Während Italiens Regierungschefin Meloni als überzeugte Rechtspopulistin von der Atomkraft träumt stellt Christian Stoecker noch einmal klar, was die Realität zeigt. Klar träumt Meloni von ganz Anderen, "kleineren und billigeren" Reaktoren - die es aber de facto noch nicht gibt. Vor diesem Hintergrund erscheint schon alleine die Überschrift der WAZ als reiner Hohn....Wo bleibt die Ernsthaftigkeit der Berichterstattung?
Christian Stoecker hier auf LinkedIn
Noch mal für die Freunde der Atomkraft zum Ausdrucken.
ES GIBT KEINE RENAISSANCE DER ATOMKRAFT. DAS IST DESINFORMATION.
Erneuerbare und Speicher sind konkurrenzlos billig und SICHER.
Deshalb waren2022 80%,
2023 86% und
2024 92,5%
des globalen Zubaus erneuerbar. Q.e.d.
Quellen:
Franz Hitzelsberger hier auf LinkedIn
Atomkraft - eine sterbende TechnikDer Anteil der Atomkraft an der weltweiten Stromerzeugung sinkt kontinuierlich. Die rote Linie kennzeichnet den Anteil von Atom an der Welt-Stromproduktion. 2023 war er erstmals unter 10% gesunken, bei weiter sinkender Tendenz. Der AKW-Anteil am gesamten Energieverbrauch weltweit 2023 lag bei gerade einmal 1,5%.
Die Kosten für neu gebaute Reaktoren explodieren, Investoren steigen mangels Rentabilität aus, Strom aus AKWs ist wirtschaftlich gesehen die teuerste Energieform. In wenigen Jahrzehnten wird die Atomkraft Geschichte sein. Möge sie in Frieden ruhen!
WAZ hier
Italiens Rückkehr zur Atomkraft – zieht Deutschland nach?
Ein Tabu ist gebrochen. Fast 40 Jahre nach einer Volksabstimmung, mit der die Italiener nach dem Atomunfall von Tschernobyl 1986 der Kernenergie abgeschworen und die Atommeiler im Land stillgelegt hatten, wendet sich im Mittelmeerland das Blatt. Italien will wieder per Gesetz in die Atomenergie-Nutzung einsteigen, diesmal mit einer ganz neuen Technologie.
Parallel ist Italien jetzt der europäischen „Nuklear-Allianz“ beigetreten, der bereits 14 weitere europäische Länder angehören. Bisher hatte Italien lediglich einen Beobachterstatus in der Gruppe inne.
Der italienische Energieminister Gilberto Pichetto spricht von einer „Entscheidung mit industriellen und technologischen Auswirkungen“. Seinen europäischen Kollegen erklärte er bei einer Tagung in Luxemburg: „Italiens Beitritt zur Nuklear-Allianz folgt der Entscheidung von Regierung und des Parlaments in Rom, einen Gesetzesentwurf für die Wiedereinführung der Kernenergieproduktion vorzulegen.“ Der Minister machte deutlich, dass Italien europaweit eine Spitzenrolle bei der Förderung der Atomenergie anstrebt.
Italien setzt jetzt auf Mini-Atomkraftwerke
Italien will mit der Massenproduktion kleiner Reaktoren beginnen. „Wir sprechen nicht mehr von großen Kernkraftwerken“, erklärt Energieminister Fratin. Zunächst müsse der Staat die Regeln und den rechtlichen Rahmen festlegen. „Dann werden wir die Wirtschaftlichkeit der Inbetriebnahme der Minireaktoren bewerten, wenn sie zur Verfügung stehen.“ Italiens Ziel ist es, bis 2050 klimaneutral zu sein und dabei auf mehr erneuerbare Energien und weniger fossile Brennstoffe zu setzen.
Mini-Atomkraftwerke, auch SMRs (Small Modular Reactors) genannt, sind Kernreaktoren, die kleiner sind als herkömmliche Modelle und weniger Strom erzeugen. Durch ihre standardisierte Bauweise sollen sie einfacher und kostengünstiger installiert werden können. Die Rückkehr zur Atomenergie wird vor allem vom italienischen Industriellenverband Confindustria als ein Weg zur Senkung der Energiekosten unterstützt.
Die Italiener hatten sich 1987 – ein Jahr nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl – in einem Referendum für den Ausstieg aus der Atomenergie ausgesprochen.
Die letzten Atomkraftwerke wurden 1990 stillgelegt. 2009 kündigte der damalige Regierungschef Silvio Berlusconi an, wieder in die Kernkraft einsteigen zu wollen, legte sein Vorhaben nach der Katastrophe von Fukushima jedoch auf Eis. 2011 sprachen sich in einem weiteren Referendum rund 94,5 Prozent der Italiener gegen den Bau neuer Atomkraftwerke aus.
Auch die deutsche Wirtschaftsministerin Reiche setzt ein Zeichen
Die „Nuklear-Allianz“, der Italien nun demonstrativ beigetreten ist, ist eine von Frankreich angeführte Initiative innerhalb der EU. Sie wurde im Jahr 2023 gegründet, um Atomkraft als zentrale Säule der Energiewende neben erneuerbaren Energiequellen zu fördern. Neben Frankreich haben sich elf weitere Länder der „Nuklear-Allianz“ angeschlossen: Bulgarien, Kroatien, Finnland, die Niederlande, Polen, die Tschechische Republik, Rumänien, die Slowakei, Slowenien, Schweden und Ungarn. Spanien verfügt zwar über Kernkraft, ist aber kein Mitglied der Gruppe. Im Februar des vergangenen Jahres trat Belgien der Allianz bei. Mit dem Beitritt Italiens zählt die Allianz nun 14 Mitglieder plus ein Beobachterland: Estland.
Mit Italiens Beitritt zur Nuklear-Allianz kommen sich Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (rechts) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wieder näher. Zuletzt galt die Beziehung zwischen den Regierungen als angespannt.
Deutschland hat vorerst nicht die Absicht, seine Politik in Sachen Atomkraft zu überdenken, auch Österreich und Luxemburg sind weiter gegen Atomenergie.. Die Regierung von Kanzler Friedrich Merz (CDU) will jedoch Frankreichs Bemühungen, Kernkraft und erneuerbare Energien in der europäischen Gesetzgebung gleichzustellen, nicht länger behindern. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) setzte bei der jüngsten Tagung der EU-Energieminister auf eigene Faust ein Zeichen, als sie am Treffen der Nuklear-Allianz teilnahm – nur als Zuhörerin, wie sie danach versicherte. Umweltminister Carsten Schneider (SPD) sah sich dennoch zur Klarstellung veranlasst, dass es in Deutschland beim Atom-Ausstieg bleibe.
Die Mitgliedsstaaten der europäischen Nuklearallianz streben dagegen bis 2050 eine Erhöhung der installierten Kernkraftkapazität der EU auf 150 Gigawatt an – ein Plus von 50 Gigawatt gegenüber den derzeit rund 100 Gigawatt. Dies soll durch den Weiterbetrieb bestehender Reaktoren, den Bau von 30 bis 45 neuer Großreaktoren, sowie die Entwicklung kleiner modularer Reaktoren (SMR) erreicht werden.
Italien hat sich Expertise in der Nukleartechnik bewahrt
Zudem setzt sich die Allianz für eine stärkere europäische Zusammenarbeit in der gesamten nuklearen Wertschöpfungskette ein, einschließlich den Bereichen Sicherheit, Innovation, Rückbau und Entsorgung. Ein zentraler Punkt ist dabei die Schaffung eines gemeinsamen europäischen Rahmens, um den Zugang zu Finanzmitteln für neue Kernkraftprojekte zu erleichtern. Um die Atompläne voranzutreiben, sind Schätzungen zufolge bis 2050 Investitionen in Höhe von 241 Milliarden Euro nötig. Diese sind sowohl für den Bau neuer Reaktoren als auch für die Verlängerung der Laufzeit bestehender Atommeiler vorgesehen.
Für Italien sind solche Pläne kein Problem: Auch nach dem Atomausstieg hatte das Land seine technische Expertise in der Nukleartechnik bewahrt. So betreibt der italienische Energiekonzern Enel AKWs in Spanien, der staatlich kontrollierte Versorger ENI investiert in den USA in die Entwicklung eines neuen Reaktortyps.
Die Regierung in Rom befindet sich eigenen Angaben zufolge in Gesprächen mit französischen und US-amerikanischen Firmen, um eine Gesellschaft zu gründen, die den Wiedereinstieg Italiens in die Kernenergie umsetzen kann. Premierministerin Giorgia Meloni plant derzeit jedoch kein weiteres Referendum zum Thema Atomenergie. Eine Volksabstimmung kann jedoch durch Unterschriften der Italiener oder die Initiative von Regionalpolitikern erzwungen werden. Umfragen spiegeln derzeit unterschiedliche Meinungen wider.
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