Donnerstag, 4. Dezember 2025

Mythen der Windkraft entkräftet- Teil 1: Von wegen zerstörte Landschaften und EEG-Referenzmodell macht Sinn

 


Prof. Dr. Markus Koschlik  LinkedIn

😨"Windkraftanlagen an Schwachwindstandorten werden durch das EEG-Referenzertragsmodell überfördert."

😨"Wenn Windräder kommen, bleiben über Jahrhunderte zerstörte und kontaminierte Landschaften."

😨"Schönheit und Artenvielfalt unserer Kulturlandschaft werden geopfert."

😨"Gravierende gesundheitliche Gefahren durch Windkraftanlagen!"

Ich trinke abends vor dem Schlafengehen gerne einen Tee, aber am letzten Freitag wäre mir das fast zum Verhängnis geworden. Ich saß gemütlich da, hatte meinen Salbeitee bereits ausgetrunken und scrollte durch den Regionalteil meiner Lokalzeitung. Gut so, denn hätte ich noch einen Schluck im Mund gehabt, wäre er wohl quer durch das Zimmer geflogen. Ich stieß auf eine Lesermeinung eines Mitglieds einer Bürgerinitiative gegen einen geplanten Windpark in meiner Südthüringer Heimatregion. Der Text war emotional und wirksam, aber WTF!? 😵‍💫

Es wurden so viele Behauptungen aufgestellt, die wissenschaftlich nicht haltbar sind. Zusammenhänge wurden verzerrt oder dramatisiert, obwohl es dazu gesicherte Daten gibt.
Also setzte ich mich an meinen Laptop und schrieb eine sachliche Erwiderung. Am Ende dauerte es drei Stunden und kurz vor Mitternacht schickte ich sie an die Redaktion.

Da ich aber nicht weiß, ob oder wann diese Erwiderung erscheint, starte ich hier eine kleine Reihe mit dem Titel "Mythen der Windkraft". 

Heute beginne ich mit Mythos Nr. 1:

"Das EEG-Referenzertragsmodell sorgt dafür, dass Windkraftanlagen an schlechten Standorten künstlich wirtschaftlich gemacht werden."

Für die Einordnung hilft ein Blick auf unser Energiesystem: Es ist auf eine räumlich verteilte Erzeugung angewiesen. Würden wir die Windenergie nur in sehr windstarken Regionen bündeln, etwa an den Küsten, würden Netzlasten steigen, Transportverluste zunehmen und der Bedarf an neuen Übertragungsleitungen stark wachsen. Eine regionale Streuung stabilisiert hingegen das Gesamtsystem. Windkraftanlagen im Binnenland erreichen zwar weniger Volllaststunden als Anlagen an der Küste, aber trotzdem gehören sie zu den kostengünstigsten Formen der Stromerzeugung. Selbst an schwächeren Standorten liegen ihre Stromgestehungskosten in der Regel unter denen fossiler Kraftwerke und vor allem unter den realistischen Gesamtkosten der Kernenergie. Damit bleibt die Windenergie auch im Binnenland wirtschaftlich attraktiv.

Das Referenzertragsmodell trägt diesem Umstand Rechnung.
Es gleicht Standortunterschiede aus, ohne eine systematische Überförderung zu erzeugen. Standorte mit weniger Wind erhalten eine etwas höhere Vergütung pro kWh, erzeugen aber auch weniger kWh. Die Einnahmen bleiben so über verschiedene Regionen hinweg vergleichbar.


Fazit:

Das EEG-Referenzertragsmodell dient nicht
der Verzerrung des Marktes und
der Bereicherung einzelner Investoren,
sondern der Standortneutralität und
ermöglicht eine räumlich ausgeglichene,
netztechnisch sinnvolle Entwicklung der Windenergie. 


Und nein, Wale sterben auch nicht an Windkraft.


Mythos Nr. 1: Entkräftet!🚫





Prof. Dr. Markus Koschlik  LinkedIn

😨"Wenn Windräder kommen, bleiben über Jahrhunderte zerstörte und kontaminierte Landschaften."
😨"Der Boden ist danach für immer unbrauchbar."
😨"Nichts wächst dort je wieder."



 Und heute geht es direkt weiter mit Mythos Nr. 2:

"Wenn Windräder kommen, bleiben über Jahrhunderte zerstörte und kontaminierte Landschaften."

Solche Aussagen erzeugen das Bild einer vergifteten Mondlandschaft, die Realität sieht aber anders aus. Windkraftanlagen (WKA) verändern das Landschaftsbild, aber die dauerhaft beanspruchte Fläche ist klein. Etwa 2 % der ausgewiesenen Flächen bleiben versiegelt. Das betrifft das Fundament, Teile der Kranstellfläche und kurze Abschnitte der Erschließung. Rund 98 % bleiben unversiegelt und können nach der Bauphase wieder normal genutzt werden.

Auch für die Zeit nach der Betriebsdauer gibt es klare Vorgaben. In Deutschland müssen WKA zurückgebaut werden und dieser Rückbau ist verpflichtender Teil der Genehmigung. Fundamente werden vollständig oder so weit entfernt, dass der Oberboden problemlos wieder aufgebracht werden kann. Beton und Stahl sind chemisch stabil und setzen im Erdreich keine Giftstoffe frei.

Schon heute ist der Großteil einer WKA recyclingfähig.
Laut UBA lassen sich mehr als 90 % der Materialien in wiederverwertbare Einzelteile zerlegen. Bei kompletten Offshore-Windparks wurden sogar Recyclingraten von bis zu 98 % festgestellt. Stahl, Kupfer und Aluminium fließen direkt in etablierte Materialkreisläufe zurück. Beton wird zerkleinert und als Recyclingbaustoff genutzt.

Die Rotorblätter waren lange die schwierigste Komponente, weil sie aus GFK bestehen.
Für den heutigen Bestand gibt es aber funktionierende Verfahren. Die Blätter werden zunächst mechanisch zerkleinert. Anschließend gibt es zwei Wege. Zementwerke nutzen die organischen Bestandteile als Energiequelle und die mineralischen Glasfasern gehen im Klinker auf. Alternativ kann das zerkleinerte Material als Zusatzstoff in Baustoffen weiterverarbeitet werden. So entsteht kein zusätzlicher Abfall.

Parallel entstehen neue Rotorblattmaterialien, besonders thermoplastische Harze, die sich im Gegensatz zu klassischen Epoxidharzen wieder aufschmelzen und zu neuen Bauteilen verarbeiten lassen.

Wenn man über Eingriffe spricht, sollte man das ehrlich tun. Sichtbare Veränderungen ja, zerstörte oder kontaminierte Landschaften über Jahrhunderte gibt  es  aber definitiv nicht. Die eigentlichen Risiken für unsere Landschaften entstehen durch Hitze, Trockenheit und Schadstoffe aus fossilen Energien.

Mythos Nr. 2: Auch erledigt. 🚫



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