zunächst schauen, wie viel Energie die Anlage produziert.“ Der Strom, der künftig nicht über den regionalen Versorger bezogen wird, sorge für die Einsparung. „Und die ist abhängig vom jeweils aktuellen Energiepreis.“ Sicherlich daure es aber mindestens 15 Jahre, bis sich diese Investition rechne.
„Teurer als eine PV-Dachanlage“
„Photovoltaik über Parkflächen ist teurer als eine PV-Dachanlage“, betont Bernhard Graeff. Einerseits sei ein Unterbau nötig, zudem kosten sogenannte Überkopfmodule, die gleichzeitig als Dach fungieren, mehr als klassische Panels. „Sie müssen wie Dächer von Gebäuden eine Schneelast tragen können“, erläutert der Geschäftsleiter. Wie groß der Preisunterschied zu herkömmlichen Anlagen ist, vermag Graeff nicht sagen – es wurde kein aktuelles Vergleichsangebot eingeholt. Mindernd auf die Kosten hat sich lediglich eine Landesförderung ausgewirkt, die sich mit 200.000 Euro an der Unterkonstruktion beteiligt.
Wenn es aber nicht die Kostenersparnis ist, die bei Winterhalter den Anlass zum Bau der Anlage geführt hat – was dann? Bernhard Graeff nennt zwei Aspekte. „Einerseits wollen wir als Betrieb nachhaltig arbeiten.“ So würde in allen Neubauten nicht nur auf Sonnenenergie, sondern auch auf Geothermie gesetzt. „Andererseits wollen wir unsere Abhängigkeit in Sachen Energieversorgung reduzieren.“ Kein Wunder: Ungeahnt hohe Energiepreise haben in der Vergangenheit Haushalt wie Betriebe belastet. Einen weiteren Vorteil gibt es für die Beschäftigten: In der heißen Jahreszeit stehen ihre Pkw im Schatten, zudem schützen die Module die Autos vor Regen und Schnee. Abgeschlossen werden soll der neue Bau im Mai 2024. Auch bei künftigen Neubauten und Erweiterungen will Winterhalter auf nachhaltige Energie setzen.
So will Airbus Photovoltaik-Anlagen nutzen
Wie sieht es bei anderen Betrieben in der Region aus? ZF, Rolls Royce Power-Systems (RRPS) oder Airbus nutzen riesige Parkflächen in der Region. Planen sie ebenfalls, diese mit Photovoltaik zu überdachen? Die Antworten fallen unterschiedlich aus. RRPS antwortet gar nicht auf eine entsprechende Anfrage. Airbus-Sprecher Christian Wulf schreibt: „Am Standort Friedrichshafen haben wir aktuell begonnen, Photovoltaik auf den Gebäuden zu installieren. Vorrangig werden wir zunächst Dächer und Fassaden belegen.“ Eine Parkplatznutzung sei derzeit in Prüfung.
Und was sagt ZF zu Solar-Parkplätzen?
Ein ZF-Sprecher schreibt: „Grundsätzlich sehen wir eine Überdachung von Parkflächen derzeit (...) eher kritisch, da diese Flächen bis zu 25 Jahre blockiert sind und dadurch nicht für eine anderweitige Nutzung oder eine Veräußerung zur Verfügung stehen.“ Auch er verweist auf hohe Kosten: „Zudem sind PV-Anlagen auf Parkflächen im Freien trotz öffentlicher Förderung für uns größtenteils nicht wirtschaftlich genug, da sie eine kostenintensive Unterkonstruktion benötigen für die darunter parkenden Fahrzeuge.“ Mittelfristig plane man bei ZF in Friedrichshafen deshalb keine Photovoltaikanlagen auf Parkplätzen.
Winterhalter hingegen will den Ausbau erneuerbarer Energien auch künftig vorantreiben. Bernhard Graeff kritisiert allerdings: „Die Genehmigungsverfahren dauern zu lange.“ Vier Monate habe er gewartet, bis die PV-Anlage genehmigt war. Er findet: „Das hemmt die Unternehmen“, und führt ein weiteres Beispiel auf: „Das Genehmigungsverfahren und der Bau des Parkplatzes, den wir jetzt überdachen, hat über ein Jahr gedauert.“ In derselben Zeit habe Winterhalter ein komplettes Montagewerk in Thailand gebaut. Graeff: „Das müssen wir in Deutschland besser hinbekommen.“
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