„Phänomenaler Energiewandel“: Kohleland startet jetzt mit Solar durch
Das Solarunternehmen Otovo muss aufgrund der Energiekrise in Deutschland die Hälfte seiner Mitarbeiter entlassen. Währenddessen wird Polen zum Vorreiter in der Solarbranche.
Der CEO von Otovo teilt seine Einblicke in die aktuelle Lage der Energiewende.
Die Solarbranche in Europa steht vor großen Herausforderungen und Veränderungen. Während die Solarenergie in Deutschland derzeit 11,9 Prozent der Stromerzeugung ausmacht und die Branche in einem Boom steckt, sehen sich viele Unternehmen mit Insolvenzen und Stellenabbau konfrontiert. Besonders die Konkurrenz aus China macht europäischen Herstellern zu schaffen. Der Markt wächst zudem nicht mehr so stark wie in den Zeiten der Energiekrise. Damals trieben die hohen Gas- und Ölpreise viele Verbraucher zur Solarenergie.
Ein Unternehmen, das diese Herausforderungen besonders spürt, ist die Solarplattform Otovo. Fast die Hälfte seiner Mitarbeiter musste der CEO und Grüner Andreas Thorsheim entlassen. Im Interview mit der Frankfurter Rundschau gibt er einen Einblick in die aktuelle Lage der Solarbranche. Vor allem ist ein Land derzeit auf der Überholspur im Bereich Solarenergie.
Schwierige Zeit für Solarbranche
170 Arbeitsplätze fielen durch den Stellenabbau bei Otovo weg. Im Interview erklärt Thorsheim: „Es ist natürlich unangenehm. Wenn man Menschen entlassen muss, gibt es keinen Weg, das schönzureden.“ Er spricht von einer schwierigen Phase nicht nur für Otovo, sondern für die gesamte Solarbranche in Europa. Viele Unternehmen sind von der rückläufigen Entwicklung betroffen, die auf den Nachwirkungen des Solarbooms zu Beginn des Ukraine-Krieges zurückzuführen ist. „Es ist ein 'Solarcoaster', also eine Achterbahn in der Solarbranche“, beschreibt der CEO die derzeitigen Marktschwankungen.
Trotz der Probleme sieht der Gründer von Otovo auch positive Entwicklungen in Deutschland. Der steigende Solarausbau hat zu einem Boom bei Batteriespeichern geführt. Während vor anderthalb Jahren nur 20 Prozent der Solaranlagen in Europa an eine Batterie angeschlossen waren, sind es mittlerweile 60 Prozent. Deutschland führt diesen Bereich an. „In Deutschland wurde fast jedes einzelne Solarpanel, das 2024 installiert wurde, mit einer Batterie verbunden.“ Das zeigt, dass Verbraucher zunehmend in Systeme investieren, die ihre Solarenergie speichern können, um sie effizienter zu nutzen.
Polens fortschrittlicher Energiewandel
Thorsheim betont außerdem, dass südeuropäische Länder sowie Polen aktuell besonders starke Märkte für Solarenergie sind. Der Grund für den Erfolg in Südeuropa liegt vor allem im Sonnenreichtum und der guten wirtschaftlichen Erholung nach der Inflation. „In Spanien gibt es doppelt so viel Sonne wie in Nordeuropa“, erklärt der CEO von Otovo.
Polen wiederum treibt den Ausbau der Solarenergie voran, um sich von der traditionell in großem Stil verwendeten Braunkohle aus lokaler Produktion und russischem Gas unabhängig zu machen. Thorsheim lobt die verlässliche Politik des Landes. Die Menge an jährlich neu installierten Solarpanels auf Polens Dächern sei vergleichbar mit einem der größten Stromkraftwerke Europas. Der Energiewandel in Polen gilt in seinen Augen als „phänomenal“.
Thorsheim bleibt weiterhin optimistisch für die Zukunft von Otovo und der Solarbranche. Er erwartet, dass das Jahr 2025 ein Wachstumsjahr wird, in dem besonders Südeuropa eine Führungsrolle übernehmen könnte. Seine Prognose: „Verbraucher können sich auf ein Jahr freuen, in dem sie wahrscheinlich die günstigste Kombination aus Solar- und Batteriesystemen erleben werden, die es je in Europa gab.“
Weitere interessante Artikel zu Solar-Themen:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen