Zeit hier 15. Oktober 2024, Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, skö
Umweltagentur EEA: Europäische Gewässer stehen vor "nie dagewesenen Herausforderungen"Nur 37 Prozent der Seen und Flüsse in Europa sind in gutem Zustand, wie die Umweltagentur EEA berichtet. Die schlechten Werte stagnieren seit bald zehn Jahren.
Der Großteil der europäischen Gewässer ist in keiner guten Verfassung. Wie aus dem jüngsten Bericht der Europäischen Umweltagentur EEA hervorgeht, sind nur 37 Prozent der sogenannten Oberflächenwasserkörper wie Seen und Flüsse in einem guten oder sehr guten Zustand. Diese Zahl hat sich laut der Behörde seit 2015 nicht verändert – trotz Bemühungen.
"Unsere Gewässer stehen vor noch nie da gewesenen Herausforderungen, die die Wassersicherheit Europas bedrohen", beschreibt EEA-Direktorin Leena Ylä-Mononen die Situation. "Wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln, um die Gesundheit unserer wertvollen Flüsse, Seen, Küstengewässer und anderen Gewässer wiederherzustellen und sicherzustellen, dass diese lebenswichtige Ressource für künftige Generationen widerstandsfähig und sicher ist", fügte sie hinzu.
Aus Sicht der EU-Behörde muss Europa seine Widerstandsfähigkeit verbessern und für eine nachhaltige Süßwasserversorgung für Mensch und Umwelt sorgen. Die größte Belastung des Oberflächen- und Grundwassers stellt demnach die Landwirtschaft dar. Das liege unter anderem am intensiven Einsatz von Pestiziden. Zugleich sei die Landwirtschaft mit Abstand der größte Netto-Wasserverbraucher in Europa.
Nach Angaben der Umweltbehörde stammen zwei Drittel des Trinkwassers in der EU aus dem Grundwasser. 77 Prozent der Grundwasserkörper sind demnach in einem guten chemischen Zustand, was bedeutet, dass die Konzentration von bestimmten Schadstoffen den geltenden Qualitätsnormen entspricht. Als Hauptschadstoffe gelten Nitrate und Pestizide.
Wasserstress und Überschwemmungen
Auch Dürre und Hochwasser stellen die europäische Wasserversorgung vor Probleme. Zunehmende Wasserknappheit im Süden Europas und häufigere Dürreperioden wirken sich der EEA zufolge auf die öffentliche Wasserversorgung aus. 30 Prozent der europäischen Bevölkerung seien bereits von sogenanntem Wasserstress betroffen. Dieses Phänomen tritt ein, wenn mehr als 20 Prozent des verfügbaren Wassers von Menschen genutzt wird.
Aufgrund des Klimawandels wird der Agentur zufolge zugleich ein nachhaltiges Hochwasserrisikomanagement immer wichtiger. Intensive Regenfälle haben in Teilen Europas zuletzt zugenommen, was zu Überschwemmungen und wachsenden Hochwasserrisiken führe.
Für den Bericht der Europäischen Umweltagentur EEA wurden nach deren Angaben mehr als 120.000 Oberflächengewässer und 3,8 Millionen Kilometer Grundwasserfläche in der Europäischen Union und Norwegen bewertet. Er repräsentiert 85 Prozent der Oberflächenwasserkörper und 87 Prozent der Grundwasserkörper in der EU.
Tagesspiegel hier Von Katharina Redanz 15.10.2024,
Zustand des Wassers: EU-Agentur: Wasserversorgung vor großen
Herausforderungen
Wasserversorgung in Europa bedroht: Nur 37 Prozent der Gewässer in gutem Zustand
Dünger aus der Landwirtschaft setzt dem Wasser zu, der Klimawandel verstärkt sowohl Wasserknappheit als auch Überschwemmungen. Wie steht es um Europas Wasser und die Versorgungssicherheit?
Dreckige Luft sowie Nährstoffe und Pestizide aus der Landwirtschaft: Um den Großteil der europäischen Gewässer steht es weiterhin nicht gut. Nur 37 Prozent der sogenannten Oberflächenwasserkörper – also etwa Seen oder Flüsse – in Europa befanden sich nach Angaben der Europäischen Umweltagentur EEA 2021 in einem guten oder sehr guten Zustand.
Unsere Gewässer stehen vor
noch nie dagewesenen Herausforderungen,
die die Wassersicherheit Europas bedrohen.
Leena Ylä-Mononen, Direktorin der Europäischen Umweltagentur EEA.
„Wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln, um die Gesundheit unserer wertvollen Flüsse, Seen, Küstengewässer und anderen Gewässer wiederherzustellen und sicherzustellen, dass diese lebenswichtige Ressource für künftige Generationen widerstandsfähig und sicher ist.“ Die Sicherheit der Wasserversorgung stehe jetzt und in Zukunft vor großen Herausforderungen, so die EEA.
Vor allem die Landwirtschaft belastet Wasser
Die größte Belastung des Oberflächen- und Grundwassers gehe von der Landwirtschaft aus, berichtet die Agentur unter Berufung auf Angaben der Mitgliedsstaaten. Grund dafür sei vor allem der intensive Einsatz von Nährstoffen und Pestiziden.
Abhilfe schaffen könnten etwa Änderungen der landwirtschaftlichen Praktiken und neue Technologien, schreibt die EEA. Gleichzeitig sei die Landwirtschaft bei weitem der größte Netto-Wasserverbraucher in Europa – „und ohne Änderungen der Praktiken wird der Bedarf der Bewässerungslandwirtschaft mit dem Klimawandel wahrscheinlich steigen“.
Das Grundwasser liefert den Angaben nach zwei Drittel des Trinkwassers in der EU und unterstützt Ökosysteme wie Feuchtgebiete und Flüsse. Demnach sind 77 Prozent der Grundwasserkörper in einem guten chemischen Zustand. Die Hauptschadstoffe seien Nitrate und Pestizide. Mengenmäßig befänden sich 91 Prozent des Grundwassers in einem guten Zustand, heißt es.
Wasser wird knapper
Allerdings: Sogenannter Wasserstress sei eine wachsende Sorge in Europa, vor allem mit zunehmender Wasserknappheit im Süden sowie häufigeren und stärkeren Dürreperioden auf dem ganzen Kontinent. Dies wirke sich auf die öffentliche Wasserversorgung sowie auf Landwirtschaft und Industrie aus, heißt es.
Bereits jetzt seien jährlich 20 Prozent des europäischen Lands sowie 30 Prozent der Bevölkerung von Wasserstress betroffen. „Zahlen, die in Zukunft aufgrund des Klimawandels wahrscheinlich noch steigen werden“, so die EEA. Nach Angaben des Umweltbundesamts (UBA) spricht man von Wasserstress, wenn mehr als 20 Prozent des verfügbaren Wassers vom Menschen genutzt wird.
Europas Flüsse im Stillstand
„Man hat den guten ökologischen Zustand gar nicht mehr als Ziel“
Dagegen hilft ein geringerer Wasserverbrauch: „Die Reduzierung von Lecks, die Verwendung wassersparender Geräte und Prozesse und die Erhöhung der Wasserwiederverwendung würden die Effizienz verbessern“, sagt die EEA. Auch der Wasserpreis spiele eine Rolle: Er könne unter anderem eine wichtige Triebkraft für die Verringerung des Verbrauchs sein.
Klimawandel verstärkt Hochwasserrisiko
Auch „zu viel“ Wasser wird nach der Analyse der Experten zu einem immer größeren Problem: Intensive Regenfälle haben in Teilen Europas bereits zugenommen, was zu Überschwemmungen und wachsenden Hochwasserrisiken führe. Mit dem Klimawandel in Europa werde ein erschwingliches und nachhaltiges Hochwasserrisikomanagement immer wichtiger, mahnt die Agentur.
Erst im September hatten Überschwemmungen in ganz Mittel- und Osteuropa – von Rumänien über Österreich bis Polen – große Verwüstungen angerichtet. Auch im vergangenen Jahr war es innerhalb weniger Monate zu schweren Überschwemmungen mit Todesopfern in Italien, Norwegen, Slowenien und an der Mittelmeerküste gekommen.
Klimawandel verlängert Dürreperioden Studie zeigt stärkere Zunahme als zuvor angenommen
Der Bericht der Umweltagentur ist eigenen Angaben zufolge die umfangreichste Bewertung des Zustands der europäischen Gewässer, die mehr als 120.000 Oberflächengewässer und 3,8 Millionen Kilometer Grundwasserfläche in der Europäischen Union und Norwegen umfasst. Der Bericht basiert auf Daten, die von 19 EU-Mitgliedstaaten übermittelt wurden. Er repräsentiert 85 Prozent der Oberflächenwasserkörper und 87 Prozent der Grundwasserkörper in der EU. (dpa)
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