Montag, 23. Juni 2025

Beliebte Mythen um Dunkelflauten und Hellbrisen

Joachim Plesch  hier  LinkedIn

Mythos Erneuerbare und Dunkelflaute machen den Strom teuer

Nachdem nun der Strommarkt von Erneuerbaren Energiequellen dominiert wird, suchen die Kritiker nach neuen Argumenten gegen den Ausbau. Dabei wird immer wieder von Dunkelflauten gewarnt und auch darauf hingewiesen, wie teuer das doch sei. 

Das Thema Dunkelflaute ist in der Tat noch ein Thema, wenn es um die vollumfängliche Versorgungssicherheit geht, doch Speicher sind auf einem guten Weg, dies zu ändern - aber teuer, das ist nicht korrekt.

Wenn man sich die Stromerzeugung der Erneuerbaren ganzheitlich anschaut, sieht das Bild nämlich ganz anders aus:

➡️ Der Gegensatz zur Dunkelflaute ist die Hellbrise (viel Sonne und Wind/wenig Bedarf). In diesen Zeiten wird der Strompreis an der Strombörse häufig negativ (diesen Monat schon allein über 100 h).

➡️ Wenn man sich nun anschaut, welchen Einfluss die Dunkelflauten im letzten Jahr auf den Strompreis hatten (+3,1 EUR/ MWh) und dagegen die Auswirkung der Hellbrisen (-5,1 EUR/MWh) wie das Agora Energiewende hier getan, dann sieht man:

⚠️ Die Erneuerbaren senken mit Hellbrisen den Strompreis mehr, als sie ihn durch Dunkelflauten verteuern ⚠️

Das hat mich selbst überrascht, aber der positive Effekt wird dieses Jahr sogar noch mehr zunehmen, da wir noch weiter zugebaut haben. Speicher werden das dann mittelfristig wieder mitigieren, aber eben auch den Durchschnitt herunterbringen.



Dr. Richard Lucht  hier auf LinkedIn

Vice President @ thermondo - leading Brand, Communications and Regulatory Affairs.

2045: Tiefster Winter, Dunkelflaute und 13 Mio Wärmepumpen laufen 

Wieviel zusätzliche Stromleistung bräuchten wir in Deutschland in einem solchen Fall? 

In der Debatte um die Wärmewende taucht häufig die Zahl 200 GW zusätzlicher Strombedarf auf – als Schreckensszenario für kalte Wintertage. Aber stimmt das? Ich bin das Mal gemeinsam mit ChatGPT durchgegangen - Ergänzungen willkommen!

Ein realistischer Blick:

  • Deutschland hat rund 16 Millionen Einfamilienhäuser (EFH). 

  • Davon heizen bereits etwa 2 Mio. mit Wärmepumpe, ein weiterer Teil wird künftig über Fernwärme versorgt werden. 

  • Bleiben maximal rund 13 Mio. EFH, die perspektivisch auf Wärmepumpen umsteigen könnten.

Rechenbeispiel bei -15 °C Außentemperatur:

  •  Durchschnittliche Heizlast pro Haus: 9,5 kW (konservativer Wert, z. B. Fraunhofer ISE, co2online) 

  •  13 Mio. EFH × 9,5 kW = 124 GW Wärmebedarf


Aber: In der Realität ist es nicht überall gleichzeitig -15 °C.

Kälteeinbrüche wandern durchs Land. Studien (u. a. BDEW, Fraunhofer, 50Hertz) rechnen mit ca. 75 % gleichzeitiger Last.

→ 124 GW × 0,75 = 93 GW tatsächliche gleichzeitige Heizlast


⚡ Was heißt das für den Strombedarf?

Wärmepumpen haben bei sehr kalten Temperaturen einen COP von ca. 1,5.

→ 93 GW / 1,5 = 62 GW zusätzliche Stromleistung im Extremfall.

Das ist nicht trivial, aber weit entfernt von den behaupteten 200 GW – und liegt im Bereich heutiger Winter-Lastspitzen im deutschen Stromnetz.


🔁 Und was bringt Flexibilität?

Wärmepumpen sind steuerbar – das ist ihr größter Vorteil:

  •  Thermische Speicher (z. B. Pufferspeicher, Fußbodenheizung) erlauben es, Wärme vorab zu erzeugen und den Betrieb zu verschieben.

  • Smart Metering & §14a EnWG ermöglichen, Wärmepumpen zeitlich angepasst zu steuern – ohne Komfortverlust.

  •  Sektorkopplung mit PV und Speicher senkt zusätzlich den Netzbezug.

Studien von Agora, Fraunhofer ISI und der dena zeigen: 20–40 % der Wärmepumpenlast sind verschiebbar.

Das reduziert die netzrelevante gleichzeitige Stromlast auf ca. 45–50 GW.


⚡ Können Erneuerbare das leisten – auch bei Dunkelflaute?


Selbst bei Flaute liefern:

 • Wind: 20–30 GW

 • PV: 5–10 GW

Dazu kommen:

 • Batteriespeicher,

 • industrielle Flexibilität,

 • Stromimporte (z. B. Wasserkraft aus Skandinavien),

 • bestehende Reservekraftwerke.

Fazit: Die 200 GW sind ein Mythos.

Wer nüchtern rechnet und technologische Realität berücksichtigt, sieht:

Die zusätzliche Stromlast durch Wärmepumpen in Einfamilienhäusern liegt realistisch bei ~50 GW.

Und diese 50 GW betreffen den Brutto-Zusatzbedarf durch Wärmepumpen im Extremfall und treffen auf ein System, das bereits viele Quellen hat.

Bis 2045 haben wir noch etwas Zeit. Vielleicht haben bis dahin dann ja auch alle einen Smart Meter 



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