Lustig: der Feuerwerksverband hat eine ganz andere Vermutung, an was es liegen könnte beim Sylvester-Chaos ...Ganz generell: Warum beginnt diese Debatte jedes Jahr auf`s Neue wenige Tage vor Sylvester und verschwindet nach Sylvester dann wieder aus dem Bewusstsein? Trotz Millionenfachem Protest?
Ist der Schutz der Einsatzkräfte und der Ärzte und Pflegekräfte im Krankenhaus denn nicht schon Grund genug, abgesehen von allen anderen Argumenten?
Und wo bleibt Markus Söder? Überlässt er es tatsächlich Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) sich gegen ein Böllerverbot auszusprechen?
"Ein Verbot, ein Verbot" - das ist doch mal wieder eine Steilvorlage in seinem Sinne.....Aber stimmt ja, wie dumm von mir, das ist doch gar nicht sein Aufgabenbereich - das hat ja gar nichts mit Wurst, Fleisch und Zucker zu tun.
hier Tagesspiegel Von Alexander Fröhlich Stand: 29.12.2025,
Sorge vor „Böller-Exzessen ohne Rücksicht auf Verluste“: Berlin setzt in der Silvesternacht 4300 Polizisten ein
Polizeipräsidentin Slowik Meisel will auffällige Personen über Silvester verstärkt in Gewahrsam nehmen. Mehr als 100.000 gefährliche Feuerwerkskörper wurden in der Hauptstadt schon sichergestellt.
Die Berliner Polizei hat sich für den Silvestereinsatz im Vergleich zu den Vorjahren noch einmal breiter und flexibler aufgestellt, um Angriffe auf Polizisten und gefährliche Böllerei zu unterbinden. Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel kündigte am Montag an, dass zum Jahreswechsel 4300 Beamte allein in der Hauptstadt im Einsatz sein werden. In normalen Nächten sind rund 1000 Polizisten im Dienst.
Daneben hat die Polizei ihre Bemühungen verstärkt, illegales Feuerwerk frühzeitig aus dem Verkehr zu ziehen. Am Wochenende waren 150 Beamte zusätzlich im Dienst, um in Hotspot-Kiezen gegen illegale Böllerei vorzugehen. Vor allem Jugendgruppen gerieten dabei ins Visier. Am Montag, mit dem Verkaufsstart von legalem Feuerwerk, waren 200 Beamte in Berlin dafür zusätzlich im Dienst, am Dienstag werden es 350 sein.
Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel warnte am Montag vor „Böller-Exzessen“ mit „völliger Empathielosigkeit und ohne Rücksicht auf Verluste“. Dazu käme noch das illegale Feuerwerk, das nur für Profis zugelassen und für andere Menschen hochgefährlich sei. Der Andrang beim Verkaufsstart für Feuerwerk am Montag zeige, dass einiges zu erwarten sei.
Bereits seit Oktober ist eine Ermittlergruppe in Berlin im Einsatz, um den illegalen Böllerhandel zu unterbinden. Bei 130 Gewerbekontrollen und 14 Durchsuchungen stellte die Polizei 147.000 Pyro-Produkte sicher. Davon gehörten allein 108.000 Produkte zur Kategorie F4. Es handelt sich also um gefährliches Großfeuerwerk wie Kugelbomben, das nur Experten bedienen dürfen.
Pyrotechnik für den Erfolg auf Social Media
In der Polizei besteht trotz der Erfolge die Sorge, dass noch weitaus mehr gefährliche Pyrotechnik im Umlauf ist. Insgesamt sind 49 Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Dabei stießen die Ermittler auch auf ein neues Phänomen: Ein Jugendlicher hortete Pyrotechnik, um in den sozialen Medien neue Follower zu gewinnen.
Gegen auffällige Personen, die mit dem Abbrennen von Böllern Leib und Leben gefährden, will die Polizei in diesem Jahr verstärkt „Unterbindungsgewahrsam“ für den Jahreswechsel beantragen – das heißt, die Personen für bis zu fünf Tage in Gewahrsam nehmen. Dazu gab es nach Behördenangaben verstärkte Rücksprachen mit der Justiz. Mit 87 Personen, die vor einem Jahr Silvester in Zusammenhang mit gefährlichem Feuerwerk auffällig wurden, führte die Polizei sogenannte Gefährderansprachen durch.
Silvester 2024: 44 Beamte verletzt
In den vergangenen Jahren hat sich die Lage zum Jahreswechsel immer weiter zugespitzt – mit massiven Angriffen auf Polizei und Rettungskräfte. Vor einem Jahr waren 44 Beamte verletzt worden. Für einen Polizisten endete der Jahreswechsel beinahe tödlich, eine Kugelbombe traf sein Bein. Auch ein Siebenjähriger wurde durch die Explosion einer Kugelbombe lebensgefährlich verletzt. In Schöneberg waren die Fassaden eines Straßenzuges durch die Wucht der Explosion einer Kugelbombe entglast worden.......
TAZ hier 28.12.2025 Jonas Waack Unfälle durch Pyrotechnik zu Silvester: Mediziner und Umweltschützer wollen Böllerverbot
Der Ärztekammerpräsident und die Umwelthilfe fordern, privates Böllern zu verbieten. Der Feuerwerksverband sieht Alkohol als das größere Problem.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, fordert von der Politik, die „wilde Böllerei“ zu verbieten. „Die ungeregelte Knallerei führt immer wieder zu schweren Verletzungen auch bei Unbeteiligten, sie ängstigt viele Menschen, ist schlecht für das Klima und verursacht enormen Müll“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland RND. Die Verletzungen infolge des Böllerns sorgten „für volle Notaufnahmen in den Kliniken und kosten die gesetzliche Krankenversicherung Millionen.“ Die Innenminister von Bund und Ländern müssten die Bevölkerung schützen, ergänzte Reinhardt.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) schloss sich der Forderung des Ärztepräsidenten an und wandte sich ausdrücklich an Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU): Vor allem Dobrindt trage „die Verantwortung für die schweren Verletzungen, die Angriffe auf Einsatzkräfte, das millionenfache Tierleid und die extremen Feinstaubspitzen“ durch Feuerwerk an Silvester, erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
Die DUH warnte „vor einer beispiellosen Eskalation in der Silvesternacht“. Sie verwies dabei auf Zahlen des Statistischen Bundesamts, wonach in den ersten neun Monaten des Jahres bereits 42.400 Tonnen Feuerwerkskörper nach Deutschland eingeführt wurden und damit über 60 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Feuerwerksverband fordert Fokus auf Alkohol
Der Präsident des Bundesverbandes für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk wies die Forderungen nach einem Verbot privaten Böllerns dagegen zurück. Schwere Unfälle mit Pyrotechnik passierten „praktisch ausschließlich durch illegales Feuerwerk“, teilte Bundesgeschäftsführer Christoph Kröpl auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP mit. Es sei nicht möglich, sich mit einem legalen Silvesterböller eine Hand zu zerstören oder gar Gliedmaße abzutrennen.
Notaufnahmen seien an Silvester „nicht wegen Feuerwerkskörpern voll“, fuhr Kröpl fort, sondern „zum Jahreswechsel insbesondere wegen des bundesweit intensiven Alkoholkonsums überfüllt“.
Während die Innenminister*innen der Bundesländer zu keiner gemeinsamen Position bezüglich eines Böllerverbots kamen, verbieten zahlreiche Städte privates Feuerwerk in Teilen der Gemeinde. Lüneburg, Göttingen und Braunschweig zum Beispiel haben Böllerverbotszonen in der Innenstadt eingerichtet. (mit afp, dpa)
BR hier BR24 Redaktion 27.12.2025
Droht eine "Horrornacht"? Streit über Böllerverbot an Silvester
Die "Knallerei" führe immer wieder zu schweren Verletzungen, sagt Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt und dringt auf ein Böllerverbot. Der Bundesverband Pyrotechnik fordert indes ein strikteres Vorgehen gegen illegal erworbenes Feuerwerk.
Kurz vor dem Verkaufsstart für Silvester-Feuerwerk werden die Rufe nach einem Böllerverbot lauter. Privates Feuerwerk sollte in Deutschland grundsätzlich verboten werden, so die Forderung von Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt. Organisierte Feuerwerke an zentralen Plätzen seien völlig in Ordnung, aber: "Die wilde Böllerei muss untersagt werden", erklärte der Ärztepräsident im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Zum Artikel: Verheerende Verletzungen - So gefährlich sind Böller wirklich Augenverletzungen, Verbrennungen und Knalltraumata
Der Mediziner führt an, dass es jedes Jahr viele Verletzungen durch explodierende Feuerwerkskörper gebe. So erlitten Kinder und Jugendliche häufig ein Knalltrauma, aber auch Augenverletzungen und Verbrennungen seien häufig.
Das habe nicht nur Folgen für die Betroffenen, sondern auch für die Gesellschaft, wenn die Notaufnahmen in den Kliniken überfüllt seien und die gesetzliche Krankenversicherung jedes Jahr mit mehreren Millionen Euro belastet würden. Außerdem erinnert Reinhardt daran, dass Knallkörper immer wieder als Waffen gegen Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte missbraucht würden.
Feuerwerk macht Müll und Angst
Als weitere Gründe gegen die "wilde Böllerei" führt der Ärztepräsident an: Sie sei schlecht für das Klima, verursache tonnenweise Müll und mache vielen Menschen auch Angst. Vor allem traumatisierte Kriegsflüchtlinge in Deutschland hätten darunter zu leiden, weil die Knaller und Raketen sie an lebensbedrohliche Situationen in ihrer Heimat erinnern und dann sogar oft Todesängste auslösen würden. Da sei es "vollkommen daneben", das neue Jahr mit Raketen zu begrüßen. Auch für die Tiere zuhause und in freier Wildbahn bedeutet das Feuerwerk zu Silvester oft Angst und Panik, wie Tierschützer immer wieder zu bedenken geben.
Bundesärztepräsident Reinhardt forderte die Innenminister von Bund und Ländern deshalb dazu auf, die Bevölkerung "endlich" vor den Gefahren der privaten "Knallerei" zu schützen. Das habe "nichts mit Verbotskultur zu tun", sondern zeuge "von der Einsicht einer reifen Gesellschaft, etwas Gefährliches zu lassen".
Deutsche Umwelthilfe: "Horrornacht" droht
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) befürchtet an Silvester gar eine "Horrornacht von beispiellosem Ausmaß", weil schon in den ersten neun Monaten des Jahres mehr als 42.000 Tonnen Feuerwerkskörper nach Deutschland eingeführt worden seien, über 60 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Darum forderte auch die DUH Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) dazu auf, ein bundesweites Böllerverbot auf den Weg zu bringen.
Vor allem Dobrindt trage "die Verantwortung für die schweren Verletzungen, die Angriffe auf Einsatzkräfte, das millionenfache Tierleid und die extremen Feinstaubspitzen" durch Feuerwerk an Silvester, so DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Laut Umwelthilfe haben sich auf einer entsprechenden Unterschriftenliste bereits mehr als 800.000 Menschen eingetragen.
Branchenverband und Verkehrsminister gegen Feuerwerksverbot
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) sprach sich gegen ein Böllerverbot aus. Man müsse nicht immer alles verbieten, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Wir haben eine Tradition, so Silvester zu feiern."
Auch der Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk (bvpk) hält ein Böllerverbot für unangebracht. Die Argumentation von Bundesgeschäftsführer Christoph Kröpl: Schwere Unfälle mit Pyrotechnik gebe es "praktisch ausschließlich durch illegales Feuerwerk". Legal erhältliches Silvesterfeuerwerk sei hingegen "streng geprüft und in Größe und Wirkung stark limitiert".
"So ist es etwa nicht möglich, sich mit einem legalen Silvesterböller eine Hand zu zerstören oder gar Gliedmaße abzutrennen", sagte Kröpl. Allerdings sei der Zugang zu illegalen und hochgefährlichen Knallkörpern "so leicht wie nie zuvor". Hier müsse die "Politik ansetzen und für den Vollzug der bestehenden Gesetze sorgen".
"Brot statt Böller": Spenden bringen nachhaltigere Freude
Unterdessen hat die Aktion "Brot statt Böller" dazu aufgerufen, lieber Geld gegen Hunger zu spenden als für Feuerwerkskörper auszugeben. "Im vergangenen Jahr zündeten Menschen in Deutschland Feuerwerk für rund 200 Millionen Euro", so das evangelische Hilfswerk. "Die Freude, die durch das Unterstützen entsteht, ist von Dauer und das Strahlen nachhaltiger", sagte die Präsidentin von "Brot für die Welt", Dagmar Pruin.
Seit mehr als 40 Jahren engagieren sich laut dem Hilfswerk Gemeinden und Menschen in Deutschland für die Aktion "Brot statt Böller". Die Herausforderungen blieben immens: Weltweit hungerten rund 700 Millionen Menschen, etwa 120 Millionen seien gewaltsam vertrieben worden. Der Bedarf an Unterstützung werde auch im neuen Jahr groß sein.
Mit Informationen von dpa, AFP und epd
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