Dr. Astrid Deilmann Video hier
Geschäftsführende Vorständin Campact
“Ich halte Techmilliardäre im Moment für die gefährlichsten Menschen der Welt” sagt die Aktivistin und Ex-Politikerin Marina Weisband im Politiktalk mit dem DER SPIEGEL. Die Aussage ist unmissverständlich und ich kann mich ihr nur anschließen. Warum? Weil Musk & Co in einem fortlaufenden Prozess immer mehr Kontrolle über unsere Kommunikation, unsere Öffentlichkeit und letztlich auch unser demokratisches Zusammenleben erlangen
Die Regeln auf ihren Plattformen bestimmen die Tech-Milliardäre selbst. Die Algorithmen gehören ihnen. Inhalte werden verstärkt, geschwächt, gelöscht und manipuliert – ganz nach Geschäftsinteresse oder politischer Agenda der Eigentümer. Demokratischer Austausch? Kaum möglich. Nirgendwo ist das so sichtbarer wie auf X, wo Elon Musk das Soziale Medium nach seiner eigenen Agenda ausgerichtet hat.
Auf die Frage, wieso Weisband ihre Follower*innen dazu aufgefordert hat, X den Rücken zuzukehren, findet sie eine klare Antwort: “Weil Twitter ein faschistisches Medium geworden ist”.
Das klingt vielleicht drastisch, bringt es aber auf den Punkt. Wir behandeln Soziale Medien als wären sie öffentliche Orte für Diskussionen, doch im Moment sind sie die privaten Wohnzimmer von Tech-Milliardären, im Falle von X eines libertären und nach rechts radikalisierten Milliardärs. Musk hat mehrmals zur Unterstützung der rechtsextremen AfD aufgerufen und unterstützt diese offen. Auf seiner Plattform sammeln sich rechtsextreme Akteure aller Welt, tauschen sich aus und unterstützen sich gegenseitig. Und Musk? Unterstützt sie auch direkt, gibt ihnen aktiv Reichweite.
Uns zeigt das: Die Besitzer der Plattformen sind nicht politisch neutral. Sie sind Teil eines gewinnorientierten Systems, dessen Logik polarisierendes, negatives oder radikales Verhalten belohnt - weil Aufmerksamkeit zum Geschäftsmodell gehört. Und sie nutzen ihre Macht, um Eigeninteressen vorbei an der Demokratie durchzusetzen. In den USA bauen sie mittlerweile offen die liberale Demokratie um und leiten die älteste Demokratie der Welt in eine Tech-Oligarchie.
Und damit sind wir wieder beim eigentlichen Kern: Wir brauchen echte digitale Gemeinwohlräume. Plattformen, die der Gesellschaft gehören, nicht einzelnen Superreichen.
Was heißt das für uns von Campact e.V.?
✅ Wir brauchen ein neues Verständnis von digitaler Öffentlichkeit.
✅ Wir brauchen Aufklärung, wie soziale Medien funktionieren und was sie mit unserer Wahrnehmung machen.
✅ Wir brauchen politische Rahmenbedingungen, die Plattformen fördern, denen kein Milliardär den Stecker ziehen kann, sondern die den Nutzenden selbst gehören.
Wenn wir nicht gegensteuern, überlassen wir die Steuerung gesellschaftlicher Debatten der Kontrolle einzelner Superreicher, die niemand gewählt hat und denen Gemeinwohl kaum ein Anliegen ist.
Genau deshalb ist das Interview mit Weisband so wertvoll. Wir brauchen Mut und klare Ansagen, die bestehenden Strukturen zu hinterfragen und neue Wege einzuschlagen!
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