Es geht auch um Öl

Tim Meyer  LinkedIn

Manche fragen sich, warum Donald Trump plötzlich militärisch gegen Venezuela vorgehen lässt? Die Antwort dürfte wie so häufig bei geopolitischen Konflikten lauten

Warum, das hat Ed Conway in einem sehenswerten Video dargestellt. In Artikeln und Zahlen der Amerikanischen Energiebehörde EIA kann man seine Analyse selbst nachvollziehen. Die Zusammenfassung seiner Geschichte:

Die USA sind zwar mittlerweile zum größten Erdölproduzenten der Welt aufgestiegen, noch vor Saudi Arabien. Aber für die eigene Kraftstoffproduktion im Land nutzt den USA die massive Produktion von eigenem „Shale Oil“, also per Fracking aus Ölschiefer gewonnenem Rohöl, nur bedingt. Denn die meisten amerikanischen Raffinerien können deren Produkt, sehr leichtes Rohöl, nicht verarbeiten. Sie brauchen sog. schweres Rohöl. Aus diesem Grund sind trotz der vervielfachten Produktion in den USA die Erdöl-Importe kaum gesunken. Und aus US-Sicht schlimmer noch: 70% der Importe von schwerem Rohöl stammen mittlerweile aus Kanada, das man gerne als Bundesstaat betrachtet und von dem man nicht abhängig sein möchte. Heute hätte es Kanada vermutlich in der Hand, den amerikanischen Straßen und Flugverkehr weitgehend lahm zu legen.

Und so kommt Venezuela ins Spiel. Heute fließen fast keine Erdöl-Importe mehr in die USA wegen der eigenen Sanktionen gegen das Land (bzw Präsident Maduro) und der mittlerweile offenbar auch teilweise maroden Förderinfrastruktur. Das Land hat aber die weltweit größten Reserven an schwerem Erdöl, neben Kanada und - aufgepasst - Russland. Genau: DAS Russland. 

Zwar haben sich auch die amerikanischen Raffinerien gemäß Daten der EIA innerhalb der bestehenden technischen Grenzen angepasst und verarbeiten im Schnitt etwas leichtere Öle als noch vor 10 Jahren. Aber eine vollständige Umstellung auf die Rohöl-Qualitäten aus heimischer Produktion käme multi-milliardenschweren Neubauten gleich. Das scheint man offenbar mit Druck und militärischen Mitteln vermeiden zu wollen. 

Die Grafik zeigt die Entwicklung der US-amerikanischen Rohöl-Versorgung gegliedert nach der Dichte von Rohöl, gemessen in der sog. API-Dichte. Die Grafik stammt von der EIA. 

Die Geschichte wiederholt sich immer wieder: große geopolitische Konflikte und viele Kriege entstehen vollständig oder teilweise zur Sicherung fossiler Energie, wegen Erdöl und Erdgas. Gerne auch unter Vorwand. Gegen Venezuela geht es wegen „Drogen“, die wenigstens tatsächlich existieren. 

Und doch schafft es die Öl- und Gasindustrie, diese weitere, monströse Schattenseite ihres Geschäftes und unserer Abhängigkeit von fossiler Energie medial unterm Teppich zu halten. 

China, selbst nicht mit nennenswerten Erdölreserven ausgestattet, elektrifiziert die Mobilität und macht sich unabhängig. Und Deutschland kämpft den verlorenen Kampf für den Erhalt des Verbrenners. 

Irgendwie kafkaesk.

Hier der Link zum Video von Ed Conway: https://www.linkedin.com/posts/ed-conway-466b172a_donald-trump-wants-you-to-know-hes-targeting-activity-7404981158481911810-jEHt?utm_source=share&utm_medium=member_desktop&rcm=ACoAAAV_Og4BUmvkOGQqDggsWvFVoZFK66dxzgw