Samstag, 27. Dezember 2025

Habeck verteufelt, Habeck kopiert

Cyrill Luchsinger, LinkedIn: hier

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Habeck verteufelt, Habeck kopiert: Die Ironie der neuen Wirtschaftspolitik

Die deutsche Politik steht vor einer bemerkenswerten Wendung: Die wahrscheinliche schwarz-rote Koalition plant, milliardenschwere Schulden aufzunehmen – exakt das, wofür Wirtschaftsminister Robert Habeck im Wahlkampf heftig attackiert wurde.

Besonders brisant ist die Rolle von Friedrich Merz. Während des Wahlkampfs vermied der CDU-Vorsitzende eine klare Antwort auf die Finanzierung der gigantischen Summen für die Bundeswehr und die Infrastruktur.

Nun braucht Merz die Stimmen der Grünen, um die Milliardenpakete durchzubringen – nachdem CDU und CSU Habeck zuvor als den "schlechtesten Wirtschaftsminister aller Zeiten" diffamierten.

Die Ironie der politischen Realität ist kaum zu übersehen: Prinzipien und Wahlversprechen gelten nur so lange, wie sie bequem sind. Was einst als zu teuer, unverantwortlich oder "ideologisch" abgelehnt wurde, ist jetzt die einzige Lösung.

Ein Beispiel ist Habecks Haltung zur Schuldenbremse: Während die Union den Grünen-Minister mit Verachtung überzog, muss sie nun denselben Hebel nutzen, den sie zuvor vehement ablehnte.

Robert Habeck hat Deutschland durch eine der größten Krisen der Nachkriegszeit geführt. Die Energiekrise, geopolitische Verwerfungen durch den Ukraine-Krieg und wirtschaftliche Unsicherheit forderten mutige Entscheidungen.

Habeck führte das Land aus der russischen Gasabhängigkeit, leitete den Umbau zu erneuerbaren Energien ein und investierte massiv in zukunftsfähige Technologien – all das in einem von Krisen geprägten Klima.

Dass sich nun die politische Landschaft ändert, zeigt die Unberechenbarkeit der Realität. Was heute als notwendig erachtet wird, wurde gestern noch scharf kritisiert.

Friedrich Merz und die CDU/CSU könnten jetzt in einer Koalition agieren, die genau jene Wege weitergeht, die sie zuvor abgelehnt haben

Die Realität verlangt nun Investitionen in Sicherheit, Infrastruktur und die Zukunft Deutschlands – genau das, wovor Habeck während seiner Amtszeit nie zurückschreckte.

Die entscheidende Frage bleibt, ob die Wählerinnen und Wähler die Widersprüche und Umkehrungen in der politischen Strategie der Union erkennen.

Habeck ist in meiner Wahrnehmung ein visionärer Krisenmanager, der für notwendige, langfristige Veränderungen sorgte. In einem Klima von taktischem Kalkül bleibt er eine der wenigen Stimmen, die für eine ehrliche und transparente Politik eintreten.


Foto: © Kay Nietfeld / DPA

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