Montag, 1. Dezember 2025

Ein Landwirt aus Schlier baut eine der größten Agri-PV-Anlagen Deutschlands

Es gibt schon länger Modellanlagen in der Region, die das Ergebnis nahelegen., wenn auch in kleineren Dimensionen bisher. Doch auch im  Apfelbau sieht man Vorteile für die Zukunft: Bei ungeschützten Bäumen wurde schon Sonnenbrand an den Äpfeln festgestellt....


Daniel Mautz  LinkedIn

Und plötzlich wächst unter der Solaranlage doch was. Wie konnte das nur passieren?

Ein Landwirt aus Schlier baut eine der größten Agri-PV-Anlagen Deutschlands. Auf seinem Biohof stellt er PV-Module über das Feld. 

Neben Strom erntet er auch höhere Erträge als auf seinem Referenzfeld. Sieben Tonnen pro Hektar. Kein Ernteverlust, keine verwüstete Landschaft, keine Apokalypse durch Modulschatten. Stattdessen weniger Austrocknung, stabilere Bedingungen und funktionierende Landwirtschaft.

Und was macht die Politik? 

Sie lässt genau solche Projekte weiter im Nebel stehen. Die Förderstrukturen sind kompliziert, die Bürokratie lähmt, die Regeln widersprechen sich. 

Während auf dem Acker längst die Zukunft steht, verschanzt sich die Verwaltung im Technikverhinderungsmodus.

Das ist kein Einzelfall. Es zeigt, wie schnell man Fortschritt erreichen könnte, wenn man es einfach mal machen würde. 

Doch lieber wird über angebliche Versiegelung diskutiert, über Landschaftsbildromantik und über Bauernopfer durch die Energiewende. Dabei könnten genau diese Bauern längst doppelt profitieren. Wenn man sie nur ließe.

Was hier wächst, ist nicht nur Getreide unter Modulen. Es ist der Beweis, dass Klimaschutz, Energie und Landwirtschaft sich nicht widersprechen. 

Was bremst, ist nicht die Fläche. Es ist der politische Wille. Oder genau gesagt das Fehlen des Willens.


Schwäbische Zeitung  hier  30.11.2025  Andreas Knoch

Landwirt stellt PV-Anlage auf seinen Acker und macht überraschende Erfahrungen

In Schlier bei Ravensburg steht eine der größten Agri-PV-Anlagen Deutschlands. Lassen sich auf solchen Äckern auch auskömmliche Ernten einfahren? Eine Antwort auf diese Frage gibt Energiebauer Severin Batzill.

Severin Batzill steht auf seinem Acker bei Schlier (Landkreis Ravensburg), eingerahmt von meterhohen Solarmodulen. An der Stelle des spärlich-grünen Bewuchses unter seinen Füßen stand vor einigen Wochen noch reifes Getreide, das der Bio-Landwirt längst abgeerntet hat. Das Ergebnis des Druschs war von Batzill mit Spannung erwartet worden - lieferte es doch erste Anhaltspunkte über die Praxistauglichkeit eines Konzepts, dem aktuell großes Potenzial zugeschrieben wird, die Energieversorgung in Deutschland grüner zu machen: Agri-PV.

Hinter dem Akronym verbirgt sich eine Technologie, die Landwirtschaft und Stromerzeugung auf ein und derselben Fläche kombiniert. Dafür werden PV-Module mehrere Meter über dem Boden aufgeständert, so dass darunter der Anbau landwirtschaftlicher Produkte wie Getreide, Feldfrüchte oder Obst möglich ist.

Mehrere solcher Kleinanlagen gibt es im Rahmen der vom Land Baden-Württemberg geförderten Modellregion Agri-PV im Raum Bodensee-Oberschwaben schon. Doch in Schlier ist seit April 2024 die erste kommerzielle Großanlage am Netz: An drei Standorten rund um den Ort sind auf einer Fläche von rund 14 Hektar Solarmodule mit einer Leistung von gut zehn Megawatt installiert. 14 Millionen Kilowattstunden Strom sollen damit pro Jahr erzeugt werden. Rein rechnerisch reicht das für rund 3500 Haushalte.

Fragezeichen hinter landwirtschaftlichem Ertrag

Während die Stromausbeute relativ gut prognostizierbar ist, stand hinter dem landwirtschaftlichen Ertrag bislang ein dickes Fragezeichen. Würde sich der Anbau von Feldfrüchten lohnen? Wie viel aufwendiger sind Aussaat, Pflege und Ernte? Und welche unvorhergesehenen Auswirkungen hat das Nebeneinander von landwirtschaftlicher Produktion und Energieerzeugung?

Inzwischen ist der Energielandwirt schlauer: Rund sieben Tonnen Triticale, eine Kreuzung aus Weizen und Roggen, hat Batzill in seiner Anlage pro Hektar geerntet. Für einen nach Bio-Kriterien wirtschaftenden Betrieb „ein sehr guter Ertrag“, sagt der Landwirt, und sogar höher als das, was er auf einer Referenzfläche außerhalb der Agri-PV-Anlage geerntet hat. Batzill führt das auf die Trockenheit im Frühsommer zurück. Die Beschattung und der Windschutz durch die PV-Module hätten dafür gesorgt, dass der Boden in der Anlage länger feucht blieb. Außerhalb sei das Getreide einfach vertrocknet. Damit bewahrheiteten sich frühere Annahmen des Landwirts. Wie sich die Lage in nassen Jahren darstellt, bleibt allerdings abzuwarten.

Tropfwasser und schleimige Schädlinge

Ganz ohne Überraschungen waren Anbau, Bewirtschaftung und Ernte in der Anlage aber nicht. Ein Phänomen hatte der Landwirt schon im Vorfeld erwartet und daraufhin die Sortenwahl Triticale getroffen, während seine Mitgesellschafter an den anderen Standorten auf Weizen setzten: Erosion. Severin Batzill zeigt auf einen Streifen am Boden, direkt unter der PV-Modulkante, der wie ausgewaschen scheint. An diesen Stellen hat Tropfwasser ganze Arbeit geleistet. „Deshalb wollte ich eine Getreidesorte anbauen, deren Aussaatzeitpunkt früher ist. Im nassen Herbst und Winter schützen die dann schon ausgebildeten Wurzeln den Boden vor Erosion durch Tropfwasser“, sagt der Landwirt. Je höher die PV-Module montiert sind, desto gravierender ist das Problem, weshalb Batzill die PV-Module auch nicht höher aufständern würde.

Überraschungen ganz anderer Art brachten die nicht bewirtschafteten Grünstreifen unter den PV-Modulen hervor. „Die sind ein Rückzugsraum für Schädlinge aller Art“, berichtet der Landwirt. Vor allem Schnecken sind ein Problem, weil die Streifen vor Sonnenlicht geschützt und dementsprechend lange feucht sind. Ideale Bedingungen für eine zügellose Vermehrung.

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