USA: Einerseits Rekord-Exporte nach Europa, andererseits Strommangel im eigenen Land. Was das für die Bürger dort bedeutet, kann man Ansatzweise durch den Bericht von Jamie Skaar unten erfahren. Kein Wunder dass Trump nun Venezuela berauben will.
Ganz anders läuft es in Saudi-Arabien, wo (ganz unerwarteterweise) im großen Stil auf Erneuerbare gesetzt wird. Natürlich um mehr Öl verkaufen zu können... So weit denkt ein Trump natürlich nicht.
Spiegel hier Ein Podcast von Juan Moreno 25.12.2025,
Wie Trump die USA in den Strommangel treibt
Im Land der Spritschlucker und Dauerklimaanlagen versprach Donald Trump 2025 billiges Benzin und günstigen Strom. Tatsächlich dürfte er mit seiner Energiepolitik das Gegenteil erreichen.
US-Präsident Trump beherrscht erneut die Schlagzeilen – sei es wegen seines Anteils am Ende des Gazakriegs, seiner Zolldrohungen gegen China, die weltweit die Aktienmärkte auf Talfahrt geschickt haben, oder der Ankündigung, die katarische Luftwaffe in den USA auszubilden. Trump setzt die mediale Agenda der Welt.
Dabei gerät leicht in Vergessenheit, dass einige seiner weniger beachteten Entscheidungen Amerikas Zukunft weit stärker prägen könnten: Seine Energiepolitik droht, die USA in den kommenden Jahren teuer zu stehen zu kommen.
In dieser Folge von »Trumps Amerika« spricht Host Juan Moreno mit Claus Hecking, Energieexperte und SPIEGEL-Korrespondent in Boston. Hecking beschreibt, wie Trumps Politik systematisch erneuerbare Energien benachteiligt – und die USA damit strategisch schwächt.
»Man hat schon fast den Eindruck, das ist eine persönliche Feindschaft gegen erneuerbare Energien«, sagt Hecking. Das gehe so weit, dass selbst fast fertiggestellte Windparks nicht ans Netz gehen und in Behörden installierte Ladestationen wieder abgeschaltet werden.
Richtig gefährlich werde es für die USA, so Hecking, wenn der prophezeite KI-Boom tatsächlich eintrete: Dann könnte es schlicht nicht genug Strom geben. Die Entscheidung würde lauten, ob man die Bevölkerung oder die Datenzentren mit Energie versorgt – beides zugleich dürfte kaum möglich sein.
Jamie Skaar LinkedIn
In dieser Woche haben drei Versorgungsunternehmen die Wiederaufnahme von Kohlekraftwerken angekündigt. Der Grund?
Erdgas wurde "zu teuer".
Genau diese Schlagzeile habe ich vor einem Jahr vorhergesagt. Schneller als erwartet.
Der Kohleverbrauch stieg im Energiesektor um 9 %. Erdgas erreichte 4,30 US-Dollar pro MMBtu, ein Anstieg von 50 % im Jahresvergleich. Das "Billigbenzin-Zeitalter", um das alle herum geplant haben? Ende.
Die 24 Milliarden Dollar an erneuerbaren Projekten, die wir gestrichen haben, um "Geld zu sparen"? Es hätte die Preise unter den heutigen Benzinpreisen festgelegt.
Die Ironie ist brutal. Aber vorhersehbar.
Forbes hat bestätigt, was ich gesagt habe: Billiges Benzin ist fertig. Die Preise sind im Vergleich zum letzten Winter um 22 % gestiegen. Goldman Sachs hat die Gasprognosen zum dritten Mal in Folge nach oben korrigiert. Sogar Optimisten kapitulieren.
Inzwischen schalten wir erneuerbare Energien in Rekordtempo ab. Das DOE beendete 7,6 Milliarden US-Dollar für 321 Projekte. Weitere 14 bis 24 Milliarden Dollar wurden durch Marktunsicherheit aufgehoben.
Die Rechtfertigung? "Unwirtschaftlich." Denk mal darüber nach.
Wir haben stabile Kontrakte gestoppt und auf volatile Rohstoffe gesetzt. Gas wird jetzt auf einem Niveau gehandelt, das die eingestellten Projekte billig erscheinen lässt.
Aber wir kämpfen nicht nur gegen hohe Preise. Wir kämpfen gegen die Physik.
Rekord-LNG-Exporte (18,5 bcfd pro Tag im Dezember) verringern das inländische Angebot, während wir bis 2030 300+ Milliarden Kubikmeter Exportkapazität hinzufügen.
Der globale LNG-Markt? Bis 2026 überversorgt. Die Nachfrage in Asien sinkt. Europas Importe erreichen dieses Jahr ihren Höhepunkt.
Wir verkaufen weltweit günstig, während Amerikaner im Inland einen Aufpreis zahlen.
Deine Heizrechnung weiß es bereits. Erdgasversorger prognostizieren Preiserhöhungen um 3–7 % für diesen Winter. 50–150 Dollar mehr pro Haushalt, während wir Rekordexporte feiern.
Die abgesagten Projekte? Das hätte deiner Rechnung null hinzugefügt.
Ihr Versorgungsunternehmen startet Kohlekraftwerke wieder, weil das Gas teuer geworden ist. Die gleichen Anlagen, für die wir Milliarden ausgegeben haben, sind jetzt unsere "Zuverlässigkeits"-Lösung.
Die erneuerbaren Projekte, die die Preisstabilität hätten sichern können? Abgesagt als "zu teuer".
Hier ist meine Frage an Energieverantwortliche: Was sagst du deinem CFO, wenn er fragt, warum du erneuerbare Energien nicht bei 40 $/MWh festgelegt hast, als du die Chance hattest?
Rico Grimm LinkedIn
Die globale Energiewende gewinnt an Momentum.
Und dieses Foto ist der beste Beweis, den ich kenne.
Es zeigt den größten Netzspeicher der Welt – gerade frisch eingeweiht.
Nicht in den USA, auch nicht in China. Sondern in Saudi-Arabien, dem Ölstaat schlechthin (!).
Der Speicher steht in Bisha, hat eine Kapazität von 2,5 GWh. Ähnliche Projekte folgen. In den kommenden Jahren will Saudi-Arabien 50 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien gewinnen.
Nun müssen wir Saudi-Arabien allerdings nicht in den Himmel loben.
Denn Saudi-Arabien setzt auf Erneuerbare, um mehr Öl verkaufen zu können. Der Ausbau von Wind- und Solarkraft hilft Saudi-Arabien im kommenden Endgame, um Marktanteile im schrumpfenden Ölmarkt zu gewinnen. Denn bisher geht knapp die Hälfte der einheimischen Produktion ins Inland, in ineffiziente Ölkraftwerke. Aber im Ausland und vor allem im leider zukunftsträchtigen Plastikmarkt sind die Margen höher.
Dennoch bleibt der Schluss: Saudi-Arabien hätte genügend Energie, um seine Bedürfnisse zu decken. Es bräuchte die Erneuerbaren nicht und baut sie trotzdem – weil es sich lohnt.
Das ist übrigens auch eine Lektion, die Mr. Drill Baby Drill im Weißen Haus noch lernen wird.
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