Eine vielsagende Grafik für alle, die es wirklich wissen wollen. Die sollte man unbedingt im Hinterkopf bewahren. Nicht nur wegen der polemisch motivierten Panikmache der AFD - vor allem auch um sich einen Maßstab der Seriosität politischer Maßnahmen zu erhalten.
Denn in der Politik ist polemische Panikmache Gift für alle und führt zu teuren und fatalen Fehlentscheidungen.
Und dazu noch als Ergänzung Ansagen zu Feinstaubwerten - von denen, die es eingängig untersucht haben: Die DUH
Frank Hennemann LinkedIn
Es ist faszinierend, wie leicht man in Deutschland ein ganzes Land in Panik versetzen kann.
Man braucht nur zwei Zutaten.
Erstens einen migrantischen Täter.
Zweitens eine Schlagzeile.
Schon rennen die üblichen Empörungsathleten los und kreischen, wir lebten im Untergangsszenario, mitten in einer feindlichen Übernahme, kurz vor dem finalen Migrationskollaps.
Dazu noch ein bisschen Antifa-Bashing, ein bisschen „Links-Terror“, und zack, fertig ist das Dramastück, das man seiner Community nachts ins Kissen flüstert.
Währenddessen passiert etwas anderes, und zwar ziemlich zuverlässig:
Die Realität gähnt gelangweilt, weil sie mit diesem Theater nichts zu tun hat.
Aber Rechte mögen eben lieber Horrorfilm als Statistik. Vor allem, wenn der Horrorfilm Wählerstimmen bringt.
Denn es geht ja nicht um Fakten. Es geht um Feindbilder mit praktischer Handhabung.
Der Ausländer.
Der Geflüchtete.
Der Islam.
Die Antifa.
Alles schön klar, schön einfach. Keine komplizierten Ursachen, keine strukturellen Probleme. Perfekt für Menschen, die sich von einem Taschenrechner bedroht fühlen.
Nur hat die Realität einen fiesen Charakterfehler. Sie lässt sich nicht einschüchtern. Und sie ruiniert zuverlässig jede perfekt gebastelte rechte Erzählung.
Also, Spaß beiseite.
Hier sind die Zahlen der letzten 30 Jahre, nicht die Albträume aus Telegram-Gruppen:
2 Tote durch linksextremistische Gewalt.
26 Tote durch islamistische Anschläge.
33 Todesopfer bei Schul-Amokläufen.
220 Menschen, getötet durch Rechtsextreme. (UPS)
1400 Kinder, getötet durch eigene Angehörige.
4500 Frauen, ermordet durch Partner oder Ex-Partner.
25000 Menschen, gestorben bei der Arbeit.
148000 Tote im Straßenverkehr.
1.400000 Millionen Tote durch Alkohol.
3.800000 Millionen Tote durch Tabak.
Das ist die Realität, die jeden Tag still vor sich hin tötet.
Ohne Pressekonferenz.
Ohne Push-Nachricht.
Ohne dramatisches Wording.
Und jetzt stelle man sich vor, irgendeine dieser realen Gefahren wäre so dankbar politisch verwertbar wie ein „krimineller Ausländer“.
Stell dir mal vor, Politiker müssten plötzlich gegen häusliche Gewalt so hart auftreten wie gegen Migration.
Oder gegen Alkohol so entschlossen wie gegen die Antifa.
Oder gegen Tabak mit derselben Leidenschaft wie gegen Flüchtlingsunterkünfte.
Dann würde es morgen heißen:
„Deutschland in Angst vor Nikotin-Flüchtlingen“
„Alkoholverbotszone Innenstadt“
„Raucher-Clans übernehmen BRD“
Absurd? Ja.
Aber exakt so absurd ist das, was gerade als große nationale Bedrohung verkauft wird.
Die echten Zahlen zeigen, woran Menschen in Deutschland wirklich sterben. Und es ist nicht der Fremde, vor dem die Rechten so gern warnen.
Es ist viel näher. Viel banaler. Viel unbequemer.
Und genau deshalb schreit kaum einer darüber. Keine Schlagzeile. Kein Wutbürger. Kein Wahlkampf.
Weil man damit keinen Feind bauen kann.
Und ohne Feindbild wäre mancher Politiker plötzlich nur noch eins:
ein ganz normaler, ziemlich ideenloser Mensch.
PS: Alle Zahlen sind geprüft!
Kommentar Franz J. Grömping im Dez. 2025
Ich arbeite auch oft und vergeblich mit vergleichbaren Zahlen. Was m. E. noch fehlt und leicht veränderbar wäre, sind Feinstaub (> 35.000 Tote) und Lärm (> 8.000 Tote). Würde man daran drehen, z. B . mit Filtern, bessern Reifen und Modernisierung von Privatfliegern und Motorrädern, bekäme man noch ein kostenloses Konjunkturprogramm oben drauf.
Dipl.-Ing. Burkhard Schwarz LinkedIn
Die Abkehr vom sogenannten Verbrenner-Aus löse weder die aktuellen Probleme der Hersteller noch sichere sie Industriejobs in Deutschland, sagte die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen. Das Gegenteil sei der Fall.
Noch ein bisschen länger das Faxgerät, die alte Glühbirne oder das Tasten-Handy nutzen, dafür kämpfen konservative und rechte Parteien gerade in der EU in Sachen Abgasmobilität.
Während sie den Auftrag hätten, uns und unsere Gesundheit vor den über 200 Giftstoffen aus den Abgasen des Straßenverkehrs zu schützen, setzen sie sich für das Gegenteil ein:
👉 Mehr und länger Abgasschnüffeln für alle, ob wir nun wollen oder nicht.
Und das propagierte Ziel der Arbeitsplatzerhaltung in der Automobilwirtschaft stimmt noch nicht einmal, wie die Wirtschaftsweisen bestätigen.
Aber Wahlversprechen muss man einhalten, auch die falschen. Die Liste ist lang: Mütterrente, Mehrwertsteuer, PKW-Maut und nun eben auch der alte Verbrenner.
Zahlen müssen wir alle dafür: Mit dem Untergang der deutschen Autoindustrie. Die muss nun nämlich noch über 2035 hinaus immer zwei Produktionslinien unterhalten: Die für Elektroautos und die für Verbrenner.
Initiative gegen ideologischen Starrsinn in Energie & Verkehr
Kritik der Wirtschaftsweisen:
hier
Kommentar Tobias Lübbert
Auch "interessant" wie wir Prioritäten setzen.
Tote in Deutschland durch :
- Feinstaub: 63.100 (2018) [1]
- Morde: 214 (2023) [3]
- Terror: 9 (2023) [2]
Natürlich ist ein direkter Mord als bewusster Akt moralisch schlimmer, als wenn Tausende Menschen durchs Autofahren einen anderen Mensch langsam und teilw. unbewusst über die Lebenszeit hinweg töten. Die Konsequenz des Todes bleibt aber natürlich und durch Abgase ist die Lebensqualität durch Krankheit ggf. viel stärker eingeschränkt.
Aber wenn wir wollten, könnten wir ziemlich leicht jedes Jahr >10.000 vorzeitige Todesfälle verhindern (weniger fatSUVs, mehr Carpooling/ gehen/ radfahren/ ÖPNV/ Bahn, E-Autos etc.). Mord und Terror dagegen sind bekanntlich nie komplett zu verhindern und auch nur schwer und mit massivem Aufwand.
Netter Nebeneffekt: weniger Verkehrstote (2.839 in 2023), weniger Energieimporte gesündere Menschen.
Quellen:
Da in den vorigen Texten 2 verschiedene Zahlen zu Feinstaub-Toten auftauchen, hier noch eine Ergänzung:
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat erstmals detaillierte Zahlen zu den gesundheitlichen Folgen der Luftverschmutzung für alle deutschen Landkreise und kreisfreien Städte veröffentlicht.
Die Auswertung bislang unbeachteter Daten der Europäischen Umweltagentur (EEA) zeigt die dramatischen Auswirkungen von Feinstaub (PM2,5) und dem Dieselabgasgift Stickstoffdioxid (NO₂) auf die Sterblichkeit.
Um den Gesundheitsnotstand zu bekämpfen und die Bevölkerung vor den Folgen der Luftverschmutzung zu schützen, fordert die DUH von der kommenden Bundesregierung eine zügige Umsetzung der EU-Grenzwerte für Luftschadstoffe spätestens bis 2028.
In einem zweiten Schritt sollen bis 2035 auch die deutlich strengeren Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verbindlich gelten.
Besonders alarmierend sind die Zahlen für Berlin: Jährlich sterben dort 3.527 Menschen an den Folgen der Feinstaubbelastung und 1.414 Menschen durch Stickstoffdioxid. Damit weist die Bundeshauptstadt die höchste absolute Anzahl an Todesfällen durch Luftschadstoffe in Deutschland auf.
Betrachtet man die Todesfälle im Verhältnis zur Bevölkerung, sind jedoch andere Regionen stärker betroffen. Bottrop und der Landkreis Görlitz verzeichnen mit 150 Todesfällen pro 100.000 Einwohner die höchste Sterblichkeit durch Feinstaub. Duisburg führt die Statistik bei den NO₂-Todesfällen mit 80 Todesfällen je 100.000 Einwohner an. Auch in den am wenigsten belasteten Regionen bleibt die Sterblichkeit aufgrund der Luftverschmutzung hoch. So liegt der Landkreis Vulkaneifel mit 84 Todesfällen pro 100.000 Einwohner bei Feinstaub am unteren Ende der Skala, während im Landkreis Vorpommern
Pressemitteilung hier Dienstag, 10.12.2024
Jährlich 70.000 Todesfälle durch Feinstaub und mehr als 28.000 durch Stickstoffdioxid: Deutsche Umwelthilfe fordert Vorziehen der EU-Luftreinhalte-Grenzwerte um zwei Jahre auf 2028 in Deutschland
• Neuer Bericht der Europäischen Umweltagentur: 69.865 Todesfälle durch Feinstaub, 28.464 durch Stickstoffdioxid sowie 22.924 durch Ozonbelastung in Deutschland
• Grenzwerte der ab 10. Dezember 2024 geltenden EU-Luftqualitätsrichtlinie reichen nicht aus: DUH fordert, diese um zwei Jahre auf 2028 vorzuziehen und die schärferen WHO-Grenzwertempfehlungen verbindlich bis spätestens 2035 in nationales Recht umzusetzen
• Eine neue Bundesregierung muss sich zur raschen Umsetzung der neuen Standards zum Schutz von Menschenleben bekennen und erforderliche Maßnahmen ergreifen
Berlin, 10.12.2024: Neue Zahlen der Europäischen Umweltagentur (EEA) belegen die gravierenden Folgen der unzureichenden Luftreinhaltung in Deutschland. Insgesamt gab es im Jahr 2022 in Deutschland 69.865 Todesfälle durch Luftverschmutzung aufgrund von Feinstaub (PM2,5) und 28.464 aufgrund des Dieselabgasgifts Stickstoffdioxid (NO2). Durch die Einhaltung der Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation hätten davon 32.628 beziehungsweise 9.442 Todesfälle vermieden werden können. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert die neue Bundesregierung deswegen auf, die empfohlenen Grenzwerte der WHO von 5 µg/m3 beziehungsweise 10 µg/m3 im Jahresmittel als verbindliche Grenzwerte bis spätestens 2035 in Deutschland umzusetzen.
Jürgen Resch, DUH-Bundesgeschäftsführer: „Die Vergiftung der Atemluft mit Feinstaub und dem Dieselabgasgift Stickstoffdioxid ist die drängendste Aufgabe, die eine neue Bundesregierung durch die konsequente Umsetzung mutiger Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität ergreifen muss. Daher fordere ich die demokratischen Parteien auf, sich in ihrem Wahlkampf für den Schutz der Umwelt und der Gesundheit der Menschen durch die Einhaltung der strengeren Grenzwerte festzulegen.
Die Zahlen der Europäischen Umweltagentur sind ein dringender Auftrag an die neue Regierung, den Schutz der Gesundheit endlich umzusetzen. Wir fordern ein Vorziehen der neuen EU-Grenzwerte für Luftschadstoffe von 2030 auf 2028. Außerdem müssen in einer zweiten Stufe die noch strengeren Grenzwertvorschläge der Weltgesundheitsorganisation bis spätestens 2035 festgeschrieben werden. Anders als bei der bisherigen Bundesregierung dürfen die Finanzinteressen der Automobilkonzerne nicht länger die Luftreinhaltepolitik bestimmen.“
Laut EEA sind im Jahr 2022 zudem 22.924 Todesfälle auf die Ozon-Belastung in Deutschland zurückzuführen. Um die Belastung der Atemluft mit Ozon zu reduzieren, muss vor allem der Ausstoß von Methan, dem wichtigsten Vorläuferstoff von Ozon, konsequent reduziert werden.Im Oktober wurde eine Neufassung der EU-Luftqualitätsrichtlinie verabschiedet, die am 10. Dezember 2024 in Kraft tritt und bis spätestens 11. Dezember 2026 in die Bundesimmissionsschutzgesetzgebung übertragen werden muss. Die DUH hat ihre dahingehenden Forderungen an die zukünftige Bundesregierung in einem Hintergrundpapier aufgezeigt
hier
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