Prof. Dr. Markus Koschlik hier LinkedIn
😨"Windräder schreddern massenhaft Vögel."
😨"Zugvögel werden in die Rotoren gezogen."
😨"Die Energiewende opfert den Artenschutz."
Deshalb geht es nun weiter mit Mythos Nr. 3:
"Windräder verursachen ein massives Vogelsterben."
Vorweg: Windkraftanlagen (WKA) können einzelne Arten beeinträchtigen. Die entscheidende Frage ist aber das tatsächliche Ausmaß. Und genau dort zeigt die aktuelle Forschung ein klares Bild.
In einer neuen Studie wurden über 1,5 Jahre mehr als vier Mio. Vogelbewegungen erfasst hier
Dabei zeigte sich folgendes Muster:
- Sobald sich Rotoren drehen, meiden Zugvögel die Anlagen großräumig.
Die Zahl der Flugbahnen, die überhaupt in Richtung Rotorebene führen, sinkt auf rund 1/20 im Vergleich zum Stillstand. - Und von den wenigen Vögeln, die sich trotzdem nähern, weichen wiederum etwa 99,9 % aktiv aus. Die Tiere erkennen die Bewegung frühzeitig und ändern ihren Kurs, bei Tag und bei Nacht. Die durchschnittliche Flughöhe lag zudem bei etwa 300 m, viele Tiere stiegen bis nahe 1000 m.
Standvögel verhalten sich anders, weil sie dauerhaft im Gebiet bleiben. Sie kennen ihr Revier sehr genau und meiden viele Gefahrenstellen automatisch.
Dieses vertraute Raumnutzungsverhalten senkt das Risiko weiter. Trotzdem gibt es einzelne Situationen wie Balz oder Revierkämpfe, in denen sie weniger aufmerksam sein können. Deshalb werden Standvögel im Genehmigungsverfahren gesondert betrachtet.
Die ökologischen Auswirkungen der Windkraft werden in Deutschland streng geprüft. Dazu gehören eine geeignete Standortwahl mit ausreichendem Abstand zu erfassten Brutplätzen, Revieren und Zugbewegungen, der Einsatz von Radartechnik, kontrastreiche Rotorblattmarkierungen, Monitoringprogramme und zeitweise Abschaltungen. Jede dieser Maßnahmen reduziert Risiken weiter.
Für eine grundsätzliche Einordnung helfen die jährlichen Verlustzahlen. In Deutschland sterben etwa 100 Mio. Vögel an Glasscheiben, rund 70 Mio. durch den Verkehr und etwa 60 Mio. durch Hauskatzen. WKA liegen im Vergleich dazu bei etwa 0,1 Mio.
Auch der Blick auf die Stromerzeugung zeigt eine klare Relation. Windkraft führt zu etwa 0,4 Vogelverlusten pro GWh, fossile Kraftwerke verursachen rund 14, also rund das 30-fache.
Im Gesamtbild sind WKA nicht der Treiber der Artenverluste. Entscheidende Faktoren sind Klimawandel, intensive Landnutzung und der Verlust natürlicher Lebensräume, insbesondere befeuert durch die Nutzung fossiler Energien. Diese Belastungen wirken flächendeckend auf Vogelpopulationen.
Die Windkraft entlastet als regenerative Energiequelle im großen Maßstab, auch wenn es im kleinen Maßstab natürlich immer wieder zu lokalen Verlusten kommen kann.
Mythos Nr. 3: Abgeräumt. 🚫
Prof. Dr. Markus Koschlik LinkedIn
😨"Windkraft ist ein verkappter Klimasünder"
😨"Die Herstellung verursacht mehr CO2, als das Windrad später einsparen kann"
😨"Bis ein Windrad klimafreundlich wird, ist es längst Schrott"
.. die dort veröffentlichte Lesermeinung eines engagierten Mitglieds eines lokalen Anti-Windkraft-Vereins hatte wirklich viel Potenzial dafür. Neben jahrhundertelangen Kontaminationen, Recyclingproblemen, geschredderten Vogelpopulationen und Fördermythen tauchte dort auch der Vorwurf auf, Windkraft hätte eine miserable CO2-Bilanz. Eine Behauptung, die in Leserbriefen erstaunlich häufig und mit großer Überzeugung vorgetragen wird.
Das hat mich motiviert, meine kleine Reihe über typische Windkraft-Mythen fortzusetzen.
Heute geht es weiter mit Mythos Nr. 4:
"Windkraft hat eine schlechte CO2-Bilanz."
Der Gedanke wird oft so formuliert: Eine Windkraftanlage besteht aus Stahl und Beton, der Bau verursacht Emissionen und deshalb könne Windenergie nicht klimafreundlich sein. Das klingt zunächst plausibel, ist es aber nicht, sobald man die gesamte Lebensdauer betrachtet.
Lebenszyklusanalysen zeigen, dass moderne Onshore-Anlagen im Mittel bei etwa 12 Gramm CO2 pro KWh liegen, Offshore bei etwa 15 Gramm. Fossile Kraftwerke verursachen dagegen mehrere Hundert Gramm CO2 pro KWh, meist zwischen 500 (Gas) und 800 Gramm (Kohle).
Windenergie liegt damit um den Faktor 35 bis 70 niedriger. Moderne Anlagen liegen je nach Standort teils deutlich darunter.
Side fact:
Oft wird auch behauptet, Kernkraft sei CO2-frei. Der Reaktor selbst stößt zwar nichts aus, doch Uranabbau, Transport, Brennstoffaufbereitung, Bau und Entsorgung verursachen sehr wohl Emissionen. Die Spannbreiten reichen von wenigen Gramm bis in den dreistelligen (!) Bereich pro KWh.
Windkraft kann hier problemlos mithalten und das ohne die langfristigen und schwer kalkulierbaren Risiken der Atomenergie.
Nun zur CO2-Amortisation: Nimmt man eine moderne 5-MW-Anlage an, die pro Jahr etwa 10 GWh Strom erzeugt und für deren Errichtung rund 2.500 Tonnen CO2 anfielen, wird der Zusammenhang schnell deutlich. Würde diese Strommenge in fossilen Kraftwerken erzeugt, entstünden dort 5.000 bis 8.000 Tonnen CO2 pro Jahr.
Die CO2-Vorkosten sind damit nach wenigen Monaten bis spätestens nach rund einem Jahr ausgeglichen. Danach läuft die Anlage noch 20 bis 25 Jahre weiter und verursacht im Betrieb nur etwa 1 bis 2 Gramm CO2 pro KWh. Eine moderne Anlage spart so das 40- bis 80-Fache jener CO2-Menge ein, die zu ihrer Herstellung anfiel.
Windkraft hat also keine schlechte CO2-Bilanz. Im Gegenteil, sie gehört zu den saubersten Stromquellen, die wir haben. Der Standort beeinflusst zwar die erzeugte Strommenge, doch selbst Anlagen in "Schwachwindregionen" liegen über den Lebenszyklus gerechnet weit unter fossilen Kraftwerken.
Mythos Nr. 4: ebenfalls erledigt! 🚫
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