24.01.2023 |
Unter dem Titel „Ausbau des ÖPNV“ hat die CDU-Fraktion im Kreistag einen Antrag eingereicht, der in der Sitzung des Kreistags am 24. Januar diskutiert werden soll. Für den Gemeinderat von Uhldingen-Mühlhofen klingt der Titel „Ausbau des ÖPNV“ wie Hohn: Die Räte sehen die Gemeinde künftig mehr oder weniger abgehängt, wenn die im Antrag aufgeführten Einschränkungen für die Buslinie 100 umgesetzt werden. Denn die Linie, die 2020 eingeführt wurde, soll künftig nicht mehr ganzjährig, sondern nur noch zwischen April und Oktober fahren. Und das, obwohl die Fahrgastzahlen gestiegen sind.
Kontraproduktive Wirkung
SPD-Gemeinderat Domenico Ferraro sagt: „Dieser Antrag hat tatsächlich zahlreiche gute Ansätze. Aber das, was mit der Linie 100 geplant ist, ist definitiv kontraproduktiv.“ Wolle man einen verlässlichen öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) aufbauen, könne man so eine effiziente Linie nicht gut zwei Jahre nach Einführung auf ein halbes Jahr Betrieb zusammenstreichen. Zumal die Nutzerzahlen coronabedingt nicht aussagekräftig waren. „Und mit dem 49-Euro-Ticket der ÖPNV eigentlich gestärkt werden.“
Auch Berufspendler berücksichtigen
Gabriele Busam von den Freien Wählern formuliert es deutlich: „Mühlhofen hat knapp 3000 Einwohner. Es kann nicht sein, dass die Bürgerinnen und Bürger am ÖPNV abgehängt werden.“ Die Linie 100 dürfe keinesfalls nur noch ein rein touristisches Angebot in den Sommermonaten sein. „Es ist zudem ganz wichtig, dass die Fahrzeiten bereits ab 6.30 Uhr angeboten werden, damit die Linie auch für Berufspendler attraktiv ist und diese nicht in die überfüllte Seelinie steigen müssen.“
Guter ÖPNV unabdingbar
Ute Stephan vom Bürger- und Umweltforum betont: „Das Beeindruckende an der Sache ist, dass der gesamte Gemeinderat klar gegen diesen Antrag der CDU-Kreistagsfraktion ist.“ Ute Stephan war eine der treibenden Kräfte für die Initiative „Pro 100“. Diese hat an der Ortsmitte in Mühlhofen ein Transparent mit der Forderung „Weiterbetrieb der Linie 100 – für alle“ aufgehängt. Martin Möcking von Junge Bürger Uhldingen-Mühlhofen fügt hinzu: „Zudem darf man nicht vergessen, dass die Qualität des ÖPNV in Zukunft mit ausschlaggebend sein dürfte, wo die Menschen arbeiten, wohnen und einkaufen.“
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Chef des Affenbergs ist sauer
Ein weiterer Kritiker der CDU-Pläne ist Roland Hilgartner, Parkdirektor des Affenbergs Salem. Die besucherstärkste Attraktion im Bodenseekreis würde durch die Änderung ebenfalls von November bis März abgehängt werden. „Allein für uns als Arbeitgeber würde sich die Situation dramatisch verschlechtern“, sagt Roland Hilgartner. „Wir haben selbst im Winter bis zu 20 Mitarbeiter, die nicht mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln an den Affenberg kommen würden.“ Ganz zu schweigen von den Besuchern, die im März und November die Einrichtung besuchen wollen.
Der Parkdirektor wird deutlich: „Es hat den Anschein, dass der Antrag am Schreibtisch erstellt wurde und nicht nach den Bedürfnissen.“ Komme die geplante Änderung, „würde sich die eh schon schlechte Situation noch weiter verschlechtern“. Mit Nachhaltigkeit und Verkehrswende habe das nichts zu tun.
Ergänzungsantrag soll folgen
Und was sagt die CDU-Fraktion im Kreistag zur Kritik? Offenbar hat sie bereits reagiert, wie eine Nachfrage bei Edgar Lamm ergibt, ÖPNV-Sprecher der CDU-Kreistagsfraktion, Mitglied des Nahverkehrsausschusses des Kreistages und ehemaliger Bürgermeister von Uhldingen-Mühlhofen. Lamm teilt mit, die Fraktion werde einen Ergänzungsantrag einreichen: „Wir werden vorschlagen, dass in den nächsten zwei Winterhalbjahren die Linie 100 mit einem Kleinbus weiterbetrieben werden soll“, erklärt er. „Danach soll anhand der Nutzerzahlen entschieden werden, ob die Verbindung weiter ganzjährig angeboten wird.“
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