Montag, 30. Januar 2023

Er würde sich nicht auf Straße kleben

 29.01.2023  |  VON STEFAN HILSER STEFAN.HILSER@SUEDKURIER.DE

Ein Interview mit Jürgen Resch

Doch. Er habe großen Respekt vor dem, was die Klimabewegung auf die Beine stellt. Wenn Jürgen Resch sagt, dass er sich nicht auf die Straße kleben würde, dann sei das keine Distanzierung von dem, was die Klimabewegung an Provokationen produziert. Jürgen Resch, der in Überlingen lebende Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), hält es vielmehr für richtig, dass Protest auch aneckt. „Wenn Greta Thunberg am Samstagnachmittag vor ihrer Schule protestiert hätte, würde sie heute noch alleine dort sitzen.“

Die jüngsten Proteste in Lützerath seien ein Erfolg. Was haben sie ausgelöst? „Dass die Grünen in Krisensitzungen nun überlegen, ob sie weiterhin der FDP und der SPD Zugeständnisse machen, oder ob sie genauso heftig für ihre Themen kämpfen.“

Proteste zeigen Wirkung

Ob Fridays, Scientists oder Omas for Future: Ihre Forderungen hätten auch etablierte Umweltverbände zum Nachdenken gebracht, findet Jürgen Resch. Sie hätten ihnen gezeigt, was eine Harke ist. Und nun müssten sich die Verbände die Frage stellen: „Muss man nicht noch aktiver werden oder richtet man es sich bequem in Gesprächskreisen ein?“ ....

Erinnerung an eigene Aktion

Resch erinnert sich an eine provokante Aktion aus Jugendtagen, die bis heute Wirkung zeige. Sie spielt in Friedrichshafen, wo er sich in den 1980er Jahren auf einen Baum setzte, der gerade gefällt werden sollte, und zwar für einen „illegalen Uferweg“, wie Resch den Abschnitt am Bodensee beschreibt. ...

Als Chef der DUH erzielt er auf juristischem Weg Erfolge: Dieselfahrverbote und die gerichtlich verfügte Ausweisung von Radwegen, oder die Feststellung des Bundesverfassungsgerichts, dass die Bundesregierung mehr für den Klimaschutz tun müsse, gehen auf das Konto der DUH. Quasi zur Komplettierung ihres Wirkens hält Resch es für völlig legitim, dass sich die junge Generation auf ihre Weise wehrt. ....

Er sei gespannt darauf, wie die Aktionen in einigen Jahren bewertet werden. Das Jahr 2022 sei „ein verlorenes Jahr für den Klimaschutz“ gewesen. Es bleibe nur noch dieses Jahr „für die notwendigen Entscheidungen“, was daran liege, dass ab 2024 in Deutschland Vorwahlkampf herrsche.

Resch sagt weiter: „Ich vertraue nicht auf die Kraft der Politik alleine, dass sie diese grundsätzlichen Entscheidungen alleine treffen kann.“ 

Setzt DUH Tempolimit durch?

Jürgen Resch gibt sich selbstbewusst: „Mir fehlt jede Fantasie, wie wir diese Klage verlieren könnten.“ Und wenn ihre Klage tatsächlich bestätigt wird, dann muss die Regierung laut Resch „ganz kurzfristig zusätzliche Maßnahmen wie ein flächendeckendes Tempolimit ergreifen“. Die Zustimmung der Bevölkerung für ein Tempolimit sei da, sagt der DUH-Chef. In der Automobilindustrie fehle sie zwar noch. „Aber spätestens über die Gerichte kriegen wir das hin.“....

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